Grosskreuze des sächsischen Verdienst- und des Falkenordens. – Der eben so würdige heutige Besitzer hatte das Gut bis 1837 gemeinsam mit seinem Bruder. Traurige Erfahrung traf ihn, den treuen Vasallen und Verehrer seiner Fürsten, durch den Tod seines sehr fähigen und vielversprechenden Sohnes dessen Schicksal im Jahre 1849 zu bekannt ist, um weiterer Besprechung zu bedürfen. Derselbe würde bei längerem Leben einst der Majorats-Erbe geworden sein.
Die Ortsflur begreift mit einer von der Dorfstädtischen umschlossenen Parzelle 18085/9 Acker. Die Brauerei ist Commun und das Schiesshaus Privatgut. Der Postverwalter ist zugleich Steuerreceptor. Früher unterhielt das Rittergut einen von der Herrschaft gewählten Postboten: eine in Sachsen wohl nirgends weiter vorgekommene Befugniss. – Die Stadt nimmt Antheil an der Auerbacher Sparcasse. – Unter den Fabrik-Handlungen zeichnet besonders die Weidenmüllerische – welche augenblicklich des Brandes halber in Auerbach geführt wird – sich aus.
Zu Falkensteins sehr mannichfachen Fabricaten gehört auch der Damast.
Der hier horizontal geschichtete gelbblaue Thonschiefer wirkt stark auf die Magnetnadel, ohne doch durch seine Bestandtheile dies zu erklären. Es mag also wohl die Erklärung in demselben Naturereignisse zu suchen sein, bei welchem die schon erwähnte Klippenreihe sich bildete. Seine eingemengten Quarzgänge enthalten einen dunkelgrünen Chlorit, wie jene bei Remsa. – Von der Burg waren schon 1730 kaum mehr Spuren vorhanden.
Freiberg obern Theils. (S. 47 d. A.) Es erscheint am gerathensten, die beiden Rittergüter daselbst zugleich zu ergänzen; das obere ist S. 77 des Album behandelt. Freiberg, im nunmehrigen Amtsbezirke Adorf 1/2 Stündchen nordwestlich von der Stadt gelegen, ist 1834 bis 1858 nur von 53 auf 36 Häuser, von 252 auf 286 Seelen angewachsen. Mit diesem bilden die 133 in Weidigt Eine Gemeinde, welcher auch die Collatur bei der Schule zusteht. Unterhalb der Höhe, an welche das Dorf sich lehnt, fliesst im Süden der mit Perlmuscheln besetzte Weidenbach, dessen zweiter Name „Totterweinbach“ wohl auf einer Wüstung beruhen mag, die vielleicht in der nahen böhmischen Herrschaft Asch zu suchen ist; Schenks Karte nennt ihn den „todten Weinbach.“
Von den sonstigen drei Rittergütern sind schon längst das mittlere und untere zu Einem Gehöfte verbunden, diese waren nach früherer Verfassung neuschriftsässig. Geraume Zeit hindurch sind alle 3 Lehne in Einer Hand gewesen.
Dass Hagdorf und Haindorf verschiedene Orte gewesen, lässt sich dem Album ohne urkundlichen Beweis schwerlich glauben, da doch Hag und Hain dasselbe Wort sind. – Z. 5 v. u. wolle man für Grafen setzen: „Burggrafen“; denn als solcher galt er mehr, wie als Graf v. Hartenstein, welches er ohnediess nicht factisch besass. – Auffallend ist (zu Anfang der 48. S.) der Name Pigkler, indem er an das fränkische Reichsgrafen- und jetzt zum Theil preussisch-fürstliche Geschlecht v. Pückler mahnt. Kaspar von Kaufungen war kein voigtländischer, sondern ein pleissnischer und vielleicht auch Schönburgischer Vasall. – Auf S. 77, Sp. 2, Z. 5 ist das Wort „Königlich“ zu streichen.
Die nach dem Walde hin ansteigende „Freiberger Höhe“ fand Wiemann 1780 Fuss hoch, also 28 Fuss höher, als Lohrmann. Beträgt nun die mittle Höhe der Flur 1628 Fuss, so mag sie bis zu etwa 1470 Fuss herabgehen; jedenfalls aber ist das Klima ziemlich rauh, schon durch die Nähe des Hochgebirges. Die Schäferei steht nach Wiemann 1718 Fuss hoch.
