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Heide mit dem Hammerholze bis zu den Feldern von Mahnbrück, Schreiers- und Altmannsgrün; im Südwesten das Gehölz des Krahenpöhls bis zur Trieb, deren schöner und breiter, aber zugleich tiefer und sehr einsamer Waldgrund auch einen „Gesundbrunnen“ hier unbenutzt fliessen sieht. Im Westen endlich ist das Thossfeller Holz und im Nordwesten der Treuener Wald, den jedoch der dortige starke Anbau in letzter Zeit merklich zurückgedrängt hat.

Auerbach liegt von Treuen ostsüdöstlich; Falkenstein südöstlich, Netzschkau nordnordwestlich. Die mittle Seehöhe der weit-umfassenden Ortsflur fand sich zu 1414 Fuss. Der Stadtkirche, welche bei Vergleichung mit dem westlichen Stadttheile zwar niedrig, aber doch immer gar hoch gegen das Gottesackerkirchlein (am südlichen Rande des Ortes) steht, giebt Wiemann nur 1264 –, Lohmann 1309 Fuss; wir halten uns lieber an Ersteren. Nicht fern östlich unterhalb der Kirche endigt die Masse der Häuser; vereinzelt aber stehen doch noch manche hier an und über dem Treuenschen Wasser, und darunter sind auch beide Rittergüter, hier die Schlösser genannt. Der starke neue Anbau jedoch hat sich am eifrigsten nordwestwärts gewendet, wo er an der Elsterberger Landstrasse nicht nur das Schiesshaus mit der Stadt verkettet, sondern auch bis zum Treuener Walde und so nahe an Wetzelsgrün reicht, dass Kinder aus Treuen die Schule dieses Dorfes besuchen, weil sie zur Stadtschule fast 1/2 Stunde weit gehen müssten. Diese Colonie liegt, über das Niveau der Kirche (um nicht gar an den Bach zu denken) sehr stark erhaben, und besitzt ein schon rauhes Klima. Die Seehöhe der Stadt lässt sich daher nicht blos auf 12–1300, sondern passender auf 1150 bis 1450 Fuss angeben. – Der kleine Lamnitz-, genauer Lomnitz, vulgo aber Lammsbach deutet wohl unzweifelhaft ein ehemaliges Dorf Lomnitz (d. h. Steinbruchsheim) an. Durch seine Mündung am rechten Ufer des Hauptbaches, und durch des letztern plötzliche Wendung aus westlicher in südliche Richtung, bilden sich zwei nicht hohe, aber steile Bergecken, davon die nordöstliche (am rechten Ufer) das neue grosse Gehöfte des „obern Schlosses“, die viel niedrigere südwestliche (am linken Ufer) das eng’ in einander gebaute, alte „untere Schloss“ trägt, dessen gethürmtes Herrenhaus man mit historischem, aber nicht mit architektonischem Rechte ein Schloss nennen kann, und welches uralte Linden beschatten. Nah’ oberhalb derselben beginnen die Platten- oder Schieferbrüche, deren anstehendes Gestein sich sonderbar und fast säulenartig darstellt.

Eine Vertiefung, sonst jedenfalls als Burggraben tiefer als jetzt, sondert die Höhe des obern Schlosses vom Gebirge, und südwärts fällt der Berg zwar nicht felsig, aber doch sehr steil und leicht zu vertheidigen in den Thalgrund herab. Hier steht auf der Stätte eines Hammerwerkes, unterhalb eines hohen Dammes, eine Mühle nebst Waffenhammer: der grosse Teich aber liegt jetzt unsres Wissens trocken. Das Oberschloss hat seine Schäferei an der Lengenfelder Chaussee, in Eich aber ein (1/3 Stunde entferntes) kleines Vorwerk. Auf der Stätte des Oberschlosses selbst (dessen Herrenhaus keineswegs eine schlossmässige Anlage zeigt) hat nach einigen leisen Spuren und Resten die einst so respectable Burg gestanden. Noch 1367 war diese „des Reussen freies Eigen“, d. h. ein unmittelbares Reichslehn, so gut wie Neuberg, Elsterberg, Mühltrof etc. Damals aber trug Heinrich der Aeltere sie dem Kaiser Karl als dem Böhmen-Könige zu Lehn auf, jedoch unter der Bedingung, dass die Garnison ihn (den Reuss) nichts kosten dürfe. Dieses böhmische Lehnverhältniss konnte auch durch die S. 81 Sp. 2 besprochene Besitzesveränderung nicht alterirt werden; vielmehr blieb Treuen bis zum Teschner Frieden 1779 böhmisches Hauptlehn. 1547 war es unter den Besitzungen, auf welche Kurfürst Moritz zu Gunsten des meissnischen Burggrafen, des Fürsten Heinrich v. Plauen, böhmischen Reichscanzlers, verzichtete; aber schon 1568 fiel es wieder dem Albertinischen Hause zu.

