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1571 der Meissner Fürstenschule gegen das derselben entzogene Kloster Sornzig. Die Gebäude selbst gab man der Zeit und dem Wetter Preis, wodurch es gekommen ist, dass nur wenig Spuren noch davon vorhanden sind.

Von Zehren aus geht allwöchentlich ein mit Victualien aus der Umgegend beladenes Schiff. Auch wird zur Verschiffung eine grosse Quantität Getreide aus der ganzen Umgegend von Zeit zu Zeit nach dem durch den Kätzerbach vom Orte getrennten, sogenannten Spitzhause gebracht, welches, besonders für dergleichen Getreidefuhrwerk, einen Gasthof bildet.

Ueber die Kirche zu Zehren steht das Collaturrecht dem Rittergute Schieritz zu. Früher war hier in Zehren blos eine Kapelle zum St. Michael, in welcher ein Geistlicher Messe las, der auf Anordnung des Bischofs von Meissen und der Aebtissin zu Seysslitz und aus dem Kloster zu St. Afra hierher gesendet wurde. Die Collatur und die Gerichtsbarkeit über die Zehrener Kapelle stand dem Frauenkloster Seysslitz und der dasigen Aebtissin zu, welche letztere gegen Ende des 15. Jahrhunderts das Pfarrgut zu Zehren in andere Ordnung brachte. Nach Einziehung des Klosters Seysslitz überliess Herzog Moritz 1543 die Gerichtsbarkeit und Collatur über Zehren und dessen Kapellen dem Schulamte Meissen, worauf im Jahre 1548 die Abtragung der alten Kapelle und der Neubau einer, jedoch zu kleinen Kirche erfolgte. Im Jahre 1555 kaufte Georg von Schleinitz, wie oben schon erwähnt worden ist, das Dorf Zehren mit aller Gerechtigkeit und Kirchen-Collatur, und Joachim von Schleinitz liess nun im Jahre 1624 die Kirche erweitern und ausbessern, sowie eine Orgel einbauen. Diese Kirche war aber bald wieder sehr baufällig, weshalb 1756 das ganze Kirchengebäude weggerissen und das jetzige neu aufgeführt wurde. Die Pfarrwohnung ist seit dem Brande von 1825 neu erbaut, wogegen im Jahre 1835 die Abtragung der alten Diaconatgebäude und die neue Aufführung derselben erfolgte. Das Diakonat ist neben dem Pastorat in Zehren seit dem Jahre 1567 eingerichtet.

Schieritz ist nebst Ickowitz, Mischritz, Naundorf, Nieder-Muschitz, Ober-Muschitz, Seebschütz, Seylitz, Wölkisch, Zscheylitz, Windorf, Eckardsberg, Hebelei, Niederfähre, Keilbusch nach Zehren eingepfarrt, obschon Schieritz eine ebenso alte Kapelle besitzt, wie Zehren. Die Zeit der Entstehung der beiden Kapellen zu Schieritz und Zehren kann jedoch nicht mit Bestimmtheit ermittelt werden. Die Collatur und Gerichtsbarkeit über die Schieritzer Kapelle stand dem Besitzer vom Gute zu. Die Herren von Arras, als Besitzer von Schieritz, hielten sich in den letzten Jahren vor ihrem Abgange an die Messcaplane der Abtei Stauche. Früher las derselbe Geistliche, welcher in Zehren fungirte, auch in der Kapelle zu Schieritz wöchentlich eine Messe. Auf diesen Umstand gründet sich noch eine Legat von 12½ Thaler, so noch jetzt dem Pfarrer in Zehren für die in der Schieritzer Kapelle vom ersten Advent bis zum Palmsonntage zu haltenden Wochenpredigten, von dem jedesmaligen Besitzer des Rittergutes Schieritz ausgezahlt wird.

Schieritz gehört jetzt mit seinen 37 bewohnten Gebäuden und 252 Einwohnern zum Gerichtsamt – zum Bezirksgericht – zur Amtshauptmannschaft, Meissen, zum Regierungsbezirk Dresden.

