Seite:Aus Liudprands Werken.pdf/193

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

968
Nov. 30.
lehrte mich aufs Wort merken[1]. Denn der Hunger hatte begonnen, uns heftig zu bedrängen; die Einwohner der Gegend dachten auf unsern Tod, um sich unserer Habe zu bemächtigen, und das Meer tobte im Sturm, um unser Entkommen zu verhindern. Da wandte ich mich nach der Kirche hin, welche ich sah, und sprach weinend und jammernd: „Heiliger Apostel Andreas! ich bin ein Knecht deines Bruders Simon Petrus, deines Genossen als Fischer und Apostel. Den Ort, wo du gelitten hast, habe ich weder aus Widerwillen noch aus Hochmuth gemieden: mich drängt der Befehl meiner Kaiser zur Heimkehr und die Sehnsucht nach ihnen. Wenn dich mein Vergehen zum Unwillen reizt, so möge das Verdienst meiner Kaiser dich zur Barmherzigkeit bewegen. Du hast nichts, was du deinem Bruder schenken könntest; so gewähre deine Gnade den Kaisern, welche deinen Bruder lieben, und ihre Liebe beweisen, indem sie dem Allwissenden gehorsam sind. Du weißt, wie viel Arbeit und Mühe, wie viel Sorgfalt und Kosten sie daran gewandt haben, die römische Kirche, die Kirche deines Bruders, des Apostels Petrus, den Händen der Gottlosen zu entreißen, sie zu bereichern, zu Ehren und Ansehen zu bringen und in ihre alten Rechte wieder einzusetzen. Stürzen mich meine Werke ins Verderben, so mögen mich doch ihre Verdienste retten; so daß sie, welchen dein Bruder im Glauben und im Fleische, Petrus, der Apostel und der Fürst der Apostel, in anderen Dingen Freude und Gedeihen sendet, nicht betrübt werden in dieser Sache, nämlich in mir, den sie selber ausgesandt haben!“

61. Ich rede die Wahrheit, meine erhabenen Herren und Kaiser, es ist keine Schmeichelei, ich will mir nicht Kissen machen unter die Arme[2]; die Sache ist, sage ich, wahr. Durch euer Verdienst wurde nach zwei Tagen das Meer so friedlich Dec. 2.

Empfohlene Zitierweise:
Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk’schen Buchhandlung, Leipzig 1890, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/193&oldid=- (Version vom 6.5.2023)
  1. Jesaia 28, 19.
  2. Hesekiel 13, 18.