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Majorats-Gütern, ist also längst mit Gaussig combinirt, weshalb nähere Belehrung bei der Beschreibung von Gaussig zu suchen ist.

Günthersdorf ist nach Gaussig eingepfarrt und gehörte im 15ten Jahrhundert der Familie von Haugwitz.

Die Einwohner, welche 150 Seelen betragen, sind in das Gerichtsamt Budissin gewiesen.

Hanefeld, auch Hahnefeld geschrieben, liegt 2 Stunden südöstlich von Oschatz an der Jahna in sehr fruchtbarer Aue.

Das hiesige Rittergut war ehedem ein Vorwerk und mit Stösitz combinirt, weshalb der Besitzer von Stösitz Herr von Ragewitz 3 Ritterpferde wegen dieser beiden Guter stellen musste.

Im vorigen Jahrhundert kam es von Stösitz ab und wurde als amtssässig behandelt, erlangte am 13ten April 1769 die Schriftsässigkeit.

Von 1714–1732 besass Hanefeld der General-Postmeister von Neidschütz, dem 1747 der Major Georg Rudolph von Hessler folgte; dann der Oberlieutenant Heinrich Adolph von Klengel auf Grossrössen, seit 1779 dessen 4 Söhne und seit 1809 allein der Major Heinrich Christian Magnus. Der derzeitige Besitzer ist die Frau von Hottewitzsch.

Das Herrenhaus ist eine Zierde des Orts und nach dem Brande 1816 sind die Wirthschaftsräume im grossartigen Style wieder aufgebaut, woran grosse wohlgepflegte Gärten stossen.

Im Herrenhause bewahrt man einige Urnen, welche in hiesiger Gegend ausgegraben worden.

Das Gut hat 210 Scheffel Feld, 46 Scheffel Wiesen und 40 Scheffel gutbestandenes Holz.

Landtagsfähig ist dasselbe erst seit dem Jahre 1805.

Vor 200 Jahren war das Gut sehr verfallen und damals verdankt es sein Wiederaufkommen dem Reichspfennigmeister Geh.-Rath von Loss.

Der Ort besteht jetzt aus einigen 20 Häusern, in welchen an 100 Einwohner leben, die dem Gerichtsamte Oschatz einverleibt sind.

Heinersdorf, auch Heynersdorf und Hennersdorf, ½ Stunde bei Sebnitz, 2 Stunden von Hohnstein am Sebnitzer Wege, 1⅝ Stunde südlich von Neustadt, ziemlich 1 Meile von Schandau in einem sehr anmuthigen Thale gelegen.

Das im 19ten Jahrhundert erst schriftsässig gewordene Canzlei-Gut ist wohl zu unterscheiden von dem hiesigen Lehngute und von dem Erblehngericht, ein Umstand, der schon zu den grössten Irrungen Veranlassung gegeben hat.

Das wirkliche und eigentliche Gut, welches die Rechte eines Ritterguts hat, wurde 1547 dem Andreas Hess verliehen, worauf es bald nachher Christoph von Liebenau erhielt. Dann der Oberforstmeister Hans Nebur von Metzenhofen gen. Selbitz folgte und von 1608 4 Söhne desselben, von denen es 1622 der Sohn Friedrich allein übernahm.

Im Jahre 1659 kaufte das Gut der Hohnsteiner Amtsschösser J. Gottfried Hanitzsch, der es seiner Tochter, der Gattin des Kriegszahlmeisters Grieben überlies; erst 1697 verkaufte dieselbe es an Martin Hempel und Christoph Schneider. Im Jahre 1711 erwarb es der Schandauer Bürgermeister Matthias Gerschner, der es 1732 dem Stolpner Kommandanten Johann Holm überlies. Im Jahre 1748 lies es sich der Amts-Verwalter Christoph Herbst in Lehn reichen, später hatte der Amtslandrichter von Saupsdorf Christian Thiermann die Hälfte an dem Gute, aber schon 1760 kam es im Ganzen an den Hohnsteiner Amtsinspector Chr. Friedrich Scheffler, 1785 an Johann Gottfried Sauer, dessen Nachkommen es noch besitzen.

Im Jahre 1583 wurde das Gut in Allodium verwandelt und Metz kaufte dazu auch die Gerichte über ein Gut in Krummhermsdorf.

