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Juli 20.
und als ich mich vor ihm bis zur Erde verbeugte, und hinausgehen wollte, befahl er mir draußen zu bleiben, und zu seiner Mahlzeit zu kommen, die tüchtig nach Knoblauch und Zwiebeln duftete, und mit Oel und Fischlake besudelt war. An diesem Tage erlangte ich nach vielem Bitten, daß er sich herabließ, mein Geschenk, das er schon oft verschmäht hatte, anzunehmen.

33. Als wir nun an der langen schmalen Tafel saßen, welche einige Ellen weit gedeckt, dem größeren Theil nach aber unbedeckt war, scherzte er über die Franken, unter welcher Benennung er sowohl die Lateiner als die Deutschen begreift, und fragte mich, wo die Stadt liege, in der ich Bischof sei, und wie sie heiße. Ich antwortete: „Sie heißt Kremona, und liegt nicht weit vom Eridanus, dem Könige der Flüsse Italiens[1]. Und da deine kaiserliche Würde jetzt dorthin Chelandien zu senden gedenkt, so möge es mir zu Statten kommen, dich gesehen zu haben, es möge meine Rettung sein, daß ich dich kenne. Verleih dem Orte Frieden, damit er dir seinen Bestand verdanke, da er dir ja keinen Widerstand leisten kann!“ Der Schlaukopf merkte aber, daß ich dieses εἰρωνιϰῶς d. h. ironisch gesagt hatte, und versprach mir mit herablassender Miene, meine Bitte zu gewähren, schwor mir auch bei der Kraft seiner heiligen kaiserlichen Würde, daß mir nichts Schlimmes widerfahren solle, sondern daß ich bald und wohlbehalten auf seinen Schiffen in den Hafen von Ankona einlaufen würde. Und das gelobte er mir mit einem Eide, indem er mit der Hand an seine Brust schlug.

34. Doch hört, wie gottlos er seinen Eid gebrochen hat. Alles obige war am Montag, dem zwanzigsten Juli, geschehen und gesprochen worden, und von da an bis zum vier und zwanzigsten erhielt ich von ihm nichts zu meinem Unterhalt, während in Konstantinopel eine so große Theuerung herrschte,

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Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk’schen Buchhandlung, Leipzig 1890, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/171&oldid=- (Version vom 30.4.2023)
  1. Nach Virgils Georgiken I, 482.