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Canitz.


In dem freundlichen schönen Thale, welches die Döllnitz durchströmt, ungefähr 1 Stunde oberhalb ihres Ausflusses in die Elbe, liegt Canitz ziemlich in Gärten und Gebüsch versteckt, so dass es in einiger Entfernung gar nicht zu sehen ist, in 1¾ Stunde Entfernung von der Ephoralstadt Oschatz.

Die Gründung und Erbauung von Canitz überhaupt, ist, wie bei den meisten Orten, nicht bestimmt zu ermitteln.

Der Name, augenscheinlich slavischen Ursprungs, soll einen Geier bedeuten und man glaubt, dass die grosse Zahl dieser Vögel, welche in der Vorzeit die Gegend bewohnt haben sollen, Veranlassung zu seiner Erwählung gegeben hat.

Etwas mehr als blosse Vermuthung ist dies aber nicht.

Dagegen scheint die Annahme wohl mehr begründet zu sein, dass das noch jetzt, besonders in Preussen blühende Adelsgeschlecht von Canitz im frühesten Besitze dieses Ortes gestanden und den Namen von demselben entlehnt habe.

Zwar sind die alten Urkunden nicht vorhanden, welche einen bestimmten Nachweis liefern könnten; allein die Herren von Canitz hatten in dasiger Umgegend viele andere Rittergüter, z. B. Schlatitz, Gröppendorf, Sachsendorf, Gross-Böhla, Zschorna u. A., und daraus ist zu schliessen, dass Canitz ihre Stammburg war, da sie auch in ihrem Wappen eine Geierfeder führten.

Gegen das Ende des 15. Jahrhunderts kam das Rittergut in die Hände der Ritter von Pflug und zwar war 1492 Otto von Pflug Besitzer.

Vorzüglich machte sich 1573 Heinrich von Pflug sammt seiner Gemahlin Anna geb. von Raggewitz um Kirche und Pfarre verdient, indem Letztere auf ihre Veranstaltung und unter ihrer thätigen Mitwirkung neu erbaut und auf einem der Kirche näher gelegenen Platze, wo sie noch jetzt steht, errichtet wurde. Seine Söhne hatten das Gut noch 1590, denen Rudolph von Köckeritz folgte, welcher es zugleich mit Promnitz bis 1628 besass. Darauf folgte dessen Sohn, Rudolph Haubold, welcher 1631 als Kurfürstlich Sächs. Rittmeister in der Schlacht bei Breitenfeld blieb, worauf dessen Bruder, Caspar und dann sehr kurz darauf ein anderer Bruder Balthasar das Gut überkam. Letzterer, welcher auch Bobersen besass, verkaufte seine Besitzung im Jahre 1639 an Wolf Christoph von Schönfeld auf Oppitzsch und Döbra und dessen Gemahlin, seine Schwester, Agnes Elisabeth geb. von Köckeritz.

Im Jahre 1649 finden wir hier Georg Katenhöfer. Um 1651 bis 1661 ist Erb-, Lehn- und Gerichtsherr Herr Hanns Georg von Pohk.

Aber 1670 bis 1680 finden sich als Besitzer die von Starschedel und Adam von Starschedel überlies Canitz 1681 an Andreas Dietrich von Schleinitz, Kammerherrn und Amtshauptmann, auch Schulinspector der Fürstenschule zu Meissen, einen im Staate angesehenen Mann, und zugleich Besitzer der Rittergüter Mautitz, Zöschau u. A., welcher sich als Freund der Kirche um solche sehr verdient machte, indem derselbe sie ganz neu herstellte, und mit einer neuen Orgel und der grossen Glocke beschenkte.

Seine Nachkommen standen bis 1756 im Besitze, wo es von ihnen der Freiherr Peter Nicolaus von Gartenberg auf Zöbigker bei Leipzig kaufte.

Er war es, welcher in den nächst darauf folgenden Jahren, wohl mit einiger Beschwerung seiner Unterthanen, das schöne und in edlem Geschmacke aufgeführte Schloss erbaute, wie es in der Abbildung zu erblicken ist, aber auch durch den so bedeutenden Aufwand sein Vermögen so erschöpfte, dass nach seinem Tode 1786 das Gut von seinen Erben verkauft werden musste. Käufer war der Kauf- und Handelsherr Johann Wilhelm Wittmann zu Leipzig, dessen Wittwe, Frau Johanna Sophie Wilhelmine geb. Teutscher als grosse Wohlthäterin um Kirche und Schule erscheint. Sie stiftete nämlich zur Verbesserung der Pfarr- und Schulstelle zu Canitz und der Schulstelle zu Leckwitz jetzt zu

     Meissner Kreis, 30. Heft, oder 141. der ganzen Folge.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/350&oldid=- (Version vom 3.6.2018)