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Juli 26.
zahmen Esel zu Kremona. Dieselbe Farbe, dieselbe Gestalt, dieselben langen Ohren, derselbe Wohllaut der Stimme, wenn sie ihr Gebrüll erheben. Weder durch Größe, noch durch Schnelligkeit unterscheiden sie sich, und den Wölfen sind die einen, wie die anderen, ein gleich süßer Fraß. Als ich sie sah, sprach ich zu dem mit mir reitenden Griechen: „Solche Thiere habe ich niemals in Sachsen gesehen.“ – „Wenn dein Herr, antwortete er, unserm heiligen Kaiser zu Willen sein wird, so wird dieser ihm viele solche Thiere geben, und es wird für deinen Herrn kein geringer Ruhm sein, etwas zu besitzen, was keine seiner Herren Vorgänger gesehen hat.“ Aber glaubet mir, meine Herren und Kaiser, mein Mitbruder und bischöflicher Kollege, Herr Antonius[1], kann auch Thiere geben, die nicht schlechter sind, wie man sich davon auf dem Markte zu Kremona überzeugen kann, wo diese Thiere nicht als wilde, sondern als zahme Esel, nicht als Müßiggänger, sondern beladen einherschreiten. Nicephorus aber, dem meine obige Aeußerung von meinem Begleiter hinterbracht wurde, schickte mir zwei Rehe nebst der Erlaubniß abzureisen. Am folgenden Tage Juli 27. brach er selbst nach Syrien auf.

39. Weswegen er aber jetzt sein Heer gegen die Assyrer geführt hat, darauf bitte ich euch nun zu achten. Die Griechen und Sarazenen haben gewisse Bücher, welche sie die ὁράσεις oder Gesichte Daniels nennen, ich aber Sibyllinische Bücher nennen möchte. In diesen steht von jedem Kaiser geschrieben, wie viele Jahre er leben, was unter seiner Regierung vorfallen, ob Krieg oder Friede, ob das Glück den Sarazenen günstig oder ungünstig sein wird. Darin also ist zu lesen, daß in den Zeiten dieses Nicephorus die Assyrer den Griechen nicht werden widerstehen können, und daß er nur sieben Jahre leben wird[2];

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Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk’schen Buchhandlung, Leipzig 1890, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/175&oldid=- (Version vom 30.4.2023)
  1. Bischof von Brescia.
  2. Nicephorus wurde am 11. Dezember 969 ermordet, nachdem er nicht volle sieben Jahre regiert hatte; ihm folgte sein Mörder Johannes Tzimiskes, ein ausgezeichneter und siegreicher Krieger.