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Oberau ist jetzt weit und breit bekannt durch die hier vorüberführende Leipzig-Dresdner Eisenbahn, welche hier den Bau eines Tunnels aufzuweisen hat.

Der Oberauer Bach entspringt im Friedenwalde, 1 Stunde von Oberau, bei Steinbach in einer hochgelegenen Gegend. Oberhalb Oberau bildet er ein enges, nicht von hohen, aber von steilen Bergen eingefasstes Thal, welches sich dann plötzlich in jenen Thalkessel erweitert, dann wieder enger wird, und bei Niederau gänzlich aufhört, indem von hier an zwar an der rechten Seite des Baches das Gröbernsche und Zscheilaer Weingebirge sehr malerisch ansteigt und 1 Stunde lang fast bis Meissen fortzieht, links aber sich die grosse Zeschendorfer Ebene verbreitet. Ehemals bewässerte der Oberauer Bach den grossen Fürstenteich bei Meissen.

Die hiesige Kirche gehörte, wie die zu Niederau, vor der Reformation unter die Probstei Hayn. In derselben wurde am Jubelfeste des Königs zuerst aus dem Dresdner Gesangbuche gesungen. Oberau hat seit dem Jahre 1829 keinen besondern Pfarrer, indem das dasige Pfarramt von dem Pfarrer von Niederau mit verwaltet wird.

Urkundlich gehörte Oberau schon ehedem zur Parochie Niederau und geschah die Trennung unter Kurfürst August. Eine Wiedervereinigung erstrebte kurz vor seinem Tode der Conferenz-Minister und Kanzler von Werthern als damaliger Collator.

In die nicht mehr nöthige Pfarrwohnung ist die Schule verlegt, in welcher circa 80 Kinder unterrichtet werden. Das frühere alte baufällige Schulhaus hat man veräussert.

Niederau hat zum Unterschiede von Oberau den Namen von seiner niedern Lage. Hier soll bei dem im Jahre 1795 verstorbenen Pastor Krebel der Philosoph Johann Gottlieb Fichte einen Theil seiner Knabenjahre verlebt haben.

Zwei im Gärtchen der Pfarre vorhandene Linden sollen nach Aussage alter Leute damals von Fichte gepflanzt worden sein.

Der bei Niederau liegende Schwemmteich gehört zum Rittergute Oberau. Das in Niederau befindliche Klostergut war, wie schon oben erwähnt worden ist, eine Meierei des Klosters Alten-Zelle, weshalb es alle Gerechtsame eines Rittergutes, sogar Obergerichte und Frohndienste hatte. Der Pfarrer erhielt von diesem späteren Vorwerke des Ritterguts Oberau beträchtlichen Getreidezehent.

Oberau wie Niederau hat durch die Schweden und Kaiserlichen unsäglich gelitten. Die Kirche war rein ausgeplündert und die Bewohner der beiden Orte mussten auf lange Zeit flüchten.

Oberau wie Niederau gehören jetzt zum Gerichtsamt, zum Bezirksgericht, zur Amtshauptmannschaft Meissen, zum Regierungsbezirk Dresden. Ersterer Ort hat 45 bewohnte Gebäude mit 376 Einwohnern.

M. G.     




Gröba,


sonst Greba, Groben genannt, verdankt seine Entstehung den Daleminziern, die zu den Sorben, so wie diese wieder zu den Slaven gehörten und um’s Jahr 534 v. Chr. auch die hiesige Gegend in Besitz genommen haben. Sie benannten ihre neuen Anbauungen nach Orten in ihren früheren Wohnsitzen. Und im Königreiche Bosnien, das eigentliche Vaterland der Daleminzier, giebt es ebenfalls einen Ort Greben. Der Wanderer, wenn er von Riesa aus, längs des linken Elbufers hin nach Strehla zu sein Ziel verfolgt, gelangt unterhalb der zur Leipzig-Dresdner Eisenbahn gehörenden Elbbrücke, und in ganz geringer Entfernung von derselben, in unser freundliches Gröba, welches in einem anmuthigen Thale liegt und auf der einen Seite von dem Döllnitzbache durchschnitten wird, der hier in die Elbe mündet.

