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grossem Umfange empor und gewährt zwar eine etwas rauhe und kahle, aber sehr imponirende Ansicht, wozu die an einigen Seiten befindlichen 7 bis 8 Ellen hoch entblössten Basaltsäulen wesentlich beitragen.

Der Haupttheil umschliesst 3 durch Zugbrücken geschiedene Höfe, von welchen der dritte als der Haupthof, früher die Commandantenwohnung, die Mauern der Kapelle bis unters Dach und den Brunnen in ihrem ehemaligen Bestande, ausserdem nur verfallenes Gemäuer zeigt, dessen Bestimmung sich ohne Nachrichten aus der Vorzeit nicht würde erkennen lassen.

Die Kapelle, eigentlich eine mit 7 Canonikern besetzt gewesene Collegiatsstiftskirche baute Bischof Thimo von Colditz zu Ehren der h. Barbara. In dieser Kapelle ist der achte Prinz des Kurfürsten August im Jahre 1571 getauft worden, welcher den Namen Adolph erhielt. Unter andern Reliquien verwahrte die Kapelle auch seit 1539 die von Meissen hieher geflüchteten Gebeine des h. Benno, welche in der Carlowitz’schen Fehde vom Messpriester Niclas Gruner ins Bettstroh versteckt, dann nach Wurzen transportirt, endlich nach München abgelassen wurden.

Ehedem enthielt der dritte Hof noch ein Zeughaus, den Seigerthurm, welchen Kurfürst August, nebst einem Destillirgebäude, für seine Gemahlin baute, den Siebenspitzenthurm vom Bischof Caspar von Schönberg erbaut – und den Barbarathurm, welchen schon Kurfürst August 1569 zu einer Wasserkunst benutzte. Ein tiefer Graben scheidet vom dritten Hofe den mittlern, wo die Hauptwache und die alte Schäferei in Ruinen liegen. Das unterirdische Gefängniss unter diesen Ruinen hat das Mönchsloch geheissen. Der Johannisthurm hingegen hat sich noch erhalten.

In diesem, welchen Bischof von Saalhausen mit 3fachem Gewölbe von Grund aus neu erbaute, lebte seit 1716 die sehr bekannte Gräfin von Kosel als Staatsgefangene, woher der Name Koselthurm stammt. Der erste Hof befasste die Cisterne, die Gefängnisse und Marterkammer, das Magazin und den Donatsthurm. Vor der eigentlichen Burg standen sonst als Aussenwerk noch die Klengelsburg und der Hanewald. Erstere liess Johann Georg II. 1675 durch den General Wolf Caspar von Klengel, Oberlandbaumeister und prinzlicher Lehrer, gründen. Den Hanewald, das alte Haus oder das Vorschloss legte schon 1390 Bischof Johann III. von Kittlitz links beim Schlossthor an, unter Johann VI. von Saalhausen verbrannte er mit. Er bildete den untersten Theil der Schlossgebäude. Noch tiefer stand das Viehhaus, welches aber Johann von Saalhausen wegreissen liess. Dagegen cultivirte er den Bergabhang, räumte das Burgholz ab und legte zu 28 Fuder Heu neuen Wiesewachs an; auch kaufte er um 400 Thaler das Fischbacher Holz und die Ceutzel zum Schlosse, dessen Hauptmann ihm so wichtig erschien, dass er ihm die Hieronimus-Präbende zu Budissin anheim stellte, um damit alte, treue Hofleute zu pensioniren.

Dieser Schlosshauptmann bestellte auch geraume Zeit den jedesmaligen Stiftspropst zu Wurzen.

Einige Bedeutung als Festung traute man Stolpen noch 1756 zu, wo der preussische General-Major Warneri es militairisch besetzte, zugleich aber auch seinen Namen dadurch schändete, dass er den Commandanten, General-Major von Liebenau, einen 74jährigen Greis, der ihn eben den Degen abgeben wollte, mit einem Pistol erschoss. Warneri zog 15 Tage später ab, ohne von der Burg weiter Nutzen gezogen zu haben. Von den 19 Commandanten zu Stolpen, von 1634 bis 1764 war ein Hauptmann Brachte der erste, Obrist Franke der letzte.

