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Theisewitz.


Ganz in der Nähe von Kreischa auf einem Vorgebirge über dem Priesgaer Bache im Abhange einer bedeutenden Höhe gelegen und in einer Entfernung von 2¼ Stunden von der Residenz.

Ein Nebenthal trennt es vom Rittergute Zcheckwitz; das Hauptthal aber im Norden von der Colberoder[VL 1] Höhe, von wo aus bei einer Höhe über der Meeresfläche zu 1098 Pariser Fuss die Dresdner Gegend sich ganz überschauen lässt.

Das Rittergut mit seinen schönen Gebäuden ist nicht uninteressant und von nicht geringem Betrage. Schriftsässig gehörte bis zur Einführung der neuen Gerichtsorganisation ein Haus von dem Dorfe Heidenau zum hiesigen Rittergute.

Vor ungefähr 200 Jahren gehörte das Rittergut dem geheimen Kriegsrath und Generalzahlmeister Cammel und vor 150 Jahren dem Oberstlieutenant von Riegen. Später acquirirte das Gut ein Bürgerlicher, ein gewisser Heinrich, bei welcher Familie die Besitzung bis in die 40ger Jahre dieses Jahrhunderts verblieb.

Der damalige Besitzer ist Herr Funke, welcher grosse und vorteilhafte Verbesserungen mit dem Gute vorgenommen und die Ertragsfähigkeit ungemein erhöht hat.

Der Boden ist ergiebig und alle Getreidearten gedeihen bestens. Das beweist schon die Nähe der Colberroder Höhe, welche in der Slavischen Sprache so viel als Brod bedeutet, also eine Gegend, ein Land, wo des Brodes genug wächst.

Ausser dem Rittergute hat der Ort keine besonderen Gebäude aufzuweisen und zählt überhaupt nur einige 30 Einwohner.

Eine Kirche befindet sich auch nicht hier, vielmehr ist Theisewitz mit Börnichen, Wilmsdorf, Quohren, Welschhufe, Kleincarsdorf, Kleba, Bärenclause, Babisnau, Priesgen, Rippgen, Ripgien, auch Rüppgen genannt mit Hähnigen nach Possendorf eingepfarrt, welche Kirche unter der Collatur des Rittergutsbesitzer von Possendorf, des Herrn von Otto steht.

Der Thurm der Kirche ist sehr hoch und deshalb war bei Aufsetzung des Knopfes am 16. August 1699 Friedrich August, König von Polen und Churfürst von Sachsen als damaliger Collator mit dem ganzen Hofstaate und vielen Polnischen Fürsten zugegen.

Nicht weit von Theisewitz bei Welschhufe liegt der Göhligberg, welcher einen Umfang von 1¼ Stunde und eine Meeresfläche von 1139 pariser Fuss erreicht. Nächst seinem Gipfel liegen mehrere eingegangene und ein noch gangbarer Steinbruch, dessen Produkt aber keineswegs dem Pirnaischen zu vergleichen ist. Nur in Südwest bedeckt den Bergabhang ein Gehölz, welches mit dem Peissenwalde zusammenhängt und meist aus Kiefern besteht.

Die übrigen Seiten sind mit Feldfluren überzogen.

Die Strasse führt an einem westlichen Abhange hin; hingegen der Fusssteig geht gerade über den Gipfel hinweg und die Mühe des Steigens wird hier dem Wanderer durch die reiche, herrliche, umfassende Aussicht vielfältig belohnt.

Anmerkungen der Vorlage

  1. handschriftliche Korrektur: Golberoder
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/332&oldid=- (Version vom 29.10.2017)