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Das früher amtsässige, daher nicht landtagsfähig gewesene Allodialrittergut besitzen, nachdem Johann David Stengel 1858 gestorben, dessen Wittwe Louise, geb. Schenkel, und ihre 4 Kinder. Ausser diesem ehemals mit 1 Ritterpferde belegten Gute hat es 1542 noch ein (das „untere“) Vorwerk hier gegeben, welches vom Kaspar Grimm an Hanns v. Magwitz gekommen, 1542 aber dem Friedrich v. Magwitz gehörte, wie das Hauptgut dem Hanns Sack auf Mühltrof und Zöbern. Das Gut kam aber nebst Zöbern vom Edlen Hanns Balthasar Sack an den Oelsnitzer Bürgermeister Wolfgang Winkelmann und seinen Sohn Wolf, Amtsschösser zu Ziegenrück, und 1588 vertauschten diese es gegen Unterhermsgrün an den Oelsnitzer Stadtrath, der noch 4550 m. fl. baar zulegte. Damals besass das Gut noch den untern Theil des Fischbaches (Fischwassers? nämlich in der Elster) bis zur Mündung des „Buchwerks“, d. h. des Pochwerksgrabens bei Joseph Miduls Mühle, ingleichen auf 4 Jahre die Nutzung des vordern Theils vom Holze am „hohen Kreuz“ und die Lehn über Olzscha’s Gut allhier, das vielleicht der Rest des untern Vorwerkes gewesen. Das Amt Voigtsberg hatte stets die Obergerichte, und am 23. Juli 1856 erwarb es auch die Erbgerichte. Aus Noth verkaufte der Stadtrath beide Allodien nebst halb Lauterbach 1629 an Christoph Karl v. Reitzenstein; denn auch das untere Gut, welches Georg Wolf v. Tettau früher an Georg von Hoff in Naumburg verkauft, war von dessen Erben an den Stadtrath gediehen. Es ruheten darauf 1 Ritterpferd und 1 Schenkel, also 11/4 Pferd. Zöbern dagegen hatte der Rath früh schon an Philipp und Hanns Groh verkauft. – Als Holki am 11. August 1632, um die Erstürmung von Oelsnitz zu befördern, ganz Schönbrunn einäscherte, verbrannten auch beide Allodien.

Der Ort, auch das isolirte Jägerhaus begreifend, ist 1834 bis 1858 von 58 nur auf 62 Häuser, von 319 auf 374 Seelen angewachsen, und gehört mit Ausnahme der beiden Amtsunterthanen zum Gute, das 1801 168 Consumenten ergab, auch Lehnleute in Lauter- und Triebelhach hat, wie solche hinwiederum in Schönbrunn dem Oelsnitzer Rathe und dem Rittergute Bösenbrunn zustehen. Der hiesige Lehnrichter, Herr Johann Friedrich Schüller, war beim ersten constitutionellen Landtage Mitglied der 2ten Kammer.

Der sonst starke Eisensteinbau ist neuerlich wieder ins Leben getreten, und der Fundgrübner machte 1858 sich dahin verbindlich, der Kainsdorfer Hütte jährlich 300000 Ctr. Stein zu schaffen, sofern eine Eisenbahn in die Oelsnitzer Gegend gebaut würde. Auch hatte schon 1840 der Bau auf dem „Burkhard“ sich einigermassen ermannet. Man findet hier einen Nephrit-ähnlichen Speckstein.

Manche glauben, es sei dieser Ort gemeint, wenn wir lesen, dass „Tuto v. Härtenberg, genannt v. Schönprunn“ 1314 das Gastrum Schönbrunn dem Stifte Waldsassen legirte, sie beriefen sich darauf, dass im nordwestlichen Böhmen, wo doch jetzt Hertenberg liegt, kein Schönbrunn zu finden sei. Diess ist aber ganz irrig; vielmehr war Schönbrunn mit voller Wahrscheinlichkeit der frühere Name desjenigen in der Hertenberger Herrschaft gelegnen Ortes, der unter dem Namen Bleistadt später zur Bergstadt geworden.

Das Gut hat schönen Schwarzholzbestand, und insofern es 41873/7 Einheiten versteuert, dürfte es schon den Mittelgütern beigehören. Die Collatur bei der Schule gehört nicht ihm, sondern der Gemeinde. – Die S. 126, Sp. 2 erwähnte Fuchsmühle gehört nicht nach Schönbrunn, sondern nach Fuchspöhl oder Triebelbach, und für „die Grafschaft Gölsnitzhof“ (auf S. 125) setze man: „den Göllnitzhof.“

Schwand, (S. 43 d. A.) sonst auch Schwandt geschrieben, hat seinen Namen handgreiflich vom slawischen Worte für „heilig“, und hat demnach gleiche Bedeutung mit Schweta, Zwoda, Schwaden in Böhmen, Schweinitz, Schwantewitz u. s. w.; hieraus allein folgt jedoch nicht eben die Verehrung (viel weniger ein Tempel) des Swantowith oder Swantewit.

