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Das Crucifix bei der Mainau.

Nachdem die Schweden das Eiland Mainau eingenommen hatten, luden sie das Crucifix und die beiden Schächer von Erz, welche nächst der Insel am See standen, auf einen zweispännigen Wagen und fuhren damit fort. Am Berge von Lützelstetten hielten die Pferde, und der Wagen war nicht mehr von der Stelle zu bringen, obgleich die Schweden zuletzt gar zwölf Pferde daran spannten. Sie ließen ihn nun sammt seiner Ladung stehen, und spannten blos ihre Pferde davon aus, worauf Bauern ihn mit zwei Ackergäulen ganz leicht zurückführten und das Crucifix nebst den Schächern wieder am vorigen Orte aufstellten.

(Siehe Mone’s Anzeiger für Kunde der teutschen Vorzeit. Jahrg. 1839.)


Insel Reichenau.

Die jetzt so liebliche Reichenau war ehemals (724 n. Chr.) noch ein von schädlichem Gewürme bewohntes, wildes Eiland, das in dem Gebiete eines Austrasischen Landvogtes, Namens Sintleoz (Sintlas) lag, welcher gegenüber, auf einer wahrscheinlich nach ihm benannten Burg (später Sandeck genannt) oberhalb Bernang am Untersee, seßhaft war. Sie hieß schlechthin die Aue, auch die Sintlas-Au[1]. Dorthin schickte der Austrasische Hausmajer Karl Martell den helvetischen Bischof Priminius aus Winterthur, um eine christliche Pflanzstätte zu gründen. Der Bischof erhielt von Sintlas Wohnung, reinigte das Eiland von den Schlangen und gründete eine Abtei, der die schwäbischen Dörfer Markolfingen, Alohospach (Allenspach), Kaltebrunn, Almanns-Montescurt (Allmannsdorf) und Erfmuottingen (Ermatingen) mit Land und Leuten


  1. Sintilleozas Anna noch im Jahr 903.
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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_053.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)