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der mit hochrotem Kopf stier in sein Bierglas geschaut hatte.

„Entschuldigen Sie, bester Baumeister, – ich hatte ganz vergessen, dass Sie uns heute mal ausnahmsweise hier am Stammtisch die Ehre gegeben haben, daß Sie sich verlobt haben und außerdem Ihrer strengen Moralbegriffe wegen überall hier im Städtchen gepriesen werden, – nein, wurden, denn diese Lobgesänge auf Ihre Tugendhaftigkeit, die in allen Häusern mit heiratsfähigen Töchtern erschollen, dürften nun verstummt sein, nachdem Sie gewählt haben. – Ja, bester Baumeister, so ist nun mal die böse Welt: dem Ehekandidaten flicht man Kränze, den Bräutigam „der Anderen“ beschmeißt man dann mit Äpfeln, die die Pferde verloren haben. Entschuldigen Sie, – Sie werden schon wieder rot. Aber ein Pferdeappel ist wirklich nichts Unmoralisches, ist etwas ganz Natürliches, genau so, wie die beiden Ehebetten im Schlafzimmer nichts Unmoralisches an sich haben – wenigstens nicht für vernünftige Leute. Im übrigen schwärme ich für das französische, einschläfrige Ehebett. Es wirkt belebender –“

August Summer erhob sich, stotterte: „Die Herren gestatten, daß ich mich empfehle. Ich muß meine Braut noch von der Theaterprobe abholen –“

Empfohlene Zitierweise:
W. Neuhofer: August Summers Ehe. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:August_Summers_Ehe.pdf/7&oldid=- (Version vom 31.7.2018)