zwischen Plohn und Bechlersgrün nicht gar fern von der Lengenfeld-Irfersgrüner Chaussee steht, und das auf Oberreits Karte die Burg heisst, woraus man schliessen könnte, die Plohner Burg habe hier noch ein „Vorbuwen“, wie manche andere, gehabt. – Als man 1804 die Burg in Plohn abtrug, fanden sich Waffen u. s. f.
Unter dem S. 105, Sp. 1 angeführten Meinholm ist wohl jener „Ritter Wilhelm v. Plohn gemeint, der 1243 (nicht 1143) den Präsidenten der vögtischen Regierung darstellte. Hans von Plohn dotirte 1315 die hiesige Kirche, welche 1335 ein Reuss der Reichenbacher Ordenscommende incorporirte.
1858 verkaufte der jubilirte Advocat August Friedrich Adler das obere Gut an Herrn Franz Adler. Jener noch lebende Herr war bisher unter den Ständen des voigtländischen Kreises der Stellvertreter des Vorsitzenden, und erhielt 1857 den Albrechts-Orden; Herr Franz Adler aber ist Friedensrichter im Lengenfelder Bezirke. Uebrigens hat Friedrich 1837 auch in der 2. Ständekammer Herrn Christian Gottlob (s. ob.) vertreten.
Mit dem untern Gute ist als ein zweites Ritterlehn die Freiseite des Dorfes Wildenau verbunden. – Der Besitz des obern verursachte 1770 einen Streit zwischen Karl Christian August E. v. d. Planitz, namens seines Geschlechtes, und den Brüdern v. Metzsch, Christian Erdmann Philipp und Friedrich Gottlob, die den Mitbesitz prätendirten. – Als Besitzer findet sich 1653 im untern Gute Rudolf Wilhelm v. Metzsch, und 1679 starb als Kindbetterin Frau Sidonie Eleonora v. Metzsch, geborene Gräfin v. Concin. 1857 nahm dieses Gut Herr Richard Adler in Lehn.
Der letzte hiesige Metzsch (bis 1800) war Friedrich Gottlob. – Beide Güter hatte schon 1804 Christian Gottlob Adler als Administrator zu verwalten; damals legte er die Gartenterrassen an.
Unter den früheren Besitzern nennen wir noch: 1468 Hanns und Konrad Metzsch auf Mylau; bis 1737 den reichbegüterten Christian Ludwig E. v. d. Planitz (s. unter Auerbach); 1819 als letzten hiesigen Planitz den Geheimfinanzrath Karl Maximilian. 1602 hat der damalige Oberküchenmeister Sebastian v. d. Planitz zu Plohn, nachmals Amtshauptmann zu Zwickau, dem Kurfürsten Reinsdorf bei Plauen abgekauft. Der 1712 gestorbene Johann Heinrich v. d. Planitz auf Auerbach und Sorga hatte als Besitzer Plohns jubilirt; ihm folgte als einziger Güter-Erbe sein zweiter Sohn Christian Ludwig auf Lengenfeld und Hohengrün.
Pöhl, (S. 30 d. A.) urkundlich auch Bel, Bele, Beele, Bechell, Pöhle, d. h. Klarwasser, ist 1834 bis 1858 bedeutend angewachsen, nämlich von 48 zu 55 Häusern und von 371 zu 434 Seelen. Es liegt im Amte Plauen, überm rechten Ufer der Trieb (denn so heisst das Flüsschen), 11/2 Stunde von Plauen nordnordwestlich und von Elsterberg südlich, an der seit 1816 überflüssig gewordenen ältern Zwickau-Plauischen Strasse, in schöner und verhältnissmäsig milder Lage. Aus dem sehr klaren Flüsschen gewinnt man selten auch Perlmuscheln. Es erreicht oberhalb der berühmten Eisenbahnbrücke die Elster nach Lohrmanns wohl zu niedriger Angabe 962 Fuss, während die Flur 1149 Fuss mittlere Seehöhe hat, folglich um mindestens 350 Fuss differirt. Jedenfalls übersteigt der Eisenberg (vergl. das Album) die Seehöhe von 1250 Fuss. Von der Ueberbrückung aus gesehen, gewährt er in der That einen grossartigen Anblick. Auf einer Vorstufe desselben steht ein Belvedere, und der sogenannte „Ochsenstall“ dürfte die Stätte der zur Burg gehörig gewesene Oekonomie angeben. Die Hauptzeche des Berges erhält durch ihre Namen das Andenken der um den obergebirgischen und nordböhmischen Bergbau verdienten Familie Schaller. Vor 3 Dutzend Jahren noch hielt man auch die Zechen Amalie, Rosenkranz, Frisch-auf und Friede Gottes in Frist. Man gräbt vorzüglich nach dem Rotheisenerz; der Mineralog findet aber auch rothen Eisenkiesel, Basaltjaspis, Chalcedon, Asbest und Amianth, Mandelstein etc.