Das zuletzt Herrn Herrmann Frick gehörige obere Gut, welches v. Pegauisch auch noch 1753 gewesen, und dessen Besitzer Robert Friedrich August v. Petrikoswsky 1858 als Friedensrichter im Adorfer Amtsbezirke vorkommt, ist so abgeschwächt worden, dass es nur 778 Einheiten versteuert; das untere dagegen hat deren 2713 bei etwa 200 Ackern Pachtlandes, Ziegelei, Brennerei und meist neuen Wirthschaftsgebäuden. Zum obern gehören auch nur 5 Häuser, der Rest des Dorfes zum untern Gute, und jenes hatte sonst nur die Erbgerichtsbarkeit; beide aber gaben die Gerichte am 22. October 1855 ab. Im Jahre 1801 gaben sie resp. 82 und 251 Consumenten an. In Weidigt hat das untere Gut nur 3 Häuser, aber die Gemeindeobrigkeit; der Rest ist dem obern Gute. Dagegen hat das untere Antheil an Gettengrün (1834 5 Häuser), an Rebersreuth (den Gasthof und noch 5 Häuser) und 4 Häuser in Oberbergen; endlich die Freiberger Hassen- oder Muldenmühle, deren Name vielleicht durch Corruption aus „Mülvenmühle“ entstanden ist. Leonhardi machte aus Weidigt ein besonderes, schriftsässiges, in’s Amt Plauen bezirktes Lehn; letzterer Umstand ist aber doch kaum glaublich, und vielleicht dachte er hierbei an das Weidicht bei Netzschkau.
Heinrich Gentzsch auf Freiberg und Magwitz war 1660 bis 1696 Amtshauptmann zu Voigtsberg. In den noch früheren Jahrhunderten stellten dagegen wegen des nur amtsässigen Gutes Freiberg die Thosse 1 Ritterpferd, und noch 1616 hatte es Wolf Adam Thoss auf Bergen. 1738 war Albert auf Wiedersberg und Troschenreuth Besitzer und 1779 starb als solcher der Oberstlieutenant Karl Erdmann v. Hayn. 1819 hatten es die Brüder August Wilhelm Philipp, Franz Ferdinand und Ludwig Wilhelm Herrmann v. Gössnitz, nebst ihrer Schwester, der Frau Henriette Auguste Erdmuthe v. Steindel. Der jüngste Bruder war beim Landtage 1817 im weitern Ausschusse und starb 1835 als Hauptmann. 1838 erbten das untere Gut als ein Mann- und Weiberlehn die Frauen v. Petrikowsky und v. Eberhard. 1842 boten die Brüder Robert Wilhelm Theodor und Ottomar Friedrich Ludwig v. Petrikowsky es vergebens aus, wobei der Werth auf 32798 Thlr. ermittelt worden; 1843 nahm es der Major Wilhelm August Ludwig in Lehn; 1844 aber hatte Robert es allein, und verkaufte es 1850 an seine Tochter, Gattin des Dr. Flechsig. Später erscheint als Besitzer Ottomar Friedrich August v. Petrikowsky, Amtmann zu Sebnitz, seit 1859 zu Werdau.
Freiberg untern Theils. (S. 77 d. A.) ist in den Supplementen zu S. 47. oder zum Gute Freiberg obern Theils schon mit berücksichtigt worden.
Friesen (S. 11 d. A.) Das Gut Friesen war früher blos ein Nebengut von Reichenbach und hatte nach früherer Verfassung kein selbsständiges Lehen und keine Landtagsfähigkeit. Eine Zeit lang war es auch Vorwerk von Mylau, wie dies auch bei der Beschreibung des letzteren Ortes noch besonders erwähnt werden wird.
Das Gut hat trefflich eingerichtete Wirthschaft, einen starken Stapel holländischen Rindviehs und eine starke Pflanzung von Ahornstämmen, wofür der Herr Besitzer 1837 eine besondere Prämie erhielt. Ausserdem besteht eine grosse Dampfbrennerei und Ziegelei. Von Bedeutung ist ausserdem noch die Mastung.
Schloss und Park sind meist bekannt und ausgezeichnet und wurde 1846 vom verstorbenen König Friedrich August mit seinem Besuche beehrt.
Die Gölzschhäuser und die Pamlersmühle zwischen Lengefeld und Waldkirchen sind zwar Zubehör des Gutes, aber nicht des Ortes Friesen, indem sie vielmehr als No. 60 bis 66 zu Oberheinsdorf geschrieben sind, obwohl sie weit davon entfernt liegen. Unter ihnen ist, ausser der Petzoldschen Fabrik, auch das herrschaftliche Gütchen oder Vorwerk Reihe- oder Kälberhaus.
Die Flur von Friesen, welche in Nordwesten ein bunter Grauwackensandstein meist aber ein viele Grünstein-Portiecher enthaltenden Tonschiefer unterzieht, raint mit Cunsdorf, Reichenbach, Obermylau und Stadt Mylau, so wie mit den reussischen Orten Kahmer, Schönfeld und Walthersdorf. Auf dem „Segen Gottes“ baut man, doch ohne frohe Aussicht.