Es liegt im Plauischen Amtsbezirke, 11/8 Meile südwestlich von der Stadt, schief gegenüber der Ruine Stein. Gefell ist um 1/2 Meile näher, als Hof und Tanna. In westlicher Nähe fliesst die Kemnitz südwärts hinab nach Ruderitz, wo sie auch nach diesem Orte genannt wird. Uebrigens raint die, im Mittel 1609 Fuss hohe (und somit der Kirche gleichkommende) Flur noch mit Dehles, Kemnitz, Geilsdorf, Weischlitz und Steins. In den 78 Häusern wohnten 1834 465, 1858 auch nur 474 Menschen, so dass der Ort eine in Sachsen seltene Stabilität zeigt. Jedes der an diesem betheiligten Rittergüter hatte vor dem Mai 1856 auch die volle Gerichtsbarkeit. Unter die Plattenhäuser gehört das Huthaus der ehemaligen Katharinenzeche, und dieses stand mit Obergerichten dem Amte, mit Erbgerichten dem Bergamt Schneeberg zu; jetzt ist es lediglich eine dem Geilsdorfer Ortstheile beigehörige Bergfreiheit, nördlich von Schwand.

Zu dem, was das Album S. 44 nach Limmer über die „Tzschorbe-Rewczen“ sagt, fehlt es an Bedenklichkeiten nicht; es genüge aber hier die entschiedene Zurückweisung des Retzschbaches bei Saalburg und des Lobensteiner Ortes Röppisch als Beweise für Limmers Hypothese. Es wird auch jeder Leser dem Dictionsfehler S. 44, Sp. 1, Z. 1 v. u. abhelfen, und wissen, woran er mit Thor und Jodutte sei. Höchst fraglich ist auch Flyns als Name für einen der slawischen Abgötter; hier dagegen soll er wohl gar mit dem Feilitzschen Geschlechte in eine verwandschaftliche Verbindung gebracht werden? Wir bezweifeln endlich noch, dass (s. die Mitte von Sp. 2) der Ausdruck „Hörige“ in Obersachsen jemals im Gebrauche gewesen. – Für Gannewitz (S. 45, Sp. 1) lese man Jannowitz. Tettenbachisch war Schwand schon 1724 mit Sicherheit. – Das Rescript, welches dem Gute die Schriftsässigkeit zusprach, ist nicht 1755, sondern schon am 20. October 1749 erlassen, und gab ihm auch die Landtagsfähigkeit. – 1819 gehörte Schwandt dem Johann Heinrich Erdmann v. Beulwitz. Zubehör des mit 3128 Steuereinheiten beschwerten Gutes sind, ausser dem Antheile an Schwand selbst, einige Häuser in Ruderitz, die Ruh- und Plattenhäuser (ohne die Katharina) , 2 in Rodersdorf, je 1 in Dehles, Steins und Unterweischlitz, hinsichtlich der Lehn auch Grundstücke in Kloschwitz, Thossen und Oberweischlitz. In Schwand selbst gehören nach Geilsdorf 26, unter das Amt 6, nach Kröstau 2 Unterthanen, der Rest unter das Gut Schwand, das 1801 in seinem Sprengel 220 Consumenten angab, und bis in den Mai 1856 die Gerichtsbarkeit behielt. – Als betheiligt am Besitze finden sich noch 1583 die Wittwe des Haues Wilhelm v. Geilsdorf und Georg Peter v. Reitzenstein auf Geilsdorf. Wenn aber 1850 ein Graf Schlieben auf Schwandt vorkommt, so deutet dieses auf ein anderes, wahrscheinlich in der Mark liegendes Gut.

Sorga, (S. 54 d. A.) jetzt im Auerbacher Amtsbezirke, wie es denn ursprünglich auch nur eine Sorge (ein Vorwerk) der Herrschaft Auerbach gewesen, liegt kaum 1/3 Stunde von der Stadt, nicht an der Lengefelder Strasse, sondern zwischen jenen nach Schneeberg und Eibenstock. Es verstreut sich auf mehreren Berghängen bis zu dem von Brunn kommenden Mühlbächlein. Dicht östlich bei dem ansehnlichen Rittergutsgehöfte, welches eine Allee mit dem Lusthause vor Auerbach verbindet, steht auch die Schäferei. Das Oertchen, 1834 mit 17 Häusern und 110 –, 1858 mit 19 H. und 135 Seelen, unterlag vor Errichtung des K. Gerichtes Auerbach obergerichtlich dem Auerbacher Commun- und erbgerichtlich dem hiesigen Specialgerichte. Eben so die zugehörigen Dorftheile, nämlich die Hälfte von Eich, einige Häuser in Brunn, in Hinterhain, in Rützengrün, in Schnarrtann, und 40 bis 50 in Rebesgrün. Die im Mittel 1251 Fuss hohe, meist steinige, aber doch nicht geringe Flur hat auch Parcellen innerhalb jener von Brunn und Schnarrtann.

