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Potschappel


zwei Stunden südwestlich von Dresden im sogenannten Plauenschen Grunde, auf beiden Seiten der Weiseritz gelegen, welche im Sommer nur einen mittelmässigen Bach darstellt. Derselbe trägt aber zur Schönheit des Plauenschen Grundes ungemein viel bei, mag er bei Mühlwehren gleich wie in einem Spiegel das Bild der Felsencolosse verdoppeln, zwischen denen er sich hindurchdringt – oder mag er raschen Laufes in unermesslichen Wellchen gekräuselt, über die bunten Kiesel zum Theil auch über herabgefallene Gneuss- und Syenitblöcke dahineilen – oder in der Mitte des Grundes durch üppige Wiesen, schnell zwar, doch nicht mit Hast sich hinschlängeln – oder endlich hier und da einen wühlerischen, wenngleich niedrigen und von der Kunst herbeigeführten Sturz bilden, unter welchen jener von der Neumühle, über ein vier Ellen hohes, aus Steinen unordentlich ausgeworfenes Wehr einer natürlichen Caterackte sehr ähnlich ist. Der Name Plauenscher Grund führt in der engsten Bedeutung nur der eine halbe Stunde lange bis nahe an Potschappeler Eisenhammer reichende unterste Theil des Weiseritzthales, südöstlich bei Dresden da von jenem Eisenhammer aufwärts das Thal so breit wird, dass es vielmehr einer Aue als einen Grund bildet, dann aber auch deshalb, weil das Dorf Plauen eigentlich nicht wohl dem Thale weiter hinauf den Namen zu geben verdient, sondern zu Bezeichnung eines grösseren Abschnitts des Weiseritzthales vielmehr Potschappel der schicklichste Ort sein dürfte.

Dessenungeachtet wird der Name Plauenscher Grund, der durch fast ganz Europa bekannt ist und noch drüber hinaus, gewöhnlich in weiterer Bedeutung, bald bis nach Hainsberg hinauf bald bis nach Tharandts heiligen Hallen gebraucht.

Der bis Hainsberg reichende Grund wird im Allgemeinen auch nicht mehr der Plauensche sondern der Döhlner Grund oder das Döhlner Thal besonders nach unten genannt. Von Potschappel abwärts nach Döhlen und Deuben benannt; der obere Hauptabschnitt reicht vom Backofen bei Hainsbach bis nach Tharandt und bildet den Heilsberger oder Eckersdorfer Thalkessel und den Tharandter Grund.

Der vorerwähnte untere Theil ist der engste, ja er ist einer Schlucht zu vergleichen, wie das Wasser bei einem Durchbruche sie sich zu bahnen pflegt. Daher wurde der mittlere Theil des Thales, der Döhlner Grund von den Geologen für einen grossen abgelaufenen See erklärt. Ja, der Name Plauen sprechen für diese Erklärung.

Der Döhlner Grund wird zwar von ansehnlichen, doch meist sanft ansteigenden wenigstens nicht felsigen Bergen eingefasst, die grösstentheils einen 1000 bis 1500 Schritt breiten Raum eben lassen: nur in seiner untern Hälfte tritt der Potschappler Berg, der steilste unter allen, weit vor und ist vom gegenüber liegenden Sauberg nur 500 Schritt entfernt, wodurch ein besonderer Abschnitt des Döhlner Grundes entsteht, den man den Potschappler Thalkessel nennen dürfte, und welcher durch den Kulben vom untern Plauenschen Grunde geschieden wird.

Um aber ein gehöriges schönes Bild von diesem Grunde zu erlangen muss man von Dresden aus zu Fusse wandern und weder Eisenbahn noch Wagen benutzen.

Ist der Wandrer über die Plauensche Hofmühle hinaus um eine Ecke herumgebogen, so wölbt sich vor ihm ein enger Kessel in dessen Seite, 100 Schritt vom Wege die wohlgebaute Buschmühle am linken Ufer des Klosters liegt. Hinter demselben steigt das Gebirge zum Theil mit Wein bepflanzt, zum Theil auch zu Weideplätzen benutzt nicht zu steil an, und nur einzeln hängen Klippen. Hingegen erhebt sich der Mühle gegenüber eine 100 bis 140 Ellen hohe einwärts gekrümmte Felsenwand. Das Malerische und das Schauerliche dieser Felsen wird durch die fast schwarze Farbe desselben erhöht, welche der Syenit an der Luft gewinnt.

Nächst der Heegereuthers Wohnung geleitet die Weiseritzbrücke über den Fluss – ein treffliches zum Theil nach der Dresdener Brücke

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/317&oldid=- (Version vom 3.6.2018)