Hinsichtlich des Kalkwerkes ist zu bemerken, dass seine beiden Oefen an der Möschwitzer Flurgrenze auch mit Wohn- und Wirthschaftsgebäuden begabt sind; der wichtige Bruch aber, noch jetzt gewöhnlich der Petzoldische genannt, liegt in ganz anderer Gegend, und wurde 1859 von seiner Besitzerin, Gattin des seit Michaelis 1859 in Dresden engagirten Musikdirektors Hilf, ausgeboten.
Die Eisengieserei, welche im Waffenhammer Günther und Compagnie begründeten, wurde 1832 von Borrmann und Hausner mit einer Stahlfabrik verbunden, gedieh indessen zu wenig. Desshalb brachte Ulbricht 1837 für dieselben eine Actiengesellschaft zusammen. Weil aber diese bald wieder zerfiel, wurde 1843 das Werk ausgeboten. Damals begriff es ausser den Frisch- und Puddelöfen auch in schönen neuen Gebäuden einen Zeughammer und die Stahlfabrik, die indessen schon 1840 ruhete. Nochmals bot man das ganze, unterhalb des Dorfes am Eisenberg etwas abgelegene, durch die stets wasserreiche Trieb begünstigte Werk 1849 aus und ein gewisser Herr Zschock in Plauen kaufte es dem Kaufmann Keller ab, der es aber nicht behaupten konnte. Die Stahlfabrik hatte nicht nur viele Stahlarten (Cement-, Guss-, Meteor- Silber-, Nickelstahle sondern auch allerlei gemeine Stahlwaare zu liefern begonnen; hinsichtlich der Haltbarkeit jedoch fand man sie in Bergwerken gegen den steyrischen Stahl weit zurückstehend. –
Wie früher das Röttiser Lochhaus an der Elster, so gehört noch jetzt zu den hier eingepfarrten Orten (S. 32, Sp. 1 am Ende) auch Helmsgrün. Möschwitz baut sich 1859 eine eigne Schule. - Das Dorf begreift 9 Pferde- und 12 Kuhbauern, auch eine bedeutende Mühle. Seit 1842 concentrirt sich hier ein Gesangverein.
Mit dem Rittergute ist Helmsgrün noch immer gleich einem Vorwerke verbunden, und beide sind mit 10616 Steuereinheiten belegt, davon auf Pöhl 7072 kommen. Der Complex bildet demnach jedenfalls eine Besitzung vom ersten Range. In Pöhl giebt es ein Schloss, starke Brauerei, Dampfbrennerei und durch das ganze Land berühmte Mastung, gute Ziegel- und Kalkbrennerei, edle Schafzucht, zahme und wilde Fischerei etc. Die vereinten Güter haben 320 Acker Feld und 140 Acker Wiesen, und gaben 1801 im Sprengel 784 Consumenten an, davon 487 auf Pöhl kamen. Er begreift ausser Pöhl, Helmsgrün und Rodlera noch Hartmannsgrün und einen Theil von Herlasgrün im Amte Treuen, im Plauischen Bezirke aber Theile von Gansgrün (5 Nummern,) Möschwitz (1 Gut unter Helmsgrün und 6 unter Pöhl,) Losa (4 Güter und 1 Haus,) und Steinsdorf (8 eigentlich zu Helmsgrün gehörige Nummern). Hierzu kommen noch Lehnunterthanen in Neudörfel (3), in Wetzelsgrün, Voigtsgrün, Pfaffenhaus, Christgrün, Wipplas, Ruppertsgrün, Jocketa, und im Schleitzischen Dorfe Leidlitz bei Pausa. Beide Güter waren nach früherer Verfassung altschriftsässig und landtagsfähig. Im Mittelalter aber ruhte auf dem Gute Pöhl die Theilnahme am Plauischen Schloss-Castellanate, wesshalb die Röder ein Burglehnhaus dort besitzen mussten. – Im Schlosse findet man auf einem Bilde eine ganze 1705 hier erlegte Bären-Familie dargestellt.
Unter den Besitzern nennen wir noch 1393 Konrad Peler, welcher auch das Ranspacher Lehngut als Mühltrofischer Vasall besass, und keineswegs zu den Herren, sondern nur zum niedern Adel gehörte; ferner den 1754 gestorbenen S. Weissenfelsischen Geheimerath und Vicecanzler August Ludwig v. Röder, auch auf Helmsgrün und Lewitz, zugleich Kreissteuereinehmer.
