Aristophanes: Die Wolken übersetzt von Johann Jakob Christian Donner | |
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Dort lernten sie dann von dem Meister ein Lied, – sittsam, nicht kreuzend die Beine –
Bald „Pallas, der Städte Bewältigerin“, bald, „fernhinschallende Lyra“,
In gemessener Tonart älterer Zeit, wie’s unsere Väter gesungen.
Wenn Einer einmal sich in Sprüngen vermaß, in gekünstelten Trillern und Schnörkeln,
Dem lohnte der Stock im üppigsten Maß, weil Musengesang er entheiligt.
In dem Ringhof dann, wenn sie saßen im Sand, da mußten sie züchtig und ehrbar
Vorstrecken das Bein, um Fremdlingen nichts Unziemliches offen zu zeigen;
Und standen sie auf, so bedachten sie gleich im Sand zu verwischen die Spuren,
Da hätte sich über den Nabel hinab kein Knabe gesalbt; wie die Wolle
Auf reifenden Quitten, umblühte den Schooß zartflockiger Haare Gekräusel.
Sie drängten sich nicht an die Männer heran mit süßem Gegirr und Geflüster,
Mit begehrlichem Blick sehnsüchtiger Lust an den Liebenden selbst sich verkuppelnd.
Noch Aelteren gar vor dem Munde hinweg vom Dill sich nehmen und Eppich,
Aristophanes: Die Wolken übersetzt von Johann Jakob Christian Donner. Leipzig und Heidelberg: C. F. Winter’sche Verlagshandlung, 1861, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aristophanes_Donner_3Bd.djvu/0073&oldid=- (Version vom 31.7.2018)