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Sept. 12.
geschickt, von wo erst am zwölften September ein Bote mit der Antwort zurückkam. An diesem Tage kam des Kaisers Schreiben; ich erfuhr es aber nicht, und zwei Tage darauf, am vierzehnten September[1], Sept. 14. erlangte ich durch Bitten und Geschenke die Erlaubniß, das lebengebende und heilbringende Kreuz anbeten zu dürfen. Bei dieser Gelegenheit näherten sich mir in dem großen Gedränge einige Personen, ohne daß meine Wächter es gewahr wurden, und erfreuten meinen niedergeschlagenen Geist durch einige verstohlen gewechselte Worte.

Sept. 17. 50. Am siebzehnten September, da ich mich zwischen Leben und Tod befand, ward ich in den Palast gerufen. Und als ich vor den Patricius Christophorus, den Verschnittenen, trat, empfing er mich mit Güte, und stand mit drei anderen Personen vor mir auf. Der Anfang ihrer Rede aber war folgender: „Es zeigt die Blässe des Antlitz’ uns, dein abgefallener Körper[2], dein ungeschorenes Haupthaar und der gegen deine Sitte lang gewachsene Bart, daß ein schwerer Gram an deinem Herzen nagt, weil die Zeit der Rückkehr zu deinem Herrn verzögert worden ist. Doch bitten wir dich, darum weder dem heiligen Kaiser, noch uns zu zürnen. Wir wollen dir die Ursache des Aufenthalts mittheilen. Der römische Papst – wenn anders der ein Papst genannt werden kann, der mit dem Sohne Alberichs, dem von Gott abtrünnigen Ehebrecher und Kirchenschänder, Gemeinschaft gehabt und an seinen Handlungen Theil genommen hat[3] – dieser hat an unsern heiligsten Kaiser einen Brief gesandt, der des Papstes wohl würdig, des Kaisers aber nicht würdig ist[4], worin er ihn den Kaiser der Griechen und

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Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk’schen Buchhandlung, Leipzig 1890, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/184&oldid=- (Version vom 1.5.2023)
  1. Am Fest der Kreuzerhöhung.
  2. Aus Ovids Metamorphosen II, 775.
  3. Es ist Johannes XIII, früher Bischof von Narni, der oben S. 114 unter den Anklägern Johannes XII, des hier bezeichneten Sohnes Alberichs, genannt wurde. Doch nahm Johannes von Narni auch an der Kirchenversammlung Theil, welche Johann XII 964 nach Vertreibung Leos VIII berief, um dessen Wahl und Handlungen für ungültig zu erklären.
  4. Terenz, Phormio III, 2, 29.