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Decbr.
seiner Vollmacht gestattet sein soll, die Bischöfe zu Acerenza, Tursi, Gravina, Matera und Tricarico zu weihen, die doch offenbar zum Sprengel des Herren Papstes gehören. Doch was rede ich so, da ja die Kirche zu Konstantinopel selbst von Rechts wegen unserer heiligen katholischen und apostolischen römischen Kirche unterworfen ist? Wir wissen, ja, wir haben es gesehen, daß der Bischof zu Konstantinopel das Pallium nicht eher anlegte, als bis ihm dazu die Erlaubniß von unserm heiligen Vater ertheilt war. Als aber der gottlose Alberich, dessen Seele die Habsucht nicht tropfenweise, sondern wie ein angeschwollener Gießbach erfüllt hatte, sich der Stadt Rom bemeisterte, und den apostolischen Herrn, wie seinen leibeigenen Knecht, in seiner Wohnung eingesperrt hielt, da ernannte der Kaiser Romanos seinen Sohn Theophylakt, einen Verschnittenen, zum Patriarchen[1], und weil ihm Alberichs Habsucht nicht verborgen war, schickte er diesem große Geschenke und bewirkte dadurch, daß im Namen des Papstes ein Schreiben an den Patriarchen Theophylakt ausgefertigt wurde, kraft dessen sowohl er selbst, als auch seine Nachfolger, berechtigt sein sollten, das Pallium ohne Erlaubniß des Papstes anzulegen. Aus diesem schimpflichen Handel ist der tadelnswerthe Gebrauch entstanden, daß nicht nur die Patriarchen, sondern auch die Bischöfe in ganz Griechenland das Pallium tragen. Wie widersinnig dieses sei, brauche ich nicht erst nachzuweisen. Mein Rath geht also dahin, daß ein heiliges Sendgericht gehalten, und Polyeukt dazu berufen werde. Weigert er sich nun zu kommen, und seine oben erwähnten σφάλματα d. h. seine Vergehungen, nach Vorschrift der Kirchengesetze wieder gut zu machen, dann geschehe, was die heiligen Kirchengesetze verordnen. Inzwischen fahrt ihr, großmächtigste Kaiser, wie ihr begonnen habt, mit eueren Bemühungen fort, bringt es dahin, daß Nicephorus, wenn er

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Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk’schen Buchhandlung, Leipzig 1890, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/195&oldid=- (Version vom 6.5.2023)
  1. Im Jahre 933. Er war 16 Jahre alt.