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so, dass die Zinsen desselben blos für die Bedürfnisse des evangelischen Gottesdienstes verwendet werden dürfen. Von denselben werden die Reparaturen an den geistlichen Gebäuden, die Besoldungen des Schlosspredigers, des Schullehrers, der 4 Kapellknaben, des Oelknaben und Küsters, sowie der Lauter bestritten. Ferner erhalten, davon Unterstützungen drei Studirende und einige arme Frauen, welche aus den oberen Dörfern gebürtig sind und im Hospitale zu Burkhardtswalde freie Wohnung haben.

Die Oberaufsicht führt jetzt das Ministerium des Cultus. Der Schlossprediger steht unmittelbar unter der Kreisdirection zu Dresden, der Schullehrer unter dem Superintendenten zu Pirna. Das Collaturrecht über beide Stellen, sowie über die Stipendien hat Se. Majestät König Johann.

Seit 1763 ist auch noch eine Gedächtnisspredigt für den Charfreitag Nachmittags gestiftet.

Bemerkenswerth ist noch, dass das Altargemälde der Kapelle die Himmelfahrt Christi darstellt und über dem Altare zu beiden Seiten der Kanzel die in Holz geschnitzten Statuen der Apostel Petrus und Paulus stehen. Von Kennern altdeutscher Kunst wird eines der in der herrschaftlichen Betstube befindlichen Gemälde, Christus und die Ehebrecherin, vorzüglich geschätzt. Wenn aber in einzelnen Topographien angegeben ist, dass Kanzel und Altar aus dem Felsen gehauen sei, so ist dies nicht richtig, da der Felsen, auf welchem der Kirchthurm ruht, sich erst hinter der Kanzeltreppe befindet.

Jetzt enthält das Schloss auch noch eine katholische Kapelle, die in ihrer ganzen Einrichtung unwillkührlich zu treuem Sinn, zur Andacht stimmt.

Dagegen findet sich ein besonderer Begräbnissplatz zu Weesenstein, für die Besitzer und deren Familien nicht. Vielmehr hatten dieselben von jeher auf dem Kirchhofe von Burkhardtswalde eine besondere Familiengruft inne, welche mit einer geräumigen, von der Nordseite an die Kirche angebauten Kapelle umgeben ist. Diese Familiengruft mit Kapelle ist jedem Beschauer, so lange der Zugang noch zu derselben gestattet war, darum merkwürdig gewesen, weil sich darinnen eine Anzahl theils verschlossener und eingemauerter, theils unverschlossener Särge befinden, in welchen auffallend gut conservirte Leichen zu sehen sind, die fast den Mumien gleichen. Die Leichen wurden früher durch die Kirche zu dieser Kapellen-Gruft gebracht. Später ist jedoch der Haupteingang in dieselbe von innen der Kirche zugemauert, dafür von aussen ein Eingang eröffnet und die Kapelle selbst zur Aufbewahrung des Leichen- und Beerdigungs-Apparats von der Kirchfahrt benutzt worden.

Weesenstein selbst war aber nie dahin eingepfarrt, sondern natürlicher Weise nach Dohna.

Weesenstein hatte vor Einführung der neuen Gerichtsordnung seine Unterthanen überaus weit, nämlich vom weissen Hirsche bei Dresden an bis auf den Zinnewald.

Unter den einzelnen Orten sind nennenswerth Falkenstein, Grossdobritz, Laubegast, Grosszschachwitz, Nieder- und Obermäusegast, Nieder- und Oberseidewitz, Friedrichswalde, Berersdorf,[VL 1] in dessen Nähe sich der Lederberg erhebt, Seitenhain, Burkhardtswalde und Oberschlottwitz, welche zusammen über 3000 Bewohner fassen.

Weesenstein ist der Geburtsort des grossen Geigers Göpfert zu Weimar, welcher in der Zeit von 1733 bis 1798 lebte.

Die Einwohner von Weesenstein leben hauptsächlich von Maurer-, Zimmer- und Handarbeit und von Strohflechten. Der Feldbau ist sehr unbedeutend.

Weesenstein für sich, welches jetzt zum Gerichtsamte Pirna, zum Bezirksgerichte Pirna, zur Amtshauptmannschaft Pirna, zum Regierungsbezirk Dresden gehört, zählt 26 bewohnte Gebäude mit 66 Familienhaushaltungen und 244 Einwohnern.

Weesenstein hat beträchtliches Holz, Steinbrüche, starke Brauerei und mehre Mühlen. Unter diesen zeichnet sich die Schloss- und Hofmühle aus. Sie steht an der Südostseite des Schlossfelsens. Das Mühlwehr derselben scheint von einiger Entfernung aus einen natürlichen Wasserfall des Gartens zu bilden.

M. G.     




Harthau,


früher auch Hartha genannt, westlich von Bischofswerda eine Stunde entfernt gelegen, ist ein sehr alter Ort, welcher in Urkunden schon 1228 erwähnt wird.

Harthau, das Schloss, muss in den ersten Zeiten seiner Erbauung schon von Bedeutung und wohl befestigt gewesen sein. Noch jetzt ist dasselbe von einem Kanale umgeben und südöstlich von denselben, unmittelbar an den herrschaftlichen Gärten hin, fliesst die Wesenitz.

Der zu diesem Schlosse gehörige Garten zeichnet sich ebenso durch seinen grossen Umfang, als durch seine grosse Orangerie aus.

Auf den in der Nähe gelegenen Anhöhen, von denen sich die eine, der Hutberg genannt, südöstlich vom Schlosse, die andere, der Heidelberg, nordöstlich von demselben erhebt, übersieht man einen grossen Theil der hiesigen Umgegend.

Die Besitzer des Schlosses haben oft gewechselt. Zuerst werden uns die Herren von Staupitz genannt, nach welchen es an das Geschlecht derer von Krahe kam.

Im 17. Jahrhundert besass das Gut der Hofmarschall von Taube, welchem 1627 das frühere Amtsdorf Goldbach vererbt wurde, wodurch es kam, dass man von nun an Harthau mit Goldbach schrieb. Letzteres, welches ein herrschaftliches Vorwerk besitzt, gehörte auch bis zur Einführung der neuen Gerichtsorganisation schriftsässig zu Harthau.

Im Jahre 1712 war Erb-, Lehn- und Gerichtsherrin die Gräfin Charlotte von Flemming, geb. von Watzdorf. Dann folgten im Besitze Vitzthum von Eckstädt, der Hofmarschall Johann Georg von Einsiedel, dann ein gewisser Uhlmann, und der derzeitige Besitzer ist Carl Gottlieb Haussner.

Anmerkungen der Vorlage

  1. handschriftliche Korrektur: Gr. Röhrsdorf
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/275&oldid=- (Version vom 17.1.2018)