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Dort lernten sie dann von dem Meister ein Lied, – sittsam, nicht kreuzend die Beine –
Bald „Pallas, der Städte Bewältigerin“, bald, „fernhinschallende Lyra“,
In gemessener Tonart älterer Zeit, wie’s unsere Väter gesungen.
Wenn Einer einmal sich in Sprüngen vermaß, in gekünstelten Trillern und Schnörkeln,

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Wie der neueste Brauch, in des Phrynis Manier, halsbrechende Schnörkel daherträllt,

Dem lohnte der Stock im üppigsten Maß, weil Musengesang er entheiligt.
In dem Ringhof dann, wenn sie saßen im Sand, da mußten sie züchtig und ehrbar
Vorstrecken das Bein, um Fremdlingen nichts Unziemliches offen zu zeigen;
Und standen sie auf, so bedachten sie gleich im Sand zu verwischen die Spuren,

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Daß nicht von den blühenden Formen ein Bild nachblieb’ und Begierden erweckte.

Da hätte sich über den Nabel hinab kein Knabe gesalbt; wie die Wolle
Auf reifenden Quitten, umblühte den Schooß zartflockiger Haare Gekräusel.
Sie drängten sich nicht an die Männer heran mit süßem Gegirr und Geflüster,
Mit begehrlichem Blick sehnsüchtiger Lust an den Liebenden selbst sich verkuppelnd.

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Auch durften sie nie bei Tische sich selbst ein winziges Köpfchen des Rettigs,

Noch Aelteren gar vor dem Munde hinweg vom Dill sich nehmen und Eppich,

Empfohlene Zitierweise:
Aristophanes: Die Wolken übersetzt von Johann Jakob Christian Donner. Leipzig und Heidelberg: C. F. Winter’sche Verlagshandlung, 1861, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aristophanes_Donner_3Bd.djvu/0073&oldid=- (Version vom 31.7.2018)