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Jahre zugebracht. Toni meinte plötzlich: „Sie haben dort ja auch wohl alles, wofür Ihr Herz schlägt: Ihre Braut –“

Da war er etwas verlegen geworden. – Braut – ja – eine Braut, die er nur als Abschreckungsmittel erfunden hatte.

„Erzählen Sie mir von Ihrer Braut, Herr Assessor,“ bat sie jetzt. „Wir beide sind doch hier in Bernburg schnell gute Kameraden geworden. Deshalb werden Sie diese Bitte nicht als bloße Neugier auffassen. Schon längst wollte ich –“

Sie sah, daß er rot wurde. – Nicht nur deshalb, weil er daran dachte, er müßte Toni Renner jetzt belügen, war ihm das Blut zu Kopf geschossen. Belügen. Denn er hätte ja allerlei Einzelheiten erfinden müssen über jemanden, der nicht existierte. – Nein – nicht nur deshalb. Andere Gedanken waren blitzartig in ihm aufgestiegen: Toni Renner fragte nach der, die er liebte. Warum? Schon zuweilen hatte es ihm geschienen, als ob sie ihn heimlich mit besonderen Blicken anschaue – ganz heimlich, als ob in diesen Blicken verstecktes Sehnen lag. – Und jetzt – jetzt plötzlich tauchte in ihm die Vermutung auf: Wie, wenn sie eine stille, tiefe Neigung zu Dir gefaßt hätte; wenn sie nun, halb um sich selbst zu quälen, halb um „seine Braut“ sich

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W. Neuhofer: August Summers Ehe. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:August_Summers_Ehe.pdf/39&oldid=- (Version vom 31.7.2018)