erobert und zerstört. Seitdem liegt es in Ruinen, die noch Zeugen sind von seiner ehemaligen Größe und Herrlichkeit. Der einst bedeutende Marktflecken Rötteln (eine Stadt ist Rötteln nie gewesen, wie Manche irrthümlich behauptet haben), unweit des Schlosses liegend, ist von der Zeit an zu einem bedeutungslosen Oertchen, durch nichts mehr ausgezeichnet als durch einen reizenden Pfarrsitz, herabgesunken. Dagegen ist aus seinen Trümmern wie eine Colonie die Stadt Lörrach entstanden, die bis dahin nur ein Marktflecken war.
Spinnet, Töchterli, spinnet, und Jergli, leng mer der Haspel!
D’Zit vergoht, der Obed chunnt und ’s streckt si in’s Früeijjohr.
Bald gohts wieder use mit Hauen und Rechen in Garte.
Werdet nur flißig und brav, wie’s Riedligers Tochter!
uffem verfallene Dach, und ’s regnet aben in d’Stube.
Frili ’s isch scho alt, und sin jez anderi Zite,
Weder wo der Simme-Fritz und ’s Eveli g’huust hen.
Sie hen ’s Huus erbaut, die schönsti unter de Firste,
Het me gfrogt, wer sin im Wald die glücklichsten Ehlüt,
Het me gseit: „der Simme-Fritz und ’s Riedligers Tochter!“
Und ’s isch dem Eveli grothe mit gar verborgene Dinge.
Spinnet, Chinder, spinnet, und Jergli, hol mer au Trieme! –
Het en d’Muetter gno, und gfrogt mit biwegliche Worte:
„Hesch di no nit anderst bsunne? G’falle der ’s Meiers
Matte no nit besser zue siner einzige Tochter?“
Und der Fritz het druf mit ernstliche Worten erwiedert:
’s Riedligers suferi Tochter zue ihre Tugede gfallt mer.“ –
„D’Tugede laß den Engle! Mer sin jez no nit im Himmel!“ –
„Lönt de Chüeihe ’s Heu ab’s Meiers grasige Matte!“ –
„D’Muetter isch e Hex!“ – „Und soll au d’Muetter e Hex sy,
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_199.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)