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Dec. 6.
Wort in die Feder gebracht. Denn wirklich sage ich, daß sie Kapaune, das ist Verschnittene sind, was gegen die Kirchengesetze ist; sie sind aber auch Kauponen d. h. Schenkenwirthe, was ebenfalls wider die Kirchengesetze ist. Von ihrer Mahlzeit kann man sagen:

Lattich allein ist der Schluß, ist des kärglichen Mahles Eröffnung;
Lattich, das Ende doch nur vom Mahl in den Tagen der Väter[1].

Glücklich würde ich sie in ihrer Armuth preisen, wenn sie darin die Armuth Christi nachahmten! Aber sie treibt dazu nichts anders als das blanke Geld, und die grauliche Goldesbegier[2]. Doch möge Gott ihnen gnädig sein! Ich glaube, sie thun es deswegen, weil ihre Kirchen zinsbar sind. Der Bischof von Leukate versicherte mir eidlich, seine Kirche müsse jedes Jahr dem Nicephorus hundert Goldstücke entrichten, und so auch die übrigen Kirchen mehr oder weniger, je nach ihren Kräften. Wie unrecht dieses sei, zeigen uns die Anordnungen des heiligen Erzvaters Joseph. Denn als dieser zur Zeit der Hungersnoth ganz Aegypten dem Pharao zinsbar machte, gestattete er doch, daß die Grundstücke der Priester von der Zinszahlung frei blieben.

Dec. 14. 64. Am vierzehnten December verließen wir Leukate, und weil unsere Schiffsleute, wie oben gemeldet worden, entflohen waren, so führten wir das Schiff selbst, und gelangten am achtzehnten nach Korfu, wo uns, Dec. 18. noch ehe wir das Land betraten, ein Kriegsoberster Namens Michael entgegen kam: ein Chersionite, nämlich aus der Stadt Cherson gebürtig; ein Mann mit grauen Haaren, heiterm Gesicht, gutmüthig in seinen Reden, immer voll angenehmer Späße, aber, wie sich in der Folge zeigte, im Herzen ein Teufel. Dieses gab mir auch Gott durch deutliche Zeichen zu verstehen, wenn nur meine Seele es sich

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Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk’schen Buchhandlung, Leipzig 1890, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/197&oldid=- (Version vom 6.5.2023)
  1. Freie Dichtung des Verfassers, nach Martial XIII, 14.
  2. Anklänge aus Persius III, 69 und Virgilis Aeneide III, 57.