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das, Scharpka: „Wenn ich mich mal verlobe!“ – Sie sind doch verlobt, tragen einen Ring, erzählen, schwärmen überall von Ihrer Braut, haben ja auch mindestens sechs Bilder in Ihrem Arbeitszimmer stehen –“

Der Assessor schaute sich um. Der Kellnerjunge war nicht da. Dann meinte er leise:

„Bitte um Ihr Wort, meine Herren, daß Sie reinen Mund halten – gegen jedermann. – Danke – die Versicherung genügt mir. – Ich bin nicht verlobt. Der Ring ist Messing vergoldet. Die Photographien meiner „Braut“ sind die meiner letzten Berliner Freundin. Ich gebe mich seit meinem Assessorexamen stets als verlobt aus. Das hat seine großen Vorteile. – Man vergleiche nur hier: als ich vor drei Monaten zur Vertretung hier nach Bernburg kam, nahm man mich überall freundlich auf. Ich erwecke in töchterreichen Familien keinerlei Hoffnungen. Ich blieb für alle der angenehme Gesellschafter. – Und Summer?! Die Frau Steuerrat nennt ihn nur „Heuchler, Familientäuscher“, die Frau Sanitätsrat nur noch einen „betrogenen Betrüger“ – und so fort. Mir sind alle diese Ehrentitel erspart geblieben. Die jungen Damen verkehren mit mir ganz harmlos, geben sich mir gegenüber, wie sie wirklich sind, und so lerne ich jede ganz genau kennen, während Summer immer nur die frisch lackierte Hülle gezeigt wurde. Allerdings

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W. Neuhofer: August Summers Ehe. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:August_Summers_Ehe.pdf/9&oldid=- (Version vom 31.7.2018)