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wie ein gewisser Dichter ihn nennt,[1] indem er ihn folgendermaßen schildert:

Völlig gerecht ist der Neid, der unverzüglich des Neiders
Eigenen Geist aufzehrt, nagend mit quälender Pein.

Der Neidische will den Andern überlisten und wird selbst überlistet; während er seinem Nächsten den Untergang bereitet, geht er selbst zu Grunde. Was geschah also? Was die Sarazenen mit eigener Kraft nimmermehr vermocht hätten, das erlangten sie, indem sie mit Hülfe der einen Partei die andere besiegten, und nun, da sie fortwährend neuen Zuwachs aus Hispanien erhielten, diejenigen auf alle Weise zu bedrängen anfingen, als deren Beschützer sie anfangs aufgetreten waren. Nun wüthen sie, vertilgen das Volk, lassen gar nichts übrig. Schon zittern auch die übrigen Völkerschaften in jener Gegend, denn nach den Worten des Propheten verjagte einer von ihnen tausend, und zweie machten zehntausend flüchtig. Und warum geschah das? Weil ihr Gott sie verkauft hat, und der Herr sie hat verstocken lassen.[2]

5. Zu dieser Zeit also war zu Konstantinopel Leo Porphyrogenitus Kaiser, der Sohn des Kaisers Basilius, und Vater des jetztlebenden und glücklich regierenden Konstantinus. Simeon, ein tapferer Kriegsmann, beherrschte die Bulgaren, ein Christ, doch abgesagter Feind seiner Nachbarn, der Griechen. Das Volk der Ungern, dessen Grausamkeit fast alle Nationen erfahren haben, und welches, wie wir umständlicher erzählen werden, mit Gottes gnädiger Hülfe, durch die Macht des heiligsten und unüberwindlichsten Königs Otto geschreckt, sich jetzt nicht zu rühren wagt, das war uns allen damals noch unbekannt. Es war nämlich von uns durch einige schwer zu bezwingende Bollwerke, die der gemeine Mann Klausen[3] nennt,

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Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk'schen Buchhandlung, Leipzig ohne Jahr, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/27&oldid=- (Version vom 22.3.2023)
  1. Im Commentar des hl. Hieronymus zum Galaterbrief III, 5.
  2. 5. Mos. 32, 30.
  3. S. S. 8 Anm. 4.