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den Werken; alle Grubenwasser sind damit geschwängert. Abdrücke von Wald und Sumpfkräutern, von Schilf und Baumblättern sind auch nicht selten; im Pesterwitzer Revier hat man selbst immer halbverkohlende Holzstücke gefunden; die Heuer nennen das Sprieselholz.

Die Weiseritz theilt die Flötze in zwei Haupt-Reviere, dies- und jenseits. Das diesseitige Revier trennt den Zaukeroderbach und den Sauberg wieder in zwei Reviere; deren eins von Pesterwitz und Kohlsdorf bis an den Sauberg, das andere aber von der Höhe dieses Berges nach dem Zauberthale, nach Döhlen und Niederhermsdorf streicht.

Die Dampfmaschinen, die Hüttenarbeiter hiesiger Gegend machen das Verweilen des Reisenden hier angenehm und reizend. Stundenlang kann man dasitzen und in dem Beschauen des regen Lebens vergehen die Stunden wie Minuten.

Es giebt wohl keine schöneren Partien Sachsen, als die des Plauen’schen Grundes, wozu Pesterwitz zu zählen ist.

Vor unsern Augen breiten sich weite Wiesenflächen aus, ringsum von verschieden gestalteten Bergen eingefasst.

Der 310 Ellen hohe Windberg gewährt einen grossartigen Anblick, in dessen Hintergrund sich Burgk zeigt. Die Ansicht vom Burgkberge, von Pesterwitz, dem Nimtschen Weinberge und von Neunimptsch sind im höchsten Grade interessant, und stehst du Besucher dieser Gegend auf den Fluren von Pesterwitz, so überschauest du 15 Kirchthürme, in welche über 100 Kirchthürme eingepfarrt sind. An einem schönen Sonntags-Morgen stelle Dich her, beschaue diese Gegend und höre auf das Lauten der Glocken der Umgegend und dein Herz wird sich heben und rufen: Ach! wie schön ist diese Welt, wenn nur auch deren Bewohner verstanden, das Leben auf derselben angenehm und zufrieden zu machen.

Die Lage von Neunimptsch ist darum ausgezeichnet, weil es auf der Ecke desjenigen Gebirges liegt, das den Plauen’schen Grund auf der Westseite und den Zaukeroder auf der Nordseite einschliesst.

Eine Viertelstunde davon liegt Pesterwitz. Das Dorf Neunimptsch ist erst nach und nach seit 1791 auf dem zum Rittergute Rossthal gehörenden Grund und Bodeb erbaut worden und die Gründung dazu hat der Geheimerath von Nimptsch veranlasst, welcher Pesterwitz damals besass.

Neunimptsch wird auch sehr häufig „der Kukuk“ oder „Juchhe“ genannt.

Nach neuerm Ursprung ist Niederpesterwitz, welches erst seit einigen 50 Jahren aufgebaut ist und von Berg- und Hüttenarbeitern bewohnt ist.

Niederpesterwitz, Neunimptsch, Potschappel, Rossthal, Saalhausen, Zaukerode sind in die Kirche nach Pesterwitz eingepfarrt. Die gesammte Kirchfahrt besteht aus 2000 Einwohnern und 300 schulfähigen Schulkindern.

Das Patronat über Kirche und Schule steht der Gerichtsherrschaft von Pesterwitz zu. Pesterwitz, auch Oberpesterwitz genannt, gehört jetzt zum Gerichtsamte Döhlen.

(M. G.)     



Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/306&oldid=- (Version vom 29.10.2017)