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ihre Lippe hervor wie ein Strom von Sehnsucht und Leidenschaft.

„Fragen Sie nichts – jetzt nichts. Ich möchte glücklich sein – ein einziges Mal. – Sagen Sie mir, lieben Sie mich?“

„Ja – ich liebe Dich –“ Und er preßte ihre Hände.

„Ich liebe Dich auch – unendlich liebe ich Dich. Vom ersten Sehen an. Du bist mein Schicksal. Ich will Dein sein, Du, Du Lieber, – ganz Dein. – Ein einziges Mal. Und dann werde ich flüchten von hier – Lehrerin kann ich so ja nicht bleiben – das ginge gegen mein Gewissen. Nie wieder wirst Du von mir hören. Aber – die Erinnerung wird mir bleiben, – und vielleicht noch mehr – eine lebende Erinnerung an Dich. – Verachte mich nicht, stoße mich nicht zurück. Ich bin ein Weib – ganz Weib, ganz voller Sehnsucht nach Erfüllung dessen, was unsere Bestimmung ist –“

Er zog sie in die Arme, küßte sie. Worte fand er nicht. Nur ein Dichter hätte das ausdrücken können, was ihn bewegte.

„Heute abend bin ich bei Landrats,“ flüsterte sie weiter. „Komm auch hin, Lieber. Und dann begleite mich heim. Meine Wirtin ist verreist. Wir sind ganz allein –“




Empfohlene Zitierweise:
W. Neuhofer: August Summers Ehe. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:August_Summers_Ehe.pdf/55&oldid=- (Version vom 31.7.2018)