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Land lauft jetzt voll liederlichen Volks.“ Der Hausknecht versicherte, es sey bereits Alles gut geschlossen und verwahrt und damit beruhigte sich der Wirth, der nun sein Hausexamen mit dem Knechte wieder fortsetzte. Kaum hatte er einige Minuten damit zugebracht, siehe da, so zischt und wisperts wieder gang vernehmlich, aber nicht mehr unten im Hause, sondern im obern Stocke.

Nun ward die Visitation wiederholt und weil man denn doch nicht wissen konnte, was man da oben antreffen würde, so bewaffnete sich Hans, der Hausknecht, dieses Mal mit der alten Hellebarde, die ein Inventariumstück des Hauses war und immer unter der Stiege aufbewahrt wurde. Der Salmenwirth aber nahm den Haushund, Türk genannt, mit sich und in die Hand sein Schwert, das er als Hauptmann der ehrsamen Bürgerschaft zum letztenmal trug, als die Landschaft gegen den Herzog Ulrich sich erhob und ihn zwang, sein Land mit dem Rücken anzusehen. Also gerüstet stiegen Beide die Stiege hinauf, den treuen Türk als Vorplänkler voraussendend, um bei Zeiten sich in Positur setzen zu können, wenn derselbe anschlagen und etwas Verdächtiges entdecken sollte.

Dieses tapfere Kleeblatt durchsuchte nun alle Gemächer des zweiten Stockes, und der Hausknecht Hans bewies bei dieser Gelegenheit ungemeine Geistesgegenwart und ausgezeichneten Muth. Denn an jeder Stelle, die er für verdächtig hielt, streckte er seine Hellebarde voraus und befahl dem beherzten Türk, vorauszuschreiten, um den Schelm aufzusuchen. Der Salmenwirth aber deckte mit erhobenem Schwerte den Rücken des Hausknechts. Aber auch dieser Streifzug war erfolglos. Das Gezische und Geflüster war verstummt, und verdrüßlich stiegen Herr und Knecht mit dem treuen Türk, welcher dieses Mal die Nachhut machte, wieder in den unteren Stock herab.

„Du hast doch das Gezisch und Geflüster und Gekreische gehört, Hans?“ fragte der Salmenwirth den Hausknecht verdrüßlich.

„Freilich wohl, Meister, hab ich es gehört und darauf kann ich einen Eid thun. Der Geier weiß, was hier im Spiel seyn mag.“

„Ich denke,“ fuhr der Salmenwirth fort, „wir warten dem

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 469. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_469.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)