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fühlten sie sich zu Boden geworfen. Als sie nach geraumer Weile aus ihrer Besinnungslosigkeit sich wieder erholten und eben der Mond in seinem letzten Viertel am tiefblauen Himmel aufgieng, sahen sie sich, statt auf dem Platze, wo sie zu graben angefangen, mitten in ein nahes, mit Brennesseln verwachsenes Dorngebüsch gelagert, und Gesicht, Hände und Füße aufs Empfindlichste verletzt. Beschämt und den Schatz in des Schloßbergs innerste Tiefe verwünschend, zogen sie heim und zeigten von nun an keine Lust mehr, durch Hebung von vergrabenen Schätzen reich zu werden.

J. A. Rueb.


Eichsel, Amt Schopfheim.

Nach der Sage sollen in diesem, zwei Stunden von Schopfheim entfernten Dorfe die drei heiligen Jungfrauen Kunegunde, Mechtundis und Wibrandes aus der Gesellschaft der heiligen Ursula begraben seyn. Noch heut zu Tage führt ein zwischen Rapperschwyr und Eichsel befindlicher Brunnen den Namen Mägdebrunnen.


Nonnenmattweiher.[1]

Es stand im kühlen Waldesraum
Das Kloster Nonnmattweiher;
Dort walteten der Schwestern viel,
Doch Wollust trieb ihr schnödes Spiel

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Wohl unterm weißen Schleier.


Wenn Morgens früh zur Mette rief
Das Klosterglöcklein helle,
Da zogen sie, gar fromm entbrannt,
Das Büchlein in der zarten Hand,

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Allsammt in die Kapelle.

  1. [239] Dieser wegen seiner ehemals schwimmenden, nun mit dem Ufer verbundenen Torfinsel und seiner herrlichen Fische merkwürdige Weiher liegt an der Nordseite des hohen Kohlgartens, in einem ovalen, rings von steilen, waldigen Bergen umgebenen Kessel.
    Nach der allgemeinen Volkssage der Umgegend soll vor Zelten auf der Stelle, wo jetzt der Weiher ist, ein Nonnenkloster gestanden haben, und auf dem zwei Stunden davon liegenden Stockberge ein Mönchskloster. Die Bewohner des Letztern pflegten jene Nonnen öfters in allerlei gottesdienstlichen oder ökonomischen Geschäften zu besuchen, welche aber auch zu einem gar vertraulichen und ärgerlichen Umgange führten, so daß das Nonnenkloster einst, mitten in einer üppigen Schwelgernacht, plötzlich mit Mönchen und Nonnen in die Erde versank und ein kleiner See dafür an dessen Stelle trat, auf dem sich eine aus Torf, Wurzeln, Laub- und Mooswerk bestehende grüne Insel bildete, auf der man ohne Gefahr herumwandeln konnte.
    (Aus einem Aufsatze des Kreisraths Gysser im Freiburger Wochenblatt, 1819. S. 816 u. ff.)
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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_237.jpg&oldid=- (Version vom 31.5.2018)