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von denen das Rittergut 2 beiführt, 7½ Hufen, 3½ Hufengüter und 16 Häuser, unter welchen 1 Windmüller, 1 Schmied und 1 Schänkwirth sich befinden.

Die Zahl der Einwohner beträgt 277, welche dem Gerichtsamte Oschatz einverleibt sind.

Eine Kirche hat Cassabra nicht; aber eine Schule, welche schon 1789 errichtet ist, in welche die Kinder jedoch anfangs nur bis zum 12. Jahre gehen durften und dann in den Kirchort Naundorf überwiesen wurden. Jetzt ist dies geändert und werden die Kinder von Cassabra bis zu ihrer Confirmation in ihrer eignen Schule unterrichtet.

Das Filial-Kirchdorf von Naundorf ist der alte Ort Hohenwussen, wo im Jahre 1080 Herzog Wratislaw von Böhmen und Graf Wiprecht von Groitzsch, bei des Erstern Einfall in Sachsen nach genommener Verabredung zusammen kamen, und schon 1668 war Hohenwussen ein befestigter Platz, dem ein Ritter Eppo von Wusien vertheidigte.

Ausführlicher haben wir schon von Hohenwussen bei der Beschreibung von Naundorf gesprochen, so dass wir es nicht für nöthig halten, weiter darauf zurückzukommen.

Wie Naundorf, so auch Cassabra ist von den Drangsalen des 30jährigen Kriegs stark heimgesucht worden. In dem Jahre 1637 starben an der Pest in den beiden Orten Leuben und Cassabra 145 Personen, und 1642 raffte dieselbe Krankheit wieder über 100 Personen weg.

Diese Sterbefälle und die drückenden Lasten des Kriegs hatten das Dorf so herunter gebracht, dass mehrere Güter leer standen.

Doch Fleiss und Betriebsamkeit und die schöne Pflege hat viel dazu beigetragen, (trotz der in neuerer Zeit stattgehabten Feuersbrünste), dass die Einwohner wieder zu einem gewissen Wohlstand gelangt sind.

M. G.     




Schmorkau


3 Viertelstunden nordöstlich von Oschatz entfernt, am rechten Ufer der Döllnitz, zwischen Mannschatz und Schönnewitz in angenehmer, fruchtbarer Gegend gelegen.

Schmorkau ist ein sehr alter Ort und gehörte zu denjenigen vielen Dörfern, welche dem Kloster Altzelle zugeeignet waren.

Im Jahre 1230 hat das Dorf das Kloster an das Stift Meissen verkauft und später kommen auf dem dasigen Vorwerk die Herren von Schmorkowe vor, von denen 1297 ein Thom von Schmorkowe als Geschworner zu Oschatz genannt wird. Als spätere Besitzer erscheinen im 15. Jahrhundert und zwar 1461 Nicolaus Meissner auf Mannschatz und Striecha; im Jahre 1551 bis 1611 lebten hier die Herren von Seydlitz.

George Albrecht von Seydlitz wurde von Jacob Gotthard, einem Schafknecht von Weyda bei Riesa, mit seinem Schäferstabe erschlagen. Der Mörder wurde am 20. Sept 1614 auf dem Markte zu Oschatz enthauptet. Von 1618 bis 1744 war die Familie von Lindenau in Besitz Schmorkaus; hierauf kam es an die von Hagen. Unter diesen Herren im Jahre 1728 erlangte das zum Gute erhobene Schmorkau die Schriftsässigkeit, so dass es nun unter die neuschriftsässigen Rittergüter gezählt wurde.

Im Jahre 1787 acquirirte Schmorkau der Sächs. Conferenzminister Georg Reinhardt Graf von Wallwitz, bei welcher Familie das Gut sich jetzt noch befindet. Der derzeitige Besitzer ist Herr Carl Sebastian Graf von Wallwitz.

Das hiesige Herrenhaus erinnert noch an die alten Zeiten des Ritterthums; das Schloss selbst ist mit einem Wall umgeben. Das Gut wurde mit einem Ritterpferde verdient und besitzt 450 Scheffel Landes, darunter gute Wiesen und vortreffliche Waldungen.

Es übt die Jagdgerechtigkeit und hatte eine Einnahme von 105 Thlr. Zinsen; doch musste es selbst bis zur erfolgten Ablösung in das Oschatzer Rentamt und geistl. Aerarium Getreidezinsen zahlen.

Die Schäferei vom Gute Schmorkau ist eine schöne und grosse; denn es hält immer noch 600 Stück Schafe. Die Verbesserung der Oeconomie

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/354&oldid=- (Version vom 3.6.2018)