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Hat nicht aus der Art geschlagen,
Sie lebt fort zu gutem Werk,

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Stets soll man hier oben sagen:

„Hie allweg gut Württemberg!“

H. Schönhuth.
(Aus Dessen „Geschichte Hohentwiels etc.“ Freiburg, 1836. Waizenegger.)

¹) Ich glaubte diese berühmte Veste, obgleich sie seit lange schon zum Würtembergischen Gebiete gehört, von dem Badischen Sagenbuch nicht ausschließen zu dürfen, theils weil sie noch innerhalb Badens Grenzen liegt, theils weil ihre frühern Besitzer Badische Fürsten waren.

Beinahe in der Mitte des an so viel Wundern der Natur reichen Hegau’s, wo acht kegelförmige Berge vulkanischen Ursprungs aus dem Bodensatz uralter Fluthmassen emporsteigen, erhebt sich der höchste dieser Felsstöcke, von drei Seiten steil und schroff wie keiner der andern, aber rings umgeben von lachenden, mit allen Erzeugnissen eines milden und fruchtbaren Klima’s gesegneten Fluren; dicht zu seinen Füßen die freundlichen Marktflecken Singen, Hilzingen, etc. weiter hinaus eine Menge von Dörfern, Schlössern und Ruinen, und der südliche Horizont besäumt vom glänzenden schwäbischen Meeresspiegel, über den hoch in den Aether die blitzenden Alpenkronen in unabsehlicher Ferne sich reihen. Seine Höhe beträgt 2174 Pariser Fuß über dem Meeresspiegel, und trägt die Krone aller übrigen Hegauer Burgruinen, das einst fast unüberwindliche Hohentwiel. Ihr Ursprung ist schon in den Römerzeiten zu suchen, wofür der Name Duellum oder Duellium spricht, den sie bereits in den frühesten Urkunden führt. Wahrscheinlich wurde dieses Kastell als Hochwarte unter Kaiser Valentinian erbaut.

²) Die beiden schwäbischen Kammerboten Bertholt und Erchinger, durch ihren Kampf mit dem Bischof Salomo von Constanz, mit dem deutschen König Konrad und ihr tragisches Ende, aus der Geschichte bekannt genug.

³) Hedwig, Tochter Herzogs Heinrich von Bayern, nach dem Tode ihres Gemahls Burkhard II. (973) verwittwete Herzogin von Schwaben, kam einst, als sie auf Hohentwiel ihren Sitz hatte, in das Kloster St. Gallen, um dort ihre Andacht zu verrichten. Der Abt Burkhard nahm sie aufs Herzlichste auf, zumal sie seine Nichte war, und wollte sie mit Geschenken beehren. Allein sie lehnte alle ab und erbat sich dafür blos, daß er ihr dafür den jungen Mönch Ekkehard, (den nachmaligen Geschichtsschreiber des Klosters St. Gallen) auf einige Zeit als Lehrer der alten Sprachen, die sie mit Eifer studirte, nach Hohentwiel mitgehen möchte, was ihr auch, wiewohl ungern, gewährt wurde. Dort räumte sie ihm ein Gemach dicht neben dem ihrigen ein. Dahin kam sie nun täglich, oft sogar bei nächtlicher Weile, in Begleitung einer Magd, um mit ihm die griechischen Classiker zu lesen, doch geschah dies immer bei offenen Thüren, um keine Verleumdung ihrer Tugend aufkommen zu lassen,

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_093.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)