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Freiberg flüchten musste, wo ihn Herzog Heinrich zu seinem Rathe erhob. Nach Heinrichs Todte liess Georg ihn 15 M. in Verhaft nehmen, setzte ihn jedoch nach einigen Monaten wieder in Freiheit und gab ihm seine Güter Rothschönberg nebst Reinsberg, ja auch seine Würde wieder.

Unter den noch folgenden Besitzern ist vorzüglich noch Hans Dietrich hervorzuheben, welcher zugleich Willsdruf und Limbach besass und 1726 als Münzdirector, Oberrechnungspräs., Obersteiereinnehmer und geh. Rath starb.

Sein gleichnamiger Sohn, der Kammerjunker hatte Rothschönberg bis 1783.

Ein merkwürdiger und von vielen harten Schicksalsschlägen heimgesuchter, grossartiger Charakter, der Französische Oberistlieutnant Xaverius Maria Cäsar von Schönberg, welcher seinen König Ludwig XVI. bis zu seinem grausenvollen Tode treu und ergeben blieb, überkam nach dem Obenerwähnten Rothschönberg, von welchem es nun auf dessen würdigen Successor Herrn Arthur von Schönberg übergegangen ist.

Rothschönberg, der Ort, liegt 2¾ Stunden südwestlich von Meissen, 5 Stunden westlich von Dresden und 2 Stunden von Willsdruf, 1¼ Stunde östlich von Nossen, 1½ Stunde nordöstlich von Siebenlehn, kurz vor dem Einfluss des Neukirchner Wassers in die Trübische, in einer sehr anmuthigen und an der Trübische wirklich romantisch-schönen Gegend.

Der am nördlichen Fusse des Schlossberges sich nach dem Trübischthale ziehende Wiesengrund von einem „das Neukirnher Wasser“ genannten Bache durchschnitten und auf beiden Seiten von felsigen und waldigen Bergwänden eingeschlossen, ist ein Anblick, der immer und immer wieder das Auge ergötzt. Der auf der sogenannten Perne stehende Theil des Dorfes, aus 8 Feuerstätten bestehend, wird die Pernehäuser genannt.

Die sämmtlichen Rothschönberger Besitzungen der übrigen Einwohner bestehen in Häusler- und Gärtnerwohnungen, mit Einschluss zweier kleiner Mühlen. Eine dritte Mühle gehört zum Rittergut. Das Rittergut hatte vor der neuen Gerichtsorganisation die Gerichtsbarkeit über die Dörfer Plankenstein, Elgersdorf und Schmiedewalde, sowie zum Theil über Burkhardtswalde, Groitzsch, Helbigsdorf und Seeligstädt, auch über ein Gut in Präbschütz und Neukirchen.

Die Rittergutsflur ist reich an fruchtbaren Feldern, üppigen Wiesen und grossen Laubholzparzellen und überhaupt von bedeutendem Umfange. Die dabei befindliche Schäferei ist stark und sehr veredelt.

Der Besitzer von Rothschönberg ist auch zugleicht Collator über die dasige Kirche und über die Kirche in Burkhardtswalde.

Die erste Kirche in Rothschönberg bestand anfangs nur in der Schlosscapelle, welche im Rittergute vorhanden war, deren Raum aber in neuerer Zeit zu andern Zwecken verwendet worden ist. Daher war früher auch nur eine Schlosskapelle vorhanden.

Erst Antonius von Schönberg fundirte zu Rothschönberg die Pfarre. Später wurde die Rothschönberger Kirche wegen Mangel an Einkünften eine Tochterkirche von Burkhardswalde.

Doch 1561 erhob sich die Kirche in Rothschönberg wieder zu ihrer Selbstständigkeit.

Der jedesmalige hier angestellte Pfarrer war laut Fundation zugleich Schlossprediger und musste auf Verlangen in der Schlosscapelle predigen. Seit dem Jahre 1829 ist die hiesige Kirche ganz restaurirt, bei welcher Gelegenheit der Herr Oberistlieutnant Xaverius Maria Cäsar von Schönberg die grössten Opfer nicht scheute und überdies noch im Jahre 1831 die Kirche mit einer neuen Orgel beschenkte.

Auch die Schule ist in neuerer Zeit besonders berücksichtigt und in guten Zustand gebracht worden. In derselben werden an 70 Kinder unterrichtet.

Ausserdem besitzt das Rittergut auch die Collatur einer der 6 von Schönbergischen Freistellen auf der Landesschule Meissen.

Rothschönberg mit seinen Bewohnern gehört jetzt zum Gerichtsamte Wilsdruf und zum Bezirksgericht Dresden.

M. G.     



Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/255&oldid=- (Version vom 17.1.2018)