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Ein Jeder stützt die Stirn’ und sinnt,
Daß er recht schnell das Geld gewinnt.
Doch wie er auch den Kopf zerbricht –
Ein passend Wörtchen find’t er nicht.

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Da kam mit dickem Knotenstocke

Ein fremdes Männlein von dem Berge,
An Größe glich es einem Zwerge;
Bis auf die Hälfte von dem Rocke
Floß ihm nach Patriarchen Art

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Ein ungeheurer gelber Bart,

Und seiner Haare Ringelgold
Kam unterm Hut ihm vorgerollt.

Er, von des Silbers Glanz geblendet,
Fragt, wer hier dieses Geld empfange?

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Man sagt’s – er sinnt nicht gar zu lange,

Und also an den Rath sich wendet:
„Hört, hochachtbare Herren mein!
Das Geld könnt’ auch für mich gut seyn!
Drum streich’ ich es in meinen Hut,

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Benenn’ die Stadt dafür „Waldshut!


Nun eilt damit der alte Kleine
Fort auf den wohlbekannten Wegen;
Und wunderschnelle zu bewegen
Wußt’ er die kurzen Zwergenbeine.

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„He, he! Mann Gottes! nur gemach!“

Ruft ihm der Rath entrüstet nach;
Doch war das Männlein nicht so dumm,
Und kehrte sich nicht wieder um.

Längst war er jedem Blick entschwunden,

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Der unbekannte, schlaue Gelbe,

Nun rathschlagt man, was denn derselbe
Wohl für ihr blankes Geld erfunden?
Waldshut? – Ein schöner Doppelsinn
Steckt“ – sagt der Präsident, – „darin.

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Bei meiner Treu! das Wort ist gut:

Die Hut des Volks, des Schwarzwalds Hut!

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_127.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)