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939Was in der Welt sich begiebt, das ordnet Gott;
Durch ihn setzen das Recht die Fürsten, und siegen die Herrscher.
Bruderkrieg zu erblicken verlangt dich[1]
Ihnen zum Unheil jetzt, Blutgieriger, Täuscher, Verruchter?
† Ha! Leviathan du, Behemoth, du willst
Mit arglistigem Trug erneuen den Frevel der Vorzeit?
Deiner wartet die Strafe für Aller Schuld.
Was der Verworfenen Zahl hier, dich anklagend, verwirket,
Büßest allein einst, Schändlicher, alles du.
Alle die feurigen Fesseln, dem Sünder zur Strafe bereitet,
Dir, Elender, gebühren sie, aber nicht
Wirst zu dem ewigen Brand, wenn dich der Richter hinabstürzt,
Du mit dir in des Erebus Flammenmeer
Ziehen die Christen; denn wenn auch sie nach der Sühne des Taufbads
Noch mit Schuld sich befleckt, so wartet doch
Ihrer die Gnade von Gott, der sterbend die Sünder erlöset.

20. Zu dieser so großen und verderblichen Uebelthat wurde Heinrich durch den Grafen Eberhard verleitet. Zu der Zeit nämlich, als dieser sich zuerst empörte, hatte Heinrich seinem Bruder, als seinem König und Herrn, so wie es sich gebührte, Beistand geleistet, und mit aller Anstrengung die Feinde bekämpft. Weil aber nicht nur denjenigen, welche zeitlichen Dingen nachtrachten, sondern sogar auch solchen, die sich ganz den ewigen Dingen hingegeben haben und in der Beschaulichkeit innerlicher Andacht leben, durch Unachtsamkeit nicht selten Unheil entsteht, und wie Vegetius Renatus in seinem Buch von der Kriegskunst (III, 22) sagt, daß mit Nothwendigkeit die Gefahr desto größer zu sein pflegt, je sicherer man sich glaubt, so geschah es, daß Heinrich, da er sich in einem festen Orte aufhielt und, sorglos, zu wenig auf seine Sicherheit bedacht war, von dem vorgenannten Eberhard mit Heeresmacht belagert wurde; und bevor noch der König, sein Bruder, ihm zu Hülfe

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Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk'schen Buchhandlung, Leipzig 1890, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/80&oldid=- (Version vom 8.4.2023)
  1. Jetzt wendet sich der Dichter an den leidigen Satan, vor dessen Eigennamen er nicht ermangelt, ein abwehrendes Kreuz zu setzen.