Hanitzsch baute das noch stehende massive mit einer Thurmuhr versehene Herrenhaus, befreiete sich vom Schluckenauer Zins und kaufte viele Sebnitzer Grundstücke.

Zur Gemeinde gehört der Eisenhammer und eine der Mühlen. Der Ort selbst ist von Jahr zu Jahr gewachsen, so dass seine Seelenzahl sich jetzt über 500 beläuft, die dem Gerichtsamte Sebnitz angehört.

Hausdorf, 1¾ Stunde östlich von Dippoldiswalde, 1½ Stunde von Glashütte an der Strasse von Dresden nach Glashütte, mit welchem Orte das Hammergut Gleisberg zusammenhängt.

Das hiesige Rittergut war früher ein Gut der Herrschaft Bärnstein und gehörte also dieser Familie, im 17ten Jahrhundert war der Amtshauptmann Adam Friedrich von Böhlau auf Lungwitz damit beliehen und 1752 besassen es die Erben des Hofbäckers Thiele in Dresden, wo es zu einem Majoratsgute erhoben wurde, als welches es noch in dieser Familie existirt.

Zum Gute gehörten ausser dem Orte vor der neuen Einrichtung weiter keine Unterthanen, zum Gute selbst gehört die am Grimmischen Wasser unter dem Wilschberge gelegene Teufelsmühle; als neuschriftsässiges Gut hatte es aber weiter kein Zubehör.

Das Herrenhaus ist freundlich und nett gebaut und wird von den Wirthschaftsräumen umgeben; auch befindet sich beim Gute eine wohleingerichtete Brauerei.

Der Ort selbst ist nach Maxen eingepfarrt und beim Gerichtsamte Dippoldiswalde müssen die 200 Einwohner Recht suchen.

Heeselicht, 1 Stunde von Stolpen, 4 Stunden vom rechten Ufer der Polenz, 1 Stunde von Langenwolmsdorf aus, eben so weit von Hohnstein.

Der Weg von Stolpen nach Hohnstein wird die Napoleonsstrasse genannt, weil der Kaiser Napoleon einen Theil der Waldung unter Heeselicht niederhauen und sich über die Heeselichter Mühle einen Weg nach der Stadt Hohnstein bahnen liess.

Heeselicht kommt als Ort schon im 13ten Jahrhundert vor und Johannes von Eisenbergk, Bischof von Meissen war damit beliehen. Dann kam der Ort an Nikeln von Hermsdorf, welcher 1488 vom Herzoge Georg damit beehrt wurde. Herzog Moritz reichte es 1542 Hans von Hermsdorfen in Lehn und Herzog Friedrich Wilhelm, chursächs. Administrator übergab 1592 des letztern Sohn Hansen von Hermsdorf Heeselicht. Im Jahre 1621 erhandelte Churfürst Johann Georg I. Heeselicht vom Hans Ernst von Hermsdorf und von dieser Zeit kam es zum Amte Hohnstein.

Gedachter Churfürst errichtete hier ein Vorwerk, welches 1657 dem Kammerherrn und Amtshauptmann zu Stolpen Georg Herrmann von Schweintz mit Ober- und Erbgerichten vererbt wurde.

Bei dieser Familie blieb es längere Zeit. In neuerer Zeit kam das Gut an Herrn Christoph Ulbricht; dann an dessen Wittwe geb. Schmalz, die es ihrem Schwiegersohne Herrn Ernst Käferstein von Penig überlies, in dessen Familie es sich jetzt noch befindet.

Das herrschaftliche Wohnhaus ist als ein altes Gebäude merkwürdig und ragt in das graue Mittelalter hinein, die Wirthschaftsgebäude sind ganz neu, massiv und sehr bequem gebaut.

Ihre Ansicht gewährt einen schönen Anblick, der noch dadurch gehoben wird, dass auf dem Malz- und Brauhause ein Thurm mit einer Uhr gebaut ist.

Der Hofraum ist bedeutend und geräumig.

Die ganze Oeconomie ist im vortrefflichen Zustande, die Felder und Wiesen fruchtreich und ergiebig, die Holzungen nicht unbedeutend.

Die Einwohner nähren sich von Viehzucht, Spinnen und Tagarbeiten.

