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Un’s heißt, i weiß nitt, öb i ’s wieder sage soll,
Er thieg si jielimol gar jeze no
Ganz grait der Innerberg dert uffe, höre lo.
Mit wilde Rosse zieg er almig us, uff d’Jacht,

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Un heig e Lebtig dobe, bis der Tag verwacht.[1]

Jez ich glaub’s nitt; denn isch er scharf au gsi:
D’Rechtschaffeheit het doch nit gfehlt derbi.
Un z’Müllen in der Chilche stoht si Grabstei no,
Un der vu siner Frau isch nebe dra.

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Dert schloft er rüeihig. Chönnte’s Alli so,

Wu gstorbe sin, un henn en Amt im Lebe gha! –
Sell isch jez Badewiler, bhalt’s im Sinn,
’s Amthus un ’s Schloß; nu siehsch sell Hüsli nebe dra?
Dert tanze sie im Summer alli Sunntig drin,

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Un mengmol chunnt sie’s in der Wuchen au no a.

Un lueg, sell gros, sell isch’s neu Römerbad;
Es isch e Saal drin, me verluegt si schier;
I sag der, Meieli, es isch e Staat,
De glaubsch es nitt, bis i di ane fuehr.

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Un besser hinte zieht si’s Dorf am Berg no hi;

Vor alte Zite seig’s scho’s fürnehmst Badort gsi.
Un jezen isch im Summer eben alles voll,
Mer weißt als fast nitt, wu men ane luege soll.
’s isch aber au kei Wunder, uff mi Treu,

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Wenn d’Gäst mehr uffe gehn, vu Johr zue Johr,

Wenn’s wuslet überal mit Groß und Chlei,
Denn ’s isch so schön dert, ’s chunnt eim wie im Himmel vor.

Jez lueg in Wald dert uffe, linkerhand,
Dert hinterm Schwärziberg, siehsch sell alt Schloß?

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Es isch der Neuefels.[2] – Dert sieht mer erst in’s Land,

Me chunnt fast nimmi vu der Ussicht los!
Doch gehn d’Lit wunderselten emol hi,
Warum? ’s isch müehsam un me sind’t der Weg nitt gli.
Dert obe henn, vor Zite, Heere gwohnt,

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Mit Frau un Chinder, un das brave Lit;

Sie henn der Buursmann gästimiert un gschont,
Und Unrechts weißt me vu de Neuefelser nit.


  1. [254] Siehe den Artikel „der wilde Jäger Habsberger.“ Seite 186 dieses Buches.
  2. [254] Eine halbe Stunde von Oberweiler aufwärts liegt die Ruine des Schlosses Neuenfels, welche von Badenweilers Gästen sehr oft besucht wird. Die Mauern desselben stehn noch; man sieht den alten Schloßhof und in kleiner Entfernung davon den Raum des ehmaligen Gartens. Von der Geschichte des Schlosses schweigen die Urkunden. Der letzte Besitzer war Christoph von Neuenfels, der es mit seiner Gattin, einer Tochter und fünf Dienstboten bewohnte. Noch vom Jahre 1540 hat man Kunde von ihm. Eine wohldressirte, große Dogge holte jeden Tag in Britzingen oder Badenweiler den Fleischbedarf in einem Korbe für die Familie. Einst, nachdem der Hund mehrere Tage lang ausgeblieben war, ahnte man darauf nichts Gutes; man begab sich auf das Schloß, fand den Hund neben einigen Dienern erschlagen und die Herrschaft ermordet, welche Greuelthat wahrscheinlich von Räubern verübt worden. Die Leichen wurden in Britzingen beigesetzt.
    (Siehe Pfarrer J. Schneider’s; „Das Badische Oberland.“ Lörrach, 1841. S. 18.)
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_251.jpg&oldid=- (Version vom 23.5.2018)