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d. i. Dresden, Radeberg, Dippoldiswalde, Pirna und Hayn an den König Wenzel von Böhmen.

In der darüber ausgefertigten Urkunde wird auch Tharandt „mit dem Walde“ genannt. Sein Erbe, Friedrich der Gebissene vertheidigte es tapfer gegen die Kaiserlichen, und besass es als ein bömisches Lehen, obwohl die Meissnischen Bischöfe das Oberlehnseigenthum über die ganze Tharandter Herrschaft noch bis zur Reformation prätendirten.

In jener Zeit kommen aber auch, und zwar 1395, ein Friedrich Tharandt und 1429 ein Hanns Tharandt vor, welche als Besitzer von Ruigersdorf (jetzt Klipphausen) burggräflich Meissnische Vasallen waren und Tharandt erblich besessen zu haben scheinen.

Im Jahre 1440 bekam durch Erbtheilung Kurfürst Friedrich der Sanftmüthige das an einen Heinrich von Posseck verpfändet gewesene Tharandt, welcher es aber 1449 an den Grafen Günther von Schwarzburg versetzte und ihm auf Lebenszeit seinen Aufenthalt darinnen anwies, nach dem Günther in eben diesem Jahre seine Güter an den Kurfürsten verkauft hatte, doch dieser starb schon 1450 und Tharandt blieb lange unbewohnt

Im Jahre 1459 kommt Tharandt als böhmisches und 1482 als ein Lehn des Hochstifts Meissen vor.

Herzog Albert, welchem Tharandt so lieb war, dass er zu sagen pflegte: Nehmen sie mir auch das ganze Land, – lassen sie mir nur Königstein und Tharandt – gab die Burg zum Leibgedinge seiner Gemahlin Zedena, Tochter des Königs von Böhmen, Georg Podiebrad, zu ihrem Wittwensitze, um hier in stiller Einsamkeit, „mehr dem Gebet“ leben zu können; auch erzählt ein Schriftsteller jener Zeit, dass sie daselbst „in hitziger Andacht“ am 1. Febr. 1510 gestorben und in Meissen begraben worden sei. Seit ihrem Tode wurde das Schloss nicht mehr bewohnt und diente nur noch als Jagdschloss, von welchem nur Kurfürst Moritz dem nachmaligen Kaiser Maximilian 1548 ein glänzendes Jagdfest veranstaltete. Bei dieser Jagd kam der Kaiser in doppelte Lebensgefahr. Einmal geräth er auf einen Felsabhang, wo er nur mit Mühe durch ein sicheres Umkehren sich vom Tode retten kann, und dann verirrt er sich im Walde und muss in der Strohhütte eines Hirten übernachten. Die Gier nach dem Gelde des vornehmen Gastes treibt den Hirten an, den Fürsten zu ermorden. Maximilian erwacht, ehe das Waidmesser ihn trifft und zugleich erscheint das Jagdgefolge. Das Loos des Hirten fiel dahin, dass er enthauptet und seine Hütte niedergebrannt wurde.

Im Jahre 1559 erhielt der Oberförster hiesiger Gegend Befehl, das Schloss zu Tharandt zu beziehen; aber 1568 kam Gegenbefehl. Kurfürst liess endlich die Burg, welche ein Blitzstrahl ohnehin stark beschädigt hatte, seit 1568 gänzlich eingehen, verwandte die Meubles in sein neues Jagdhaus Gryllenburg, verkaufte Dachschiefer und Fensterblei und überliess 1582 einen Theil der Mauern zum Bau des Kirchthurmes. Endlich räumte man einen Theil des Schlosses gänzlich ab und baute an dessen Stelle 1631 die Stadtkirche an, wozu man die Steine des Klosterhauses verwendete.

Zeit und Unwetter gaben diesem Alterthume nach und nach seine jetzige Gestalt, und man kann aus den wenigen Ueberbleibseln nicht einmal abnehmen, wie es ungefähr beschaffen gewesen sein mag.

Der Umfang des ganzen Schlosses erstreckte sich wahrscheinlich von dem Abhange des Felsen, da, wo jetzt die Kirche steht, die auf der alten Burgmauer aufgeführt ist und in welcher die linker Hand befindliche Treppe unverändert beibehalten worden ist, bis an die noch übrigen Ruinen, hinter welchen ein tiefer Graben sich befunden haben mag, um das Schloss von jedem Zugang von dieser Seite abzusondern. Auf der Seite von der Stadt herauf ist das Hauptthor angebracht.

Die malerischen Reste des viereckigen Thurmes, durch dessen Fenster üppige Zweige sich drängen, geben dem ganzen einen imposanten Anblick.

Die Höhe, worauf die Ruinen nebst der Partie des Burgfriedenskreuzes und der Stadtkirche stehen, springt als ein 30 bis 40 Ellen hohes und steiles Urgebirge, gegen 300 Ellen lang, aus dem finster bewaldeten, sehr steilen, 200 und bis zu 250 Ellen hohen Gebirge des linken Weisseritzufers hervor nach Osten, und gewährt eine eben so gefällige An-, als reiche, obgleich nicht umfassende Aussicht in die 3 Thäler, in deren Vereinigungspunct sie tief eingreift.

Diese 3 Thäler werden durch die wilde Weisseritz, welche hierher in nördlicher, dann aber mit jäher Wendung in östlicher Richtung fliesst, und durch die aus Norden von Grumbach herbeieilende Schloditz-

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/359&oldid=- (Version vom 3.6.2018)