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Juli
Haupte, was meiner geschwächten Gesundheit sehr schädlich war, vor ihm zu stehen. Und er sprach zu mir: „Die Gesandten deines Herrn, des Königs Otto, welche vor dir im vorigen Jahre hier gewesen sind, haben mir eidlich gelobt, und die von ihnen beschworene Urkunde liegt vor uns, daß jener nie und in keiner Weise unserer kaiserlichen Würde ein Aergerniß geben würde. Willst du nun noch ein größeres Aergerniß, als daß er sich Kaiser nennt, und die Provinzen unserer kaiserlichen Würde sich zueignet? Beides ist nicht zu dulden, und wenn beides unzuträglich ist, so ist das gar nicht zu leiden, ja nicht einmal anzuhören, daß er sich Kaiser nennt. Wenn du aber bestätigen willst, was jene gelobt haben, so wird dich unserer kaiserlichen Würde Majestät in kurzer Zeit zufrieden und reich beschenkt entlassen.“ Dieses sagte er aber nicht, damit ich hoffen sollte, es würde eurer Sache zum Besten gereichen, wenn meine Thorheit sich darauf einließe, sondern er wollte etwas in Händen haben, was er in künftigen Zeiten sich zum Ruhm und uns zur Schmach vorzeigen könnte.

26. Ich antwortete: „Mein heiligster Herr, der voll des Geistes Gottes in seiner hohen Weisheit dieses voraussah, was du jetzt verlangest, hat mir neulich, damit ich die Grenzen, die er mir gesetzt hat, nicht überschritte, ἐντόλινα d. h. eine Anweisung aufgesetzt und diese mit seinem Siegel besiegelt, auf daß ich davon nicht abwiche.“ Du weißt, mein erhabener Herr, worauf ich baute, als ich dieses sagte.“ – „Dieses ἐντόλινα, fuhr ich fort, möge hier vorgelegt werden, und alles, was er mir darin befiehlt, bin ich bereit dir zu geloben. Die frühern Gesandten aber haben ohne Geheiß meines Herrn versprochen, geschworen, geschrieben. Daher heißt es hier, wie Plato sagt: Der Mensch ist Schuld mit seinen Wünschen, nicht Gott[1].“

27. Hierauf kam das Gespräch auf die edelen Fürsten von

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Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk’schen Buchhandlung, Leipzig 1890, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/166&oldid=- (Version vom 29.4.2023)
  1. Vom Staate X, S. 617 e.