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Juli
Kapua und Benevent, welche er seine Knechte nennt, und um deren willen sein Herz von Schmerz erfüllt ist. „Meine Knechte, sagte er, nimmt dein Herr in seinen Schutz; so lange er die nicht entläßt, und in ihre frühere Dienstbarkeit zurückstellt, kann er unser Freund nicht sein. Sie selbst verlangen, daß wir sie wieder in unser Reich aufnehmen; aber unsere kaiserliche Würde weist sie ab, damit sie erkennen und erfahren, wie gefährlich es sei, wenn der Knecht sich von seinem Herren abwendet und aus der Dienstbarkeit entflieht. Und für deinen Herren ist es schicklicher, daß er sie mir als Freund überliefere, als daß er gezwungen sie mir lasse. Wahrlich! wofern ich am Leben bleibe, sollen sie es fühlen, was es auf sich hat, seinem Herrn untreu zu werden, seinen Dienst zu verlassen, und ich glaube, sie empfinden schon jetzt was ich sage, durch die Hand unseres Kriegsvolks, welches jenseits des Meeres ist.“

28. Hierauf erlaubte er mir nicht zu antworten; da ich aber wegzugehen wünschte, befahl er mir, mich wieder zur Tafel einzustellen. Dabei war sein Vater[1] zugegen, ein Greis von hundert und fünfzig Jahren, wie mir schien. Auch diesem rufen die Griechen, wie seinem Sohne, in ihren Lobgesängen, oder vielmehr Windbeuteleien, zu, Gott möge seine Jahre mehren. Daraus können wir entnehmen, wie thöricht die Griechen sind, wie sehr sie solch eitlen Ruhm lieben, was sie für Schmeichler sind, und wie gierig danach. Einem alten Manne nicht nur, sondern einem ganz abgelebten Greise wünschen sie, was die Natur selbst, wie sie sehr wohl wissen, nicht gewähren kann; und der abgelebte Greis freut sich, wenn ihm das gewünscht wird, wovon er doch weiß, daß Gott es nicht erfüllen kann, und daß, wenn es geschähe, er selbst nur Pein, nicht

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Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk’schen Buchhandlung, Leipzig 1890, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/167&oldid=- (Version vom 29.4.2023)
  1. Bardas, dem Nicephorus, als er sich des Thrones bemächtigt hatte, den Titel Cäsar verlieh. Er starb, über neunzig Jahre alt, kurz nach der Ermordnung seines Sohnes.