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968 41. Ihr habt die Deutung der Griechen gehört, nun vernehmet auch die Auslegung Liudprands, des Bischofs von Kremona. Ich sage aber, und ich sage es nicht bloß, sondern ich behaupte, falls jene Schrift in gegenwärtiger Zeit erfüllt werden soll, so sind unter dem alten und jungen Löwen die beiden Ottonen, Vater und Sohn, zu verstehen, die von einander in nichts als im Alter verschieden, zu dieser Zeit vereint den Onager d. h. den Waldesel Nicephorus verjagen werden, welcher wegen seiner thörichten und eitlen Ruhmredigkeit und wegen seiner blutschänderischen Ehe mit seiner Gebieterin und Gevatterin[1], nicht unpassend mit einem Waldesel verglichen wird. Wenn dieser Waldesel nicht jetzt von unserm alten und jungen Löwen, nämlich von den beiden erhabenen römischen Kaisern, Otto dem Vater und Otto dem Sohne, verjagt wird, so ist auch das, was Hippolyt geschrieben hat, nicht wahr; denn jene obige Auslegung der Griechen ist ganz zu verwerfen. Aber, o gütiger Jesus, ewiger Gott, du Wort des Vaters, der du zu uns unwürdigen, zwar nicht durch Worte, aber durch geistige Eingebung redest, möge dir doch keine andere Auslegung jenes Ausspruchs gefallen, als die meinige! Befiehl, daß jener Löwe und sein Welf diesen Waldesel verjagen und leiblich demüthigen, damit er in sich gehe, sich seinen Gebietern, den Kaisern Basilius und Konstantinus, unterwerfe, und am Tage des Herrn seine Seele rette.

42. Uebrigens weissagen die Sterndeuter dasselbe von euch und von dem Nicephorus. Die Sache ist wahrlich wunderbar. Ich habe mit einem Sterndeuter gesprochen, der mir deine, erhabenster Herr, und deines gleichnamigen erhabenen Sohnes

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Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk’schen Buchhandlung, Leipzig 1890, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/178&oldid=- (Version vom 30.4.2023)
  1. Zwischen Nicephorus und der Wittwe des Kaisers Romanos II bestand, weil jener ihre Kinder zur Taufe gehalten hatte, eine geistliche Verwandtschaft, daher auch, als Nicephorus sich mit Theophano vermählte, der Patriarch zu Konstantinopel Einsprache that, und als dieses nicht fruchtete, die beiden Eheleute mit kirchlichen Strafen belegte