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Wilsdruf,


auch Willsdruff und Wilsdruff genannt, liegt 3 Stunden westlich von Dresden, 2¾ Stunden südsüdöstlich von Meissen, 1¾ Stunde von Tharand, in einer fruchtbaren, hügeligen und nur sanft ansteigenden Gegend und in einem breiten, flachen Thalgrunde, in welchem die wilde Sau in nordöstlicher Richtung herbeikommt, am obern Ende der Stadt ein aus Osten kommendes Bächlein empfängt und dieselbe in nordwestlichen Laufe durchfliesst, sich aber ¼ Stunde weiterhin wieder nordöstlich wendet. Nach dem Ausspruche der berühmtesten Geognosten reicht das Steinkohlengebirge des Plauenschen Grundes bis 2000 Schritte südöstlich von Wilsdruf.

Durch die Stadt Wilsdruf fuhren die Strassen von Dresden über Nossen nach Leipzig, Altenburg und von Meissen nach Tharand. Ob der sehr frühzeitig entstandene Ort schon Stadt war, ist nicht mit Sicherheit zu behaupten, doch spricht dafür der Umstand, dass schon 1313 das darnach bekannte Wilandsthor in Dresden (später das Wilsdruffer oder vulgo Wilsche Thor) erwähnt wird: denn die Thore benannte man nicht leicht nach Dörfern. Ein Stadtrath von Wilsdruf kommt allerdings erst im Jahre 1460 vor, obgleich der Ort schon 1357 das stäthin Wylandisdorf geschrieben wurde, sowie 1406 das stätichen Wilerstorff. Bekanntlich hat Wilsdruf auch ein Rittergut, dem unsere Beschreibung gewidmet ist.

Das ältliche Schloss mit 2 Flügeln und einem besondern Hofe liegt vor dem Meissner Thore unweit eines Baches. An dem Schlosse befindet sich ein schöner, nicht zu grosser Garten. Zu diesem altschriftsässigen Rittergute gehörten bis hierher die Dörfer Porsdorf, Saalhaussen, Lotzen, das Lotzenvorwerk, ein Theil von Grunbach, von Breunsdorf, Niederhermsdorf, Birkenheyn, Herzogswalde und Röhrsdorf. Verbunden damit ist das neuschriftsässige Rittergut Limbach, welches ebenfalls in diesem Hefte mit aufgenommen ist. Nach dem pirnaischen Mönche soll das Schloss von Wilsdruf Regensburg heissen; aber diese Annahme beruht wohl nur auf einer Verwechselung mit Reinsberg.

Der Erbauer des Schlosses nannte sich nach dem Orte; denn als erster bekannter Besitzer von Wilsdruf wird im Jahre 1260 ein Wigand von Wilandesdorff, ein Meissner Domherr, genannt. Im Jahre 1279 besass es Heinrich von Willandesdorff.

Im Jahre 1323 kam das Gut schon ein Mal an die Herren von Schönberg; denn damals kauften die Gebrüder Syffried, Johann und Dietrich von Schonenberg (Schönberg), Vasallen des meissnischen Burggrafen Herrmann, demselben mehrere Zinsen ab, und 1337 gaben die beiden Letzteren statt der Bete dem Markgrafen 2 Scheffel Korn, 2 Scheffel Hafer und 15 Gr. Bald nachher ist Wilsdruf aus den Schönbergischen Händen gekommen; denn 1357 verkaufte es der ältere Herr Thiemo von Colditz an Nicol Monhaupt und unter den Zeugen finden sich seine (also wohl durch den Besitz von Wilsdruf erworbenen) Vasallen, Gebh. von Korbitz, Ulmann von Wittberg und Gauernitz. Monhaupts Wittwe, Agathe, wurde 1406 mit Wilsdruf beliehen.

Erst im Jahre 1442 kam Wilsdruf wieder an die Herrn von Schönberg. Im Jahre 1449 erhielten es nebst Limbach u. a. Gütern, die Gebrüder Caspar, nachmals Bischof zu Meissen, Oheim des Kunz von Kaufungen, und der beste Fürsprecher des Letzteren beim Churfürsten Friedrich dem Sanftmüthigen. Dietrich, ebenfalls später Bischof von Meissen und Nicol, churfürstlicher Rath und Hofmeister. Diesem Letzteren folgte im Besitz sein 2ter Sohn, Ritter Hans auf Reinsberg, Limbach und Wilsdruf, welcher 1486 das Bamberger Turnier besuchte.

Diesem beerbte der churfürstl. Rath und Reichstagsgesandter Hans und später dessen Bruder, der Ritter und Kirchenvisitator Caspar. Dessen Söhne und Erben waren: der Oberberghauptmann Lorenz, welcher 1588 aus diesem Leben schied, und der Oberconsistorialpräsident Caspar, welcher schon 1586 starb; der dritte Sohn bekam Reinsberg. Caspars Söhne waren der Schneeberger Oberberghauptmann Caspar Rudolph, welcher bis 1628 lebte, und der Steuereinnehmer Hans Heinrich.

Von des Letzteren Söhnen erhielt Hans Christoph Wilsdruf und

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/257&oldid=- (Version vom 17.1.2018)