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überließ, welcher ein Pfund Silber werth war. Als ich nun nach zwanzigtägigem Aufenthalt von Korfu abreiste, befahl derselbe Mensch, dem ich jenen Teppich geschenkt hatte, dem Schiffsherrn, daß er mich jenseits der Akroterien d. h. eines gewissen Vorgebirges, ans Land setzen und dem Hungertode preisgeben sollte. Dies that er aber deswegen, weil er mein Gepäck wieder durchforscht hatte, um zu sehen ob ich etwas Purpurstoffe heimlich mitgenommen hätte, und bei der Gelegenheit sich ein Stück ausbat, das er aber nicht von mir erhielt. O ihr Michaele! ihr Michaele! wo habe ich euch jemals so viel und von so böser Art gefunden! Mein Hüter in Konstantinopel überantwortete mich seinem Nebenbuhler Michael; ein Schelm einem Schurken, der Schurke einem Bösewicht. Michael hieß auch mein Diasostes; ein einfältiger, argloser Mensch, dessen Einfalt mir aber beinahe eben so viel schadete wie die Bosheit der anderen. Aus den Händen dieser kleinen Michaele gerieht ich in die deinigen, o großer Michael, halb Einsiedler, halb Mönch. Wahrlich, ich sage dir, darauf kannst du dich verlassen: es wird dir das Bad nichts nützen, worin du dich in Sanct Johannes des Täufers Minne täglich berauschest. Denn wer Gott nicht aufrichtig sucht, der verdient nicht ihn zu finden.


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Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk’schen Buchhandlung, Leipzig 1890, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/199&oldid=- (Version vom 6.5.2023)