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durch Trinkgelage entweiht. O Gräuel! es wurden dort sogar Weiber öffentlich der Unzucht preisgegeben.

894 34. Auf seinem Rückzuge wurde der schwer erkrankte König Arnulf von dem Könige Wido auf dem Fuße verfolgt[1]. Und als er den Berg Bardo[2] erstieg, beschloß er auf den Rath der Seinen, den Berengar blenden zu lassen, um sich auf solche Weise den Besitz Italiens zu sichern. Allein einer von Berengars Verwandten, der bei dem Könige in besonderer Gunst stand, erfuhr diesen Rathschluß, und theilte ihn unverweilt dem Berengar mit, der, sobald er ihn erfahren hatte, die Fackel, mit welcher er eben dem Könige leutete, einem Andern übergab, entwich, und eilig nach Verona flüchtete.

35. Von nun an gaben alle Italiener wenig mehr auf Arnulf und achteten ihn für nichts. Darum entstand auch, als er nach Pavia kam, ein großer Aufruhr in der Stadt, und in seinem Heere wurde ein solches Blutbad angerichtet, daß die Grüfte der Stadt, die man mit anderem Namen Kloaken nennt, von den Leichen der Erschlagenen angefüllt wurden. Da Arnulf dieses sah, beschloß er, weil ihm der Weg über Verona verlegt war, auf der Straße Hannibals, die man Bardus[3] nennt, und über den Jupitersberg heimzukehren. Und da er vor Ivrea anlangte, befand sich daselbst der Markgraf Anscarius, auf dessen Anstiften auch diese Stadt sich empörte. Arnulf aber gelobte eidlich, von dem Orte nicht eher zu weichen, als bis man ihm den Anscarius ausgeliefert hätte. Dieser jedoch, wie er denn ein sehr furchtsamer Mann war, ganz mit dem zu vergleichen, von welchem Virgil[4] sagt: „Reich an Hab’, und der Zunge Gewalt; doch weniger feurig kämpfte der Arm;“ verließ die Burg und verbarg sich in den Höhlen der Felsen

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Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk'schen Buchhandlung, Leipzig ohne Jahr, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/41&oldid=- (Version vom 26.3.2023)
  1. Was von dieser Erzählung überhaupt wahr ist, bezieht sich auf Arnulfs ersten Rückzug aus Italien.
  2. Im Herzogthum Parma, unweit Berceto.
  3. Zwischen Ivrea und Aosta, wo jetzt das Castell Bard steht. Der Jupitersberg ist der große St. Bernhard.
  4. Aeneide XI, 338.