Unterhalb der Festung des königl. Schlosses wird von einer Mauer ein grosser Platz als der frühere Thiergarten eingefasst, welcher aber im Jahre 1765 zu einer spanischen Schäferei eingerichtet wurde, welche später mit der Hauptschäferei Rennersdorf verbunden wurde, aber den eigentlichen ersten Stamm behielt. Denn seit Aufhebung der Festung ist Stolpen als Staatsgut berühmt in diesem Zweige der landwirthschaftlichen Industrie geworden. Der Segen dieser Stammschäfereien hat sich sehr bald über alle Theile Sachsens verbreitet. Uns hierüber weitläuftig zu verbreiten, wie wir es gerne wünschten, gestattet uns der gebotene Raum nicht.

Die Stadt selbst hat ausser der Kirche 168 Häuser, worunter 111 brauberechtigte sich befinden. Unter denselben zeichnet sich aus das frühere Amthaus. In den ältesten Zeiten war die Expedition auf dem Schlosse, wurde aber dann in die Stadt, und zuerst in das Eckhaus am Markte über dem Rathhause, dann in das nächste, das nach der Pfarre zu auf dieses Eckhaus folgt und von da aus an den jetzigen Ort verlegt, woraus nun das neue Gerichtsamt entstanden ist.

Das Rathhaus zeichnet sich aus durch seinen Thurm. Dasselbe ist schon seit 1600 hieher verlegt und befand sich früher an der Stelle des obern Eckhauses neben dem Malzhause.

Auch existirt hier eine Posthalterei und ein Untersteueramt. Am Markte oben steht das Monument, dem König Friedrich August zu seinem Regierungs-Jubiläum gesetzt.

Die Hauptnahrungszweige sind Ackerbau und gewöhnliche Handwerke, von denen das der Schuhmacher wohl das älteste, aber auch das stärkste ist. Das Leinweberhandwerk wurde im Jahre 1508 bestätigt und wurde früher stark hier betrieben. Ein Hauptnahrungszweig war vorzüglich in der frühern Zeit die Brauerei. Die früheren Lagerbiere sollen ausgezeichnet gewesen sein und weiten Versandt gehabt haben.

Von den sonstigen Kirchen besteht jetzt nur noch die Stadtkirche, welche seit dem Jahre 1728 neu erbaut ist. Von dieser Kirche sind nur einzelne Ruinen aus den bischöflichen Zeiten erhalten, und zwar der Altarplatz mit seinen einfach gothischen Gewölbeverzierungen und die sogenannte Communicantenhalle, in welcher bis zum grossen Brande 1632 die herrliche, sehr schätzbare Mönchsbibliothek stand.

Das hohe Ministerium des Cultus übt das Patronatsrecht über das Pastorat, der Stadtrath aber über das Diaconat und die Schulstellen aus. Eingepfarrt ist nach Stolpen Neudörfel, Rennersdorf, Klein-Rennersdorf, und Filiale sind Altstadt und Helmsdorf.

Die Stadtschule zu Stolpen besteht aus 3 getrennten Klassen, in welcher 4 Lehrer im Ganzen an 200 Kinder unterrichten. Die Einwohner betragen incl. Burglehn und Röthendorf in 181 Wohngebäuden im Ganzen 1347, und gehören unter das dasige Gerichtsamt und zur Amtshauptmannschaft Pirna.

Die Gegend von Stolpen ist hügelig und nicht ohne Reiz. Das meiste Interesse gewährt der Basalt, aus welchem der obere oder steile Theil des, übrigens aus Granit mit durchsetzendem Quarz bestehenden und nur sanft ansteigenden Stolpner Schlossberges aufgethürmt ist. Diese ganze Bergkoppe ist aus lauter 8 Ellen hohen ¼ bis 1 Elle starken, 4 bis 9 Ecken zeigenden Säulen gebildet, welche an den Kanten ins Grünliche fallen, sonst aber dunkel-schwarzgrau sind.

Ihr Anblick am rauhen Felsen ist sehr gefällig, da sie, gleich dem Scheibenberger Basalte, den Orgelpfeifen ähnlich sich darstellen.

Der Berg gilt überhaupt für den sehenswürdigsten unter Sachsens Basaltbergen. Von seiner Spitze hat man eine herrliche Aussicht und erblickt das Innere des Königsteiner Festungsraumes. Auf der Mitte des Berges sind die Säulen am schönsten, besonders auf der Nordseite, vorzüglich

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/267&oldid=- (Version vom 17.1.2018)