Für seine bedeutende Holzung unterhält das obere Gut einen Förster, und zu vermuthen steht dasselbe auch vom Unterschlosse. Die zahlreichen sogenannten „Rittergutshäuschen“ (s. ob.) sind auf beider Herrschaften Grund und Boden angesetzt, und bilden besonders den schon erwähnten neuen Anbau oder die „neue Welt“. Das Oberschloss nahm 1858 Herr Johann Gottfried Opitz zu Lehn, nachdem er es Herrn Rudolf Erdmann v. Feilitzsch abgekauft; das Unterschloss besitzt Herr Friedrich Wilhelm Adler, Friedensrichter für hiesigen Amtsbezirk.

Als frühere Besitzer des Oberschlosses sind noch 1753 Johann Rudolf, 1837 der Rittmeister Alexander und Jobst v. Feilitzsch zu nennen; von letzterem Brüderpaar lebte Jobst 1798 bis 1842, wo er seinen Sohn Rudolf Erdmann minderjährig hinterliess. Einen Theil des Gutes nahm 1843 die Wittwe Christiane Amalia, geb. Meyer, zu Lehn: denn es war schon Allod geworden. 1818 haben es die Brüder Wilhelm (Oberstlieutenant) und Julius (Lieutenant) gemeinsam besessen. – 1843 soll das Oberschloss nur 220 Acker Pachtland – wobei 158 Acker Feld und 51 Acker trefflicher Wiesen – gehabt, und nur 280 Schafe gehalten haben, was doch aber stark mit dem grossen Gehöfte im Widerspruche erscheinen will. Ist vielleicht ein namhafter Theil des Bodens parcellenweise verpachtet??

Am 1. Januar 1848 vereinigten beide Herrschaften sich zu einer einzigen Gerichtsverwaltung, welcher auch nun vom Stadtrathe die freiwillige Gerichtsbarkeit abgetreten wurde, wogegen dem Bürgermeister und Rathe alle Verwaltungs-, Polizei- und Administrationsjustiz-Sachen zufielen. Am 1. December 1852 aber wurde aus dem herrschaftlichen Gerichte ein königliches gebildet und später zum Bezirksamte erweitert. – Bürgermeister ist jetzt der Fabrikant Morgner.

1801 gab das obere Rittergut erst 1033, das untere 936 Consumenten an, und namentlich hatte die Stadt erst 216 Häuser, deren dagegen 1834 schon 469 mit 3837, 1858 aber 544 mit 5186 Seelen waren. Sie gehört daher zu Sachsens am schnellesten angewachsenen Orten. Im ältern Ortstheile konnte die abhängige und winkelige Bau-Anlage freilich nie verbannt werden; die Häuser selbst aber sind auch hier infolge grosser Brände meist gut, massiv und gefällig gebaut. Sehr abhängig liegt besonders der Markt. An diesem steht nun, 1858 begonnen, die grossartige Schule, zu deren Bau man 17000 Thlr. bestimmte. (Ausserdem giebt es auch eine Sonntagsschule.) Nächstdem sind auch Grimms Haus am Markte und das Amthaus auszeichnungswerth. Den höchsten Punkt der Stadt bezeichnet eine holländische Windmühle. Die 1514 erbaute, grosse helle und freundliche Kirche erhielt 1846 eine geschmackvolle Restauration und Schieferbedachung, zeigt aber noch den alten Thurm, und dieser byzantinische Fenstergewände. Der Decorator war Brauer aus Altenburg. Unter den zugepfarrten Orten fehlen im Album (S. 79 zu Ende) die Loch- und die Veitenhäuser; erstere stehen etwas versteckt links ab von der Plauischen Chaussee; letztere, die sich zur Mahnbrücker Gemeinde halten, jenseits des Hammerholzes, südöstlich vom Treuen. – Der Pleban Rosenfeld (S. 80, Sp. 1) wäre nach Anderen vielmehr evangelisch geworden und Pfarrherr geblieben.

Sonst waren Treuen und Oelsnitz der Welt besonders durch die nach Ost- und Westindien gehenden Pulikat- und Madrastüchel bekannt; seit etwa 8 Jahren aber lassen hier viele Glauchauische und Meranische Fabrik-Handlungen weben, wesshalb von dort mehrere Factore hierher übersiedelten. – Die kleine nette Communbrauerei steht am Wege nach Lengenfeld. – Im Orte wohnt ein Oekonomie-Obercommissar. Der Postverwalter ist zugleich Chausseegeld- und Steuerreceptor. – Da die ganze Stadt durch die Weberei besteht, so kann bei Stockungen dieses Gewerbes hier grose Noth eintreten; 1830 errichtete desshalb der voigtländische Hilfsverein eine Handspinnanstalt, und 1854 eröffnete man eine Speisseanstalt.

