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Worten: „Da habt ihr euern Sitz in Kilch!“ – Daher der alte Namen „Sitzinchilcha,“ jetzt Sitzinkirch oder Sitzenkirch.

(Siehe Pfarrer Schneider’s obengenanntes Werk.)


Eine der Ottiliensage verwandte Legende von Sitzenkirch.

Fliehend vor ihren Verfolgern, rohen Kriegern aus dem Heere des Grafen Rudolf von Habsburg, durch welches das Kloster Sitzenkirch im Jahre 1272 eingeäschert wurde, hatte eine Nonne von dort die Felder von Auggen bereits erreicht, als sie vor Erschöpfung zur Erde sank. Inbrünstig flehte sie zur heiligen Jungfrau, sie nicht der Schande und dem Elend preiszugeben,

Ihr zu senden,
Sie zu wahren,
Ihrer Engel treue Schaaren.

Siehe! da öffnete sich neben ihr die Erde und eine kristallklare Quelle sprudelte daraus hervor; die fromme Jungfrau trank von dem Wunderwasser zur Genüge, fühlte sich wieder plötzlich von neuem Leben durchdrungen und alle Müdigkeit verschwunden. Nach einem kurzen aber heißen Dankgebete setzte sie rasch ihre Flucht fort und fand jenseits des Rheins ein sicheres und stilles Asyl.

Noch rieselt jene liebliche Quelle und führt zu Ehren der heiligen Jungfrau noch heut zu Tage den Namen „das heilige Brünnlein.“

(Siehe Pfarrer J. Schneider’s obengenanntes Werkchen. S. 34.)


Die Unterhaltung bei dem Judengalgen nächst Müllheim.[1]

Weisch, wun es ani goht, das Wegli i?
Im Judegalge zu; mer sin jez bal derbi.
Dort obe, lueg, wu selli Nußbäum stehn,


  1. [253] Der Dialect, in welchem die in meiner Sammlung „Allemania“ enthaltenen Dichtungen geschrieben sind, ist der allemannische und beinahe der nämliche, wie bei Hebel, von dem ich nur darin abweiche, daß hier viele Endungen auf u (z. B. wu, chu etc.) vorkommen, welche dort auf o ausgehen. Diese Endung auf u hat aber zweierlei wesentlich verschiedene Klänge. Der eine ist ein reines „u,“ wie im Hochteutschen; der andere ist ein gemischtes, breites „u,“ welches ein kurzes „e“ nachtönen läßt, z. B. „du“ und „thue“ (thun). Diesen letzten Vokal habe ich überall, wo es die Aussprache so fordert, beigeschrieben. Wo also das „e“ hinter einem „u“ erscheint, da will letzteres keine eigene Sylbe bilden, sondern einsylbig mit dem „u“ zusammen gelesen seyn.
    [254] Auch in der Orthographie weiche ich zum Theil zuweilen von der Hebel’schen ab, da mein Bestreben dahin ging, den Klang der Wörter, so weit dies auf einfache Weise geschehen konnte, möglichst treu durch die Schreibart zu bezeichnen, selbst wenn sie der Analogie des Hochteutschen zuwider läuft.
    L. F. Dorn.     
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_249.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)