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Den keiner überleben wollte!

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Entzweit sodann, und allen Landen

Verkauft als schlachtbereite Banden,
Und ehedem Ein Herz, Ein Mund!

„Wo sonst ein Vogt euch schlecht geschienen,
Urphede schwor er und entwich;

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Wir sind nicht euer Vogt, wir dienen

Dem Herzog, und ihr tödtet mich?
Sey’s drum, so opfert mich denn ihnen,
Die euch mit blanken Sonnenkronen
Den Mord, auf fremdem Boden, lohnen:

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Dem Siegesmund und Ludewig!


„Führt mich hinab, ich weiß zu sterben,
Und euer Henker zielt genau;
Doch diese That wird euch verderben,
Und euer Schwert durch jeden Gau

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Mit eurer Kinder Herzblut färben!

Schenkt meine sechszehn Hengste dorten
Und diesen letzten Ritterorden
Dem Kirchlein unsrer Lieben Frau!“

Ernst Ludwig Rochholz.


Wolfdieterich’s Buße in Burkheim.[1]

Wolfdieterich, der alte Held,
Er tritt aus seinem Schlosse,
Gewappnet wie zum Kampf im Feld,
Schwingt er sich hoch zu Rosse;

5
Noch grüßt er seiner Helden Chor

Und jaget durch das hohe Thor,
Wolfdieterich der Alte.

Ihm blühet Kraft, ihm glühet Muth,
Noch manchen Feind zu schlagen;


  1. [313] Die zwei Dichtungen Hug- und Wolfdieterich, die mit Otnit, dem großen Rosengarten und der Zwergsage vom König Laurin in das Heldenbuch gehören, sind verwandt und sollen den Dietrich von Bern verherrlichen. Hug Dieterich, König von Konstantinopel, hat sich die von ihrem königl. Vater in einen Thurm gesperrte Hildgard zur Gemahlin erwählt und ist in einer Verkleidung zu ihr gedrungen. Beider Sohn wird im Walde ausgesetzt und von Wölfen ernährt, daher sein Name Wolfdieterich. Obwohl von seinem Vater anerkannt, versagen ihn doch nach dessen Tode seine Brüder und er muß mit seinen Vasallen in ein festes Schloß weichen. Die rauhe Else, welche ihn liebt, befreit ihn durch Zauberkunst. Nach langem Umherirren und Kämpfen wird sie seine Gemahlin, ihm dann geraubt, allein wieder von ihm gewonnen. Er besiegt Otnit, macht einen Kreuzzug, und wirbt, nachdem Otnit erschlagen ist, um dessen Wittwe Siderat. Sie gibt ihm auf, gegen die Drachen zu ziehen. Der alte Drache reißt ihn zwar in seine Höhle, doch tödtet er hier die Drachen, vermählt sich mit Siderat, zieht nach Konstantinopel, überwindet seine Brüder und befreit seine Vasallen. Er wird dann Kaiser von Rom, übergibt seinem Sohne, der Hugdieterich heißt, das Reich, und geht nach Siderats Tode in ein Kloster, wo er, nachdem in dieser Sage berichteten Kampfe mit den Geistern aller von ihm erschlagenen Feinde, sein Leben beschließt. Vergl. Nodnagel’s „Fünf Bücher teutscher Sagen.“ etc.
    Das „Universallexikon von Baden“ IA gibt, Seite 223, Burkheim als den Ort an, wo dieser Held Buße gethan und erwähnt auch des dortigen „Hexenthurmes“, worin sieben Weiber, welche im Juni 1616 zu Burkheim als Hexen verbrannt wurden, gefangen saßen.
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 311. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_311.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)