Das Gut, mit 3986 Einheiten besteuert, gehört um so mehr schon zur mittlere Werthklasse, als Auerbach obern Theils noch damit verbunden ist; diese Gesammtbesitzung versteuert 6064 Einheiten, Lehnleute hat Sorga noch in Ellefeld und im untern Theile von Dorfstadt. Es war bis 1851 Mannlehn, hat ein nicht gar grosses, aber schönes Herrnhaus, für seine bedeutende Holzung einen Revierjäger, und wurde zwar 1851 – bis zu welcher Zeit es auch ein kleines Vorwerk in Dorfstadt besass – um der schönen Gebäude willen auf 60000 Thlr. geschätzt, aber 1853 dennoch um nur 32667 Thlr. an den Rittmeister Heinrich v. Bünau verkauft. Damals war es allodificirt, und gehörte der verwittweten Frau v. d. Planitz und ihren beiden unmündigen Söhnen. Es hatte damals 2601/2 Acker Holzes, überhaupt aber 4021/2 Acker mit nur 3589 Einheiten besteuerten Landes, davon Theile innerhalb der Fluren Schnarrtann, Beerheide und Brunn liegen.

Schnarrtann hat urspringlich nicht zur Auerbacher Herrschaft gehört; denn man weiss, dass es 1533 zusammen mit Schwarzenberg von Georg v. Tettau an Johann d. Beständigen gediehen ist. Unbekannt aber ist uns, wann es Auerbachisch geworden.

Die Dohnaischen waren (obwohl man über ihre Abkunft streitet) mindestens sicherlich kein sächsisches Geschlecht. Auch war Georg v. d. Planitz noch nicht ein „Herr“, sondern blos niedern Adels: erst sein Sohn Rudolph wurde vom Kaiser nobilitirt. Unter Schönau (S. 55, Z. 5 und 14) ist Oberschöna bei Freiberg gemeint. Burggrafen von Plauen (Z. 12) hat es nie gegeben, sondern nur meissnische Burggrafen Plauischen Stammes. Eben so wenig damals ein Geschlecht v. Wiesenburg; es scheint also Z. 18 vielmehr eine v. d. Planitz aus Wiesenburg gemeint zu sein. In Z. 11 v. u. setze man Lengenfeld. in Z. 6 v. u. Koseritz. – Der Z. 1 v. u. genannte Hauptmann Karl Gotthold Edler v. d. Planitz starb 1813; der gewesene Kreishauptmann Karl Maximilian Gottfried erst 1845. Im folgenden Jahre aber nahmen der Geheim-Finanzrath Karl Friedrich Günther, Karl Maximilian Ehregott, Karl Ferdinand und Friedrich August die verbundenen Güter in Gesammtlehn. –

Stöckigt, (S. 96 d. A.) Der allerdings wie deutsch lautende Name kann dennoch leicht ein slawischer sein, da im böhmischen Kreise Budweis ein Stocken mitten unter czechischen Ortsnamen liegt: auch sprechen die Deutsch-Böhmen den Flecken Staky an der mährischen Grenze Stöcken aus, und unser Ort selbst heisst 1428 Stockeich.

Die verbundenen Fluren von Stöckigt und Brand, rainend mit Obermarxgrün, Schloditz, Theuma, Tauschwitz, Reinsdorf und Oberlosa, haben 1283 Fuss mittlerer Seehöhe und meist gute Felder. Das Dorf stieg 1834 bis 1858 von 32 zu 39 Häusern, von 172 zu 236 Bewohnern empor; hierzu kommen in Brand, welches sich communweise dazu hält, noch 13 Häuser mit 79 Seelen. Kirche und Schule für diese Gemeinde sind in Oberlosa. Lehnbetheiligt ist in der Flur das Rittergut Reusa. Nach dem Ortsverzeichnisse gehört hierher auch die unterhalb des Dorfes gelegne Ferbis- oder Förbismühle, jedenfalls der Rest eines Dörfchens; ohne Zweifel gehört sie diesem nach zu dem kleinen Antheile, den das Rittergut Oberlosa an Stöckigt hat.

Das hiesige Erblehnrittergut versteuert seine 154 Acker Landes nach 2025 Einheiten, hat eine starke Ziegelei, besass über beinahe den ganzen Ort die Erbgerichtsbarkeit bis in den October 1855, und gehört seit 1857 ausschliesslich Herrn Adolf Eduard Geigenmüller, dessen Familie offenbar nach der Geigenmühle bei Werda benannt worden. Nach dieser Mühle heisst bekanntlich auch der oberste Theil

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/353&oldid=- (Version vom 7.2.2017)