Auf den im Album erwähnten Hanns Burkhard v. Bodenhausen folgten 1845 seine Söhne gemeinsam, nämlich der östreichische Lieutenant Hanns Bodo und der sächsische Junker Rudolf Woldemar. Letzterer, nunmehr Oberlieutenant, besitzt 1859 Pöhl, und ist somit auch Kirch- und Schulpatron.
Der letzte hiesige Röder, ein nicht nur gelehrter, sondern auch echt-deutscher Biedermann, legirte für Kirche und Schule eine ansehnliche Summe und 1000 Thlr. für die Armen des Sprengels.
Dass das Rittergut schon 1509 ein zwiefaches gewesen (wie es denn noch jetzt 2 Canzleilehen bildet) zeigt jener Georg v. Naundorf „auf Pöhl“, der damals und also zu einer Zeit erwähnt wird, wo Pöhl notorisch den Rödern gehörte.
Posseck (S. 155 d. A.) findet man bald Poszeck, bald Posseck, bald Posegk geschrieben, und dieser Name wird, wie Positz bei Neustadt, Poszig bei Plauen, Pösig bei Lommatzsch, Böhsig bei Grimma, Bezdez oder die Kloster- und Burgruine auf den bekannten Pösigbergen in Böhmen, sehr verschieden gedeutet; denn man erinnerte an Bohs, der Hollunder, an Bos, das Licht, an Boz, die Ruhe oder Weile, an Bozek, ein Götze, an Buz, Busso oder Boso, wie die Slawen statt Burkhard sagen; auch an Poizniza, wie die Wenden die Pulsnitz als Grenzfluss aussprechen; man meinte nämlich, Orte solcher Namen hätten an alten Gaugrenzen gelegen. Ohne einem Urtheile vorgreifen zu wollen, bemerken wir nur noch, dass die Orte solcher Namen meist uralte Burgen gehabt; nach jener bei Zeitz, auf deren Stätte das Kloster Bosau gekommen, wurde sogar ein Sorbengau genannt. Schaller leitet indessen Pösig u. s. w. von posekat her, so dass es einen Ort bedeute, für dessen Anbau erst der Urwald gelichtet werden musste. Dieses hat allerdings viel für sich. Noch ist bei den Czechen Bussek das Deminutiv von Boguslaw.
Posseck liegt auch von Hof 21/2 Stunde und zwar nach Ostnordost. Die nächste Stadt ist Rehau in Bayern. Der dem „hohen See“ bei Haselbrunn entquellende Bach geht südwärts nach Nentschau in Bayern, um die Regnitz zu verstärken, welche bis dahin Böhmen von Bayern geschieden. – Die Flur zeigt eine mittle Seehöhe von 1824 Fuss, sodass sie zwischen den als rauh-gelegen bekannten Fluren von Gassenreuth und Papstleithen die Mitte hält. Die Kirche fand Wiemann 1723 Fuss hoch. – Die Natur weist das Kirchspill nicht zum Voigt-, sondern zum Regnitzlande.
Poseck an sich, jedoch die isolirte Schäferei und die Ziegelei zugerechnet, zählte 1834 in 85 Häusern 497 –, 1859 in 92 H. 633 Seelen. Zwei etwas abgelegene Häuser nennt man das Birkigt oder die Birkhäuser, auch liegt die Schlittermühle abseits. Die Commun verstärkt sich noch um 37 Häuser und 236 Seelen in Haselrain mit Grünpöhl; auch sollen sich die 8–10 Häuser in Höllensteg dazu halten. Diese u. a. zugehörige Orte waren trotz der Lage von jeher zum Voigtsberger Amte bezirkt. – Nach dem kirchlich-statistischen Handbuche sind die bayrischen Orte Nentschau, Zech und Mittelhammer nicht mehr hierher gepfarrt. 1753 hat Zech erst 12, Mittelhammer 4 Häuser enthalten. – Den brauberechtigten Erbcretscham in Posseck findet man schon 1537 erwähnt.
Unter denen v. Poseck (die so wenig „Herren“ waren, als es nie eine Herrschaft Poseck gegeben) erscheint 1428 Manns als Plauischer Amt(shaupt)mann, somit als Chef der vögtischen Ritterschaft. Er ist derselbe, auf welchen als den verrätherischen Uebergeber des Ratschauers an die Hussiten das Album wiederholt loszieht, während doch diese Annahme keine erwiesene ist; vielmehr ist nur sicher, dass er bei diesem Kampfe mit umgekommen. – 1387 hatte Friedrich v. P. Krispendorf im Schleitzischen, und Nikol war Kämmerer des Schleitzischen Calendes. Noch 1637 finden wir Wolf Albrecht auf Weischlitz. Dagegen ställte Christoph v. Reitzenstein für seine beiden amtsässigen Güter allhier zwei Ritterpferde. Auch wird noch jetzt das Gut als ein gedoppeltes
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/345&oldid=- (Version vom 4.2.2017)