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968 dem kanonischen Verfahren, welches wir gegen ihn bereiten, nicht gehorchen will, doch auf euch höre, deren Kriegsmacht der wandelnde Leichnam nicht zu begegnen wagt. Dieses ist es, sage ich, was die Apostel, unsere Herren und Mitstreiter von uns verlangen. Nicht dürfen die Griechen unser Rom gering achten, weil der Kaiser Konstantinus von da fortgezogen ist; sondern im Gegentheil müssen sie es um so mehr achten, verehren, anbeten, weil die Apostel, die heiligen Lehrer Petrus und Paulus, dahin gekommen sind. Doch hierüber möge es einstweilen genügen, so viel geschrieben zu haben, bis ich durch Gottes Gnade und durch die Fürbitte der heiligen Apostel den Händen der Griechen entrissen, zu euch komme. Dann soll es mich nicht verdrießen, mündlich auszuführen, was mir schriftlich hier zu viel wurde. Jetzt kehre ich zu meiner Erzählung zurück.

Dec. 6. 63. Am sechsten December langten wir in Leukate an, wo wir von dem Bischof des Orts, einem Verschnittenen, gleich aller Orten von allen übrigen Bischöfen, sehr unfreundlich empfangen und behandelt wurden. Es ist die reine Wahrheit[,] ich lüge nicht, wenn ich sage, daß ich in ganz Griechenland nicht einen gastfreien Bischof angetroffen habe[1]. Sie sind reich und auch arm; reich an Gold, womit bei ihnen aus voller Kiste gespielt wird[2]; arm an Dienern und Hausrath. Allein setzen sie sich an ihren ungedeckten Tisch, tragen sich Schiffszwieback auf, und trinken, oder schlürfen vielmehr, Badewasser[3] aus winzig kleinen Gläsern. Sie kaufen selbst, sie verkaufen selbst; selbst schließen sie ihre Thüren auf und zu, sind ihre eigenen Truchsesse, ihre eigenen Eseltreiber, ihre eigenen Kapaune – doch ha! ich wollte schreiben Kauponen, aber die Macht der Wahrheit hat mir, gegen meinen Willen, das rechte

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Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk’schen Buchhandlung, Leipzig 1890, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/196&oldid=- (Version vom 6.5.2023)
  1. Vergl. den Mönch von St. Gallen II, 6.
  2. Nach Juvenal I, 90.
  3. S. oben S. 157.