M. G.     




Oberau


mit seinem ansehnlichen Schlosse, liegt – von Niederau ¼, von Meissen 1¼ Stunde entfernt – in einem schönen Bergkessel, durchflossen von dem sogenannten Oberauer Bache, welcher im östlich nahen Friedewalde, 1 Stunde von Oberau, auf ebener Höhe bei Steinbach entspringend, durch ein enges Thal hierher seinen Lauf nimmt, und mit dem Weinböhler Wasser vereinigt, bei überhaupt 2¼ stündiger Länge, in die Elbe unter Meissen endet.

Das Rittergut war ehedem mit Niederau Zubehör des Klosters Alt-Zelle, woher noch heute die Benennung des Klostergutes zu Niederau stammt, welches früher die Meierei von Alt-Zelle war.

Kurfürst Moritz gab Oberau mit Niederau und der Gerichtsbarkeit über Gohlis 1543 dem Kaspar von Ziegelheim in Lehen, welche nach dessen Tode 1550 dem Oberamtshauptmann des Meissner Kreises Ernst von Miltitz auf Batzdorf zu Theil wurde, dessen Familie bis 1783 im Besitze verharrte. Mittelst Kaufes an sich gebracht, überliess der Weimarische Stallmeister, Carl Friedrich von Schönberg, 1784 das Gut dem Chemnitzer Kaufmann Hiller, an dessen Tochter, eine vermählte Bonnoit, 1793 es erblich überging. Seit 1807 war Besitzer der Kanzler von Werthern, dessen Wittwe, Freifrau von Werthern, geborene von Wuthenau, im Jahre 1829 Herrin auf Oberau wurde.

In den letzten 12 Jahren hatte das Gut Herr August Kabrun aus Berlin im Besitze, welcher dasselbe am 29. Decbr. vorigen Jahres anderweit au Fräulein Klengel verkauft hat. Wegen eines schwebenden Prozesses ist von der königl. Staatsanwaltschaft zu Meissen gegen diesen Kauf remedirt worden und die Sache schwebt noch. Jedoch hat Fräulein Klengel alle Schuldner öffentlich aufgefordert, nur an sie zu zahlen, indem sie an Andere gemachte Zahlungen nicht anerkennen werde.

Das an einem Hügelabhange mit seinen Gebäuden liegende Rittergut, dem bis hieher zugleich über Niederau und Gohlis die Gerichtsbarkeit zustand, umfasst gegen 200 Acker Feld, 80 Acker Wiese, 350 Acker Waldung und eine Weinbergflur von 400 Pohlhaufen, dessen Gewächs zum besten im Lande gehört. Hiermit verbunden sind Schäferei, Fischerei, Brauerei, Ziegelofen und Kalkbrennerei. Das zum Bauen und Düngen vorzügliche Produkt der letztern wird 4 bis 5 Meilen weit verfahren und besteht das umliegende Gebirge grossentheils aus Kalkstein. Das im Style des Mittelalters erbaute, 18 Zimmer enthaltende, herrschaftliche Schloss wurde noch 1807 ganz umgeschaffen, und alle Theile der Oeconomie, namentlich auch der Weinbau bedeutend verbessert.

Ein kreideartiger Berg giebt einen Most, der in guten Jahren dem Champagner gleichkommt.

Auf dem Schlosse zu Oberau verlebte Gellert im Kreise der Familie von Miltitz viele glückliche Stunden, und heute noch sind einige seiner Lieblingsplätze durch einfache Denksteine bezeichnet.

Am 7. Sept. 1707 übernachtete im Schlosse zu Oberau Karl XII., König von Schweden, und von hier aus machte derselbe in Begleitung einiger Generale einen Ritt nach Dresden, wo derselbe den König August durch einen kurzen Besuch überraschte. Im Dorfe zu Oberau waren zu gleicher Zeit die Garden einquartiert. Beim Abzuge des hohen Gastes mögen wohl nicht die besten Wünsche demselben nachgefolgt sein.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/236&oldid=- (Version vom 17.1.2018)