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Wagen voll Eier, den sie ihrem Herzog als Abgabe bringen müssen, recht voll stampfen wollten, und die Eier mit den Füßen fest getreten, davon denn die Eier etwas Wenigs zerbrochen, und die Füße der Bopfinger gegilbt hatten.

Zogen nun die Sieben allesammt guten Muthes mit ihrem Spieß dahin, kamen eines Heumondtages in der späten Dämmerung über eine grüne Wiese, da hob sich eine Hurnauspe[1] nicht weit von ihnen mit feindlichem Gebrummel hinter einer Dornhecken hervor, und flog vorüber. Darob erschrack der Schulz Allgäuer mächtiglich, und begann Angstschweiß zu schwitzen, konnte auch kaum noch den Spieß halten, und schrie seinen Kriegsgesellen zu: „Horcht! horcht! Der Feind trommelt schon!“ Da schmeckte der Jackli, der dicht hinter dem Schulzen ging, einen übeln Geruch und rief: „Wohl, wohl! Etwas ist vorhanden! Ich schmecke schon das Pulver!“ Da nahm der Herr Schulz Reißaus, ließ den Spieß fahren und sprang über einen Zaun, kam aber gerad auf die Zinken eines Rechens zu springen, und da fuhr ihm der Stiel ins Gesicht und gab ihm einen ungewaschenen Schlag. Schulz vermeinte, der Feind haue auf ihn ein, und schrie: „Gieb Gnade! Ich ergeb’ mich!“ Die andern Sechs waren nachgesprungen über den Zaun, und da sie ihren Anführer also schreien hörten, so schrieen sie Alle: Giebst du dich, so geb’ ich mich auch! Giebst du dich, so geb ich mich auch! Aber es war Niemand vorhanden, der die sieben Schwaben gefangen nehmen wollte, und da sie das merkten, schämten sie sich ihrer wenigen Herzhaftigkeit und verschwuren sich, diese ihre erste Heldenthat nicht weiter zu erzählen.

Weiter so kamen die sieben Schwaben auf ihrem Zuge in einen Hohlweg, und wie sie so tapfer darauf los marschirten, merkten sie nicht, daß ein großmächtiger Bär im Wege lag, bis der Allgäuer ganz nahe an ihm war. Als er den Bären sah, war er hin vor Schreck, stolperte und stieß mit dem Spieße geradezu auf den Bären los, wozu er aber nichts konnte, und schrie dazu gottsjämmerlich: „Ein Bär! ein Bär!“ Vermeinte sein letztes Brod wäre gebacken und bereits verzehrt. Doch


  1. Horniß.
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_066.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)