Die Eisenbahn trifft zwar auch diese Flur, mehr jedoch die nach Reichenbach gehörige Wüstung Ruppelta.
Die Flur hat 1189 Fuss zu mittler Seehöhe bei geringer Variation.
An der Grenze in Norden erhebt sich der dürre Berg und der Mühlberg ist schon Reussenland.
In eine der beiden vom Friesenbache getriebenen Mühlen bestand 1852 bis 1858 die Kammgarnspinnerei von Reyer und Schädlich die aber auch für ihre 910 Feinschindeln noch eine Dampfmaschine von 10 Pferde (also 60 Centner) Kraft hatte.
Eine zweite Spinnerei ist unterhalb Friesen da, wo der Bach selbst die Landesgrenze zu bilden beginnt. Es ist eine bedeutende Wollspinnerei mit 2200 Feinspindeln.
Dieses Dorf, welches vom Jahre 1834 bis 1858 von 17 auf 19 Häuser, von 114 auf 191 Bewohner gewachsen ist liegt 11/4 Stunde von Greiz, dieser wahrhaft paradisisch gelegenen Residenz der Fürsten Reuss älterer Linie.
Gansgrün, (S. 149 d. A.) ursprünglich Johannsgrün; die heutige Schreibung entkeimte der Neigung des Obergebirgs und Voigtlandes, das Jot wie ein G auszusprechen, im Gegensatze zu dem bekannten Fehler des Berliners.
Gansgrün liegt nur 11/2 Stunde nordöstlich von Plauen, von Altensalza schief gegenüber, an und über dem rechten Trieb-Ufer, auch mit Helmsgrün, Thossfell und Pöhl rainend. Die nicht bedeutende Flur hat 1253 Fuss mittler Seehöhe. Isolirt stehen 2 Häuser, darunter die Gansmühle in Westen, die Pechhütte in Nordwest.
Zu Anfange der 2ten Spalte ist zu bemerken, dass die v. Röder, auch jetzt noch blühen, nur nicht im sächsischen Voigtlande. Erbaulich klang ihre frühere Familiensage, Kaiser Heinrich I. habe dem Stammvater Hannibal Reinhard Röder das Adelsdiplom in einem goldenen Becher überreicht.
Als Gutsherr fehlt im Album für das Jahr 1428 Konrad Molsdorfer, den man vielleicht auf Mühltrof beziehen, und wegen dessen man den Besitz der Marianer nicht eben gar früh annehmen darf. Die jetzige Besitzerin – seit 1836 – ist Frau Theresia Maria Arnold, geb. Nicolai. – Das allodiale neuschriftsässig gewesene Gut behielt seine Erbgerichtsbarkeit über die kleinere Hälfte des Ortes (denn über 3 Begüterte und 3 Häusler gehörte sie nebst der ganzen Obergerichtsbarkeit dem Amte Plauen von jeher) bis in den Mai 1856. Ausserdem hatten auch die Thossfeller und Pöhl-Helmsgrüner Gerichte schwache Antheile. 1834 zählte der Ort in 36 Häusern 213 –, 1858 in nur 35 H. 245 Seelen, und der Gutssprengel gab 1801 nebst einem Viertel von Möschwitz 122 Consumenten an. – Nach Obigem ist S. 150, in Z. 19, das Wort „selbstständiger“ zu streichen, und Z. 22 wolle man für Blankenhain setzen: Blankenstein an der Saale. – Das Rittergut Bergen hat hier blosse Lehnleute. – In der Mitte der 2ten Spalte ist die Stadt Treuen gemeint.
Dass das Gut nicht altschriftsässig gewesen, erklärt sich wohl nur durch den Ordensbesitz, indem es, versehen mit einer Burg, offenbar den alt-selbständigen Gütern des Voigtlandes beigehören musste. Dagegen besass es längst die Landtagsfähigkeit, welche der Kammerherr und Verdienstordensritter Karl Gustav v. Beust 1817 benutzte, wobei er in den weitern Ausschuss kam. 1838 hatte das Gut Freiherr Bernhardt v. Beust, verkaufte es auch an Keller erst 1850. – Die Lehnhoheit haben 1327 die Plauischen Vögte der Krone Böhmen aufgetragen. Vom Reste der Burg, einem geringen Herrenhause, enthält Limmers Geschichte des Voigtlandes (bei S. 418) eine geringe Abbildung. – 1855 versteuerte das Gut seine 263 Acker Landes nach 3227 Einheiten,
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/332&oldid=- (Version vom 4.2.2017)