Auf S. 80, Z. 8 v. u. setze man für „gegen 1500“ bestimmter 1510; Z. 2 v. u. ist nicht Kurfürst Moritz, sondern Moritz v. Feilitzsch gemeint. In der 2ten Spalte, Z. 6, ist die Zahl 1500 bei weitem zu klein. Von Altmannsgrün gehört etwa 1/3 zum Ober-, 1/5 zum Unterschloss, und der Rest ist theils dem Staate, theils Neuensalzisch. Von Eich hat das obere Gut etwa 1/4, dabei die Mühlhäuser. Von Mahnbrück gehört 1 Haus dem Staate, ein kleiner Antheil nach Zobes der Rest dem Unterschlosse. Mit Mahnbrück bilden Buch, welches ausschliesslich zum Oberschlosse gehört, die Veitenhäuser, deren 2 Falkensteinisch, die übrigen Untertreuenisch sind, und Perlas Eine Gemeinde. Noch unterliegt dem untern Gute die Schreiersgrüner Mühle, und Lehnleute hat es in Willitzgrün und (41/2 Hufen) in Tirschendorf.

Am Schlusse von S. 80 scheint der Artikel einen Witz zu versuchen, der schwerlich hierher gehört; denn gar vielfach hat der Volksmund aus Etzolds...... Esels...... gemacht.

Im 2ten Artikel über Treuen wolle man Sp. 1 statt Rebelsgrün und Reimtersgrün setzen: Rebesgrün und Reimtengrün. – Die Existenz der Burg im 11ten Jahrh. (Z. 7 v. u.) entbehrt jedes Beweises. – Z. 2 v. u. setze man für „Drün“ Druin. - Der „goldne Ritter“ wurde Moritz v. Feilitzsch genannt, weil er ein Eques torquatus oder auratus war. – S. 82, Z. 9, ist Schlackenwerth gemeint. Da jedoch bei Sommer unter Schlackenwerth dieser Wirsbergische Besitz gänzlich fehlt, so mag er nur auf einer Verpfändung beruhet haben. – Der Rothenhof (Z. 11. v. u.) liegt im Coburgischen Amtsbezirke Neustadt. Dagegen scheint Reudnitz nicht in Obersachsen gesucht werden zu dürfen, sondern eins zu sein mit jenem davon Die v. Reudnitz sich geschrieben; von diesen hat ein Glied auch Auerbach im Besitze (doch wohl nur unterpfändlich?) gehabt. Auch Streitau und Töpen sind nicht in sächsischen Landen; dagegen liegt Nimritz (Z. 5 v. u.) bei Zeitz. – Wenn das Album einer ehemaligen Kirche zu den heil. Gehilfen (d. h. zu den 14 Nothhelfern) erwähnt, so meint es wohl die noch jetzt am südlichen Ende des Ortes stehende Gottesacker-Kirche zu S. Hilbert, welchen Heiligen man ihr vielleicht nach der Klangähnlichkeit mit „Gehülfen“ erst später gegeben. – Der Weber sollen 1847 schon gegen 600 mit 400 Gesellen gewesen sein.

Der Brand 1806 betraf 76 Häuser, meist im Haupttheile des Ortes, dabei Kirche, Geistlichen-, Rath- und Schulhäuser. Noch jetzt ist kein Rathhaus mehr vorhanden. Am 3. September 1846 verbrannten 26 Wohnhäuser und 1 Farbe. Beide Brände haben im nämlichen Hause begonnen. Zum grössern Theile erscheint Treuen auch jetzt noch durch unübersetzte Schrothäuser ärmlich, dabei aber doch nett.

Zu den andern Calamitäten des Ortes, gehörten die Unruhen am 17. September 1830 die (mindestens nach Biedermanns Darstellung) der kurz zuvor als Stadtrichter hierher gekommene Advocat Todt (späterhin Bürgermeister zu Adorf, bekannt als beredsames Kammermitglied, zuletzt in Zürich als früherer Geheimeregierungsrath und Triumvir von Sachsen am 10 März 1852, im Exil gestorben) beschwichtigt, wogegen in den Jahren 1845 und 1849 dessen Nachfolger im Amte Herr Bürgermeister Meyer sich eben nicht so thatkräftig bewiesen hat.

Troschenreuth. (Seite 153 d. A.) liegt vielmehr 2 starke Meilen südsüdwestlich von Plauen und 13/4 Stunden nordöstlich von Hof, nicht weit rechts ab von der Strasse nach Leipzig, in bergiger Gegend, nächst dem bayrischen Dorfe Hartmannsreuth. Im Osten sind Lottenreuth und im Norden Wiedersberg nahe. Die Lage ist – bei 1630 Fuss mittler Flurhöhe – rauh, der Boden karg. Die Herleitung der Feile vom Veilchen erscheint uns allzukühn, und des Artikels Schluss dunkel; wahrscheinlich ist daselbst statt „ Troschenreuth“

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/356&oldid=- (Version vom 7.2.2017)