Im Ganzen sind einige 50 Häusler hier, 2⅞ Hüfner, 1¾ Hüfner, 2 Halbhüfner, 27/12 Hüfner, 15/12 Hüfner, 2 Gärtner, 1 Erbgericht, 2 Mühlen, 1 Schmiede und im Ganzen über 400 Einwohner, welche dem Gerichtsamte Hohnstein zugewiesen und nach Stürza eingepfarrt sind.

Kavertitz mit Schöna, gewöhnlich Kärz genannt, liegt nur ¼ Stunde von der preussischen Grenze, 2¼ Stunde von Oschatz mit Schöna, Sernewitz, Mühlau und Laas rainend, an der früheren Strasse von Oschatz nach Torgau, ein sehr alter Ort, wie schon der Name besagt. Die Herren von Ilburg besassen diese Gegend schon im 13ten Jahrhundert und es ist Kavertitz durch die Ilburge im Jahre 1243 an das Kloster Mühlberg gekommen, doch nach einer andern Angabe erst im Jahre 1285, wo Botho von Ilburg Kavertitz nebst dem Pfarrlehn an das Kloster Mühlberg überlassen haben soll.

Schon im Jahre 1396 finden wir den Ritter Christoph von Maltitz auf Kavertitz, welcher damals Sernewitz und Mühlau an’s Kloster Buch verkaufte und war derselbe Vasall vom Kloster Mühlberg, von welchem 1463 Heinrich von Maltitz mit Kavertitz beliehen wurde. Später kam es an einen gewissen Preuss, welcher es an den Churfürst August für 29000 Thlr. verkaufte, der es 1563 seinem Windesetzer Ad. von Proschwitz nebst dem Sitzeroder Kloster verhandelte. Schon 1582 war aber Wolf Albrecht von Schleinitz damit beliehen, dann 1612 Balthasar von Starschedel, worauf es 1685 wieder an die von Schleinitz kam und dann an die von Pflugk.

Im 19ten Jahrhundert wurde es Besitzthum der Familie Kretzschmar und 1826 derer Frenzel, bei welcher Familie es jetzt noch sich befindet.

Das Rittergut ist in Allodium verwandelt und ein Vorwerk davon ist in Schöna, daher Kavertitz mit Schöna und wurde mit 2 Ritterpferden verdient.

Der Boden ist zwar sehr feucht, aber gut und fruchtbar.

Das Gut selbst steht auf der Südseite des Orts, wo auch die geistlichen Gebäude sich befinden, über welche dem Rittergut das Patronat zusteht.

Das Herrenhaus ist wirklich ein Schloss zu nennen, an welches ein schöner Garten stösst und die Wirthschaftsgebäude sich reihen.

Auf diesem Schlosse starb 1593 der chursächsische Hofprediger Martin Mirus, einer der heftigsten Feinde des Kryptokalvinismus. Von ihm rühren die bekannten Sätze her, welche jeder Prediger unterschreiben musste, der nicht für einen Calvinisten gelten wollte und weckte zuerst in Churfürst August die Idee der Concordienformel.

Nach des Churfürsten Tode kam er zwar auf den Königstein, wurde aber 1591 zurückberufen und stieg in Ehren mehr als zuvor.

Als allgemeiner Kirchen-Visitator erkrankte er auf dem Gute seines Freundes und Mitcommissar des Herrn von Schleinitz auf Kavertitz und hauchte auf dem Schlosse seines Freundes sein Leben aus.

Kavertitz mit 350 Einwohnern ist zum Gerichtsamte Oschatz gewiesen.

Klappendorf, 2 Stunden von Lommatzsch am linken Ufer der Elbe gelegen.

Dieser Ort war im 13ten Jahrhundert burggräfl. meissnisches Lehn, ward im J. 1356 (damals Clapingdorf genannt) von Meinher und Berthold Burggrafen von Meissen an das Domcapitel zu Budissin geschenkt, in dessen Besitze es bis 1566 und 1587 blieb; dann kam es an die Herren von Schleinitz und von Pflugk, und wurde zu einem neuschriftsässigen Gute erhoben.

Im 18ten Jahrhundert war ein Herr Schlimpner auf Sornzig damit beliehen und nun gehört es schon lange der Familie Herrmann.

Zum Gute ist weiter nichts acquirirt und eingepfarrt ist es nach Dörschnitz und hat im Gerichtsamte Lommatzsch sammt den Einwohnern des Orts Recht zu leiden.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/368&oldid=- (Version vom 30.6.2018)