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968 damals hätte deuten können. Denn in demselben Augenblick, als er mir mit einem Kusse Frieden gab, den er doch nicht im Herzen trug, erbebte ganz Korfu, nämlich eine große Insel; und zwar erbebte sie nicht etwa einmal, sondern dreimal an demselben Tage. Dec. 22. Vier Tage später aber, nämlich am zweiundzwanzigsten Dezember, als ich zu Tische saß und Brod aß mit dem, der mich mit Füßen trat[1], verbarg die Sonne aus Abscheu gegen eine so unwürdige That die Strahlen ihres Lichtes und erlitt eine Verfinsterung, wodurch jener Michael zwar erschreckt, aber nicht gebessert wurde.

65. Ich will also erzählen, was ich aus Freundschaft für diesen Menschen gethan, und welchen Lohn ich von ihm erhalten habe. Auf meiner Hinreise nach Konstantinopel hatte ich seinem Sohne jenen kostbaren, mit bewundernswerther Kunst gearbeiteten und vergoldeten Schild verehrt, welchen ihr, meine erhabenen Gebieter, mir mit den übrigen Geschenken mitgegeben hattet, um sie in Griechenland unter meine Freunde auszutheilen. Jetzt, bei meiner Rückreise, schenkte ich dem Vater ein sehr kostbares Gewand. Für alles dieses aber dankte er mir auf folgende Weise: Nicephorus hatte ihm geschrieben, daß er mich, sobald ich bei ihm angekommen wäre, unverweilt auf einem griechischen Schiff zu dem Kämmerer Leo weiter befördern sollte; dieses that er aber nicht, sondern er hielt mich zwanzig Tage auf, während welcher Zeit er mich, nicht auf seine, sondern auf meine Kosten, bewirthete, 969
Jan. 7.
bis von dem besagten Kämmerer Leo ein Bote anlangte, der ihn darüber zur Rede stellte, weshalb er mich aufhalte. Aber weil er meine Vorwürfe, Klagen und Seufzer nicht anhören mochte, so entfernte er sich, und überantwortete mich einem Menschen, der mir nicht einmal erlauben wollte, die zu meinem Lebensunterhalt nöthigen Dinge einzukaufen, bis ich ihm einen Teppich

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Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk’schen Buchhandlung, Leipzig 1890, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/198&oldid=- (Version vom 6.5.2023)
  1. Evang. Joh. 13, 18.