Das bedeutende hiesige Rittergut mit Inbegriff eines Bauerfeldgrundstückes, das den Namen des Fraumuttergutes führt und früher seine eigenen Gebäude hatte, einer Schäferei, nebst Schäferwohnung u. dergl., wie auch mehrer Drescherhäuser und der im Jahre 1838 am Eisenbahnhofe bei Riesa diesseits der Bahn erbaueten geschmackvoll eingerichteten Restauration, welche im Jahre 1829 ein Stallgebäude erhalten und im Jahre 1840 durch einen Garten verschönert worden ist, stand bis zur Einführung der neuen Gerichtsorganisation über die Orte Oberreussen, Forberg, Bobersen die Gerichtsbarkeit zu.

Nach Vertreibung der Daleminzier besassen Gröba die Bischöfe von Naumburg, von welchen es Kaiser Karl IV. käuflich an sich brachte und gleich Dahlen und andern Orten zu einem böhmischen Afterlehn machte. Die Kaiser besassen es noch im Jahre 1372. Im darauffolgenden Jahrhundert wird ein gewisser Albrecht von Ussk als darauf gesessen aufgeführt. Noch 1484 besass Gröba Valtin Debin, und von diesem kaufte es in demselben Jahre, unter dem Namen des Freigutes Groben, Günther von Nytsswitz oder Nitzschwitz. Die nachfolgenden Besitzer waren: Nicol von Nitzschwitz, welcher noch 1519 lebte; dann Nicol von Nitzschwitz, welcher 1561 hier starb und die Besitzung seiner Wittwe hinterliess, die es noch 1605 inne hatte; ihr folgte Günther von Nitzschwitz, welcher das Freigut bis 1629 besass; ihm succedirte Caspar von Nitzschwitz bis 1642, von welchem es an dessen Sohn, Nicol Heinrich von Nitzschwitz, kam, auf dessen Ansuchen unterm 6. Mai 1661 dem Gute von Kurfürst Johann Georg II. die Schriftsässigkeit der Güter Gröba und Oberreussen ertheilt wurde, jedoch ohne Auslösung auf den Landtagen.

Nach des letztern Tode übernahm die Güter dessen Sohn, Caspar Dietrich von Nitzschwitz, welcher 1684 mit Tode abging und seine Besitzungen seiner Wittwe, Sara Catharina, geborne von Starschedel, hinterliess. Kurze Zeit war dann Gröba im gemeinschaftlichen Erbe. Durch die verw. gewesene Osterhausen, geborne von Nitzschwitz, welche als zweiten Gemahl den königl. polnischen und kurfürstlich sächsischen Kammerherrn, Johann Georg von Arnim auf Planitz und Auligh, erkoren hatte, kam 1696 Gröba an die Familie von Arnim. Nach dessen Ableben übernahm der Sohn, Christoph Heinrich von Arnim auf Planitz und Voigtsgrün, das Erbe seines Vaters, welcher 1767 verstarb.

Der einzige Sohn erster Ehe des Christoph Heinrich von Arnim, der kurfürstlich sächs. Kammerjunker und Oberforst- und Wildmeister in Annaburg, besass dann Gröba mit Zubehör bis 1703. Von dem von Arnimschen Geschlechte erkaufte Gröba 1783 zu Michaelis Johann Carl Benedict Wacker, nachmals von Wacker, der bis 1813, seinem Todesjahre, im Besitze dieses Gutes blieb. Nach seinem Absterben blieb noch seine Wittwe, Maria Elisabeth, geborne Pfeiffer aus Abersdorf bei Zittau, welche sich den 14. Juli 1814 zum zweiten Male mit Adam Theodor Rüssing, herzogl. bergischem Rittmeister und Ritter der Ehrenlegion, verehelichte, Besitzerin von Gröba, und zwar bis zu ihrem Lebensende den 15. April 1828. Hierauf übernahm Gröba der letztgenannten Besitzerin zweiter Gemahl auf Hof und Reitzen, der sich den 12. März 1829 zum zweiten Male mit

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/239&oldid=- (Version vom 17.1.2018)