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August
und erhabenen römischen Kaiser Nicephorus, einen griechischen Kaiser zu nennen! O Himmel! o Erde! o Meer![1] Was aber sollen wir mit diesen verruchten, frevelhaften Menschen anfangen? Es sind arme Schelme; wenn wir sie umbringen, beflecken wir unsere Hände mit gemeinem Blute; es sind zerlumpte Kerle, es sind Knechte, es sind Bauern; wenn wir sie peitschen, so trifft die Schande uns, und nicht sie, die ja der vergoldeten römischen Peitsche[2] und solcher Strafe gar nicht werth sind. O wäre doch der eine ein Bischof, der andere ein Markgraf! Dann würde man sie tüchtig mit Ruthen streichen, ihnen das Haar und den Bart ausraufen, dann sie in Säcke nähen und sie ins Meer werfen. Doch diese, sagten sie, mögen am Leben bleiben, und in hartem Gefängniß schmachten, bis der Gräuel dem heiligsten römischen Kaiser Nicephorus gemeldet ist.“

48. Als ich dieses erfuhr, pries ich die Boten als arme Leute glücklich, mich aber hielt ich als einen reichen Mann für unglücklich. In meiner Heimath mußte mich mein guter Wille entschuldigen, wo mein geringes Vermögen nicht ausreichte; in Konstantinopel dagegen raunte mir die Furcht zu, ich besäße die Schätze des Krösus. Früher erschien mir immer die Armuth als schwer zu tragen, damals aber leicht, damals als willkommen, damals als wünschenswerth; ja wahrlich als wünschenswerth, weil sie ihre Kinder vor dem Tode, ihre Angehörigen vor der Peitsche bewahrt; und weil die Armuth nur in Konstantinopel die Ihrigen so beschützt, so möge sie denn auch nur dort liebenswürdig erscheinen.

49. Die päpstlichen Boten wurden also ins Gefängniß geworfen und jener sündige Brief dem Nicephorus nach Mesopotamien

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Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk’schen Buchhandlung, Leipzig 1890, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/183&oldid=- (Version vom 1.5.2023)
  1. Terenz Ad. V, 3, 4.
  2. Welche die oben S. 101 erwähnten Manglaviten, des Kaisers Liktoren, als Zeichen ihrer Würde und zu häufigem Gebrauch am Gürtel trugen.