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holen.“ Trotz der vielfachen Schicksale und Kriegsdrangsale hat sich diese Schule fort erhalten 300 Jahrhunderte hindurch und ihren Ruhm behauptet. Viele frühere Schüler derselben stehen in den höchsten Ehrenstellen des Staats und bewähren durch ihre Humanität, durch ihre Gelehrsamkeit ihre frühere classische Bildung. – Neben der Afraschule bestand sonst zu Meissen noch eine Stadtschule, Franciscaneum genannt, welche sonst auch zur Universität vorbereitete, seit dem Jahre 1800 aber in eine Bürgerschule verwandelt worden ist. Es war im Jahre 1540, wo das Franciskanerkloster aufgehoben und von Heinrich dem Frommen in eine Stadtschule verwandelt wurde. Aus dem früheren Kloster ging der als sächsischer Chronist bekannte im Jahre 1308 gestorbene Siegfridus Presbyter hervor.

In der Afraschule geniessen 120 Alumnen Unterricht und Wohnung, wie zur Mehrzahl auch Beköstigung in diesem herrlichen Institute wissenschaftlicher Bildung. Die Zahl der Alumnen vermehrt sich durch Externen, welche die öffentlichen Lehrstunden benutzen, Wohnung und Kost aber von einem der Professoren erhalten, indem die Verfassung nur sechs Externen verstattet, bei Eltern oder Verwandten in der Stadt zu wohnen.

Seit Verlegung des Regierungssitzes von Meissen nach Dresden, diente die Albrechtsburg dem regierenden Hause nicht mehr als Residenz, blieb aber bis zum Jahre 1710 im ungestörten Besitze desselben. In diesem Jahre aber wurde sie, wie oben schon erwähnt, durch den Kurfürsten Friedrich August I., den Starken, als König von Polen August II., der von Böttcher begründeten Porzellanfabrik überwiesen, welches Verhältniss ohne Unterbrechung bis in die neueste Zeit hin aufreicht. – Johann Friedrich Böttcher, geb. am 4. Febr. 1682 zu Schleiz im Reussischen, hatte von seiner Mutter, da sein Vater frühzeitig verstorben war, eine sorgfältige Erziehung genossen und war nach beendigtem Schulunterrichte in seiner Vaterstadt dem Apotheker Köpke in Berlin in die Lehre gegeben worden. Der junge Böttcher fand hier bei ausgezeichneten Fähigkeiten und unverdrossenem Fleisse im Laboratorium seines Lehrherrn Geschmack an allerhand chemischen Versuchen. In der Köpke’schen Bibliothek entdeckte er zudem ein Manuscript des bekannten Alchemisten Helmunt über Chemie und Alchemie, das er im Geheimen studirte und dadurch bei seiner grossen Neigung zur Schwärmerei bald zu der damals herrschenden Idee des Goldmachens verleitet wurde. Nach bestandener Lehrzeit forderte er seine Entlassung, die ihm jedoch aus dem oben angeführten Grunde verweigert wurde. Da entfernte er sich heimlich aus dessen Hause, wurde steckbrieflich verfolgt und selbst ein Preis von 1000 Thalern auf seine Verhaftnehmung gesetzt. Inzwischen hielt ihn der Kaufmann Stüber in Berlin in seinem Hause verborgen und verschaffte ihm Gelegenheit zur Flucht über die Grenze nach der sächsischen Festung Wittenberg, dessen Commandant, General von Ryssel, den preussischen Behörden seine Auslieferung verweigerte, vielmehr nach Dresden deshalb berichtete, von wo sogleich der Befehl erging, ihn dahin zu senden. In Dresden erlangte Böttcher sehr bald die Gunst des kurfürstlichen Kammerraths von Zschirnhausen. Unter dessen Augen musste nun Böttcher, der sich rühmte, ein Pulver zu besitzen, aus dem man Gold machen könne, auf Befehl der Regierung arbeiten; und um seine etwaige Flucht zu vereiteln, wurde er dabei unter die strengste Aufsicht gestellt, zumal er durch seine ungemessene Eitelkeit verleitet, sich vermessen hatte, seinen Kopf für das Gelingen seines Problems einzusetzen. Da entzog ihn ein glücklicher Zufall der nicht geringen Verlegenheit. Zur Fertigung nöthiger Schmelztiegel hatte er sich nämlich im Jahre 1704 unter andern eine Thonart aus der Okryller Gegend kommen lassen und die davon gebrannten Gefässe stellten sich als ein braunes Porzellan dar. Böttcher musste 1705 sein Laboratorium in die Albrechtsburg verlegen, erhielt Tafel, nebst Equipage, und wurde in den Freiherrnstand erhoben. Dabei blieb seine Freiheit beschränkt; denn ein Offizier hatte ihn als beständiger Gesellschafter zu beobachten. Der nordische Krieg führte im darauffolgenden Jahre Karl XII. mit seinen Schweden nach Sachsen. Die sächsische Regierung hielt deshalb den Aufenthalt Böttchers in der Albrechtsburg zu Meissen nicht für gesichert und liess ihn deshalb am 23. August unter militärischer Escorte nach dem Königstein bringen, sein Laboratorium in der Albrechtsburg aber unter Siegel legen. Hier machte Böttcher die Bekanntschaft von drei sächsischen Staatsgefangenen, des Grosskanzlers Grafen von Beichlingen, des Geheimraths Romanus und des Hofraths Ritter. Mit diesen verabredete er einen Fluchtversuch, der jedoch verrathen wurde und zu noch strengerer Bewachung führte, bis es ihm endlich doch gelang, die Erlaubniss zum freien Herumgehen auf der Festung zu erlangen.

Nach dem Abzuge der Schweden aus Sachsen wurde Böttcher nach einem unfreiwilligen einjährigen Aufenthalte auf dem Königsteine am 22 Sept. 1707 nach Dresden abgeführt, wo ihm in den Casematten der Jungfernbastei, unfern des jetzigen Belvedere auf der Brühlschen Terrasse, ein Laboratorium und neben dem Zeughause eine Wohnung eingerichtet wurde. Im Jahre 1708 machte Böttcher durch den Hoftöpfer Fischer die ersten Versuche mit dem Drehen der Porzellanmasse auf der Scheibe. Ein gewisser Echebrecht verband sich ebenfalls mit Böttcher, welcher die Mischung der Farben verstand.

Sechsprozentliche Zinsen, welche ein Mandat vom 23. Januar 1710 zusicherte, lockte Capitalisten, dem damaligen Geldmangel abzuhelfen. Ausländische Maler, Bildhauer, Poussirer, Töpfer u. s. w. fanden sich aufgefordert und am 6. Juni 1710 wurde der unter Direction des Kammer- und Bergraths Wagner gestellten, von 88 Personen bedienten Fabrik die Albrechtsburg zu Meissen übergeben. Der frohlaunige Böttcher, durch die fortwährende Beschränkung seiner Freiheit missmuthig gemacht und mehr und mehr dem Trunke ergeben, wandte sich ohne grosse Hindernisse 1718 der Kränklichkeit halber nach Dresden, wo er am 13. März 1719 verstarb. Sein Schwager Steinbrück setzte die von ihm begonnene Manufactur fort. Unter seiner Leitung gewann sie bedeutend an Umfang, erregte aber auch die Eifersucht anderer Nationen, so dass man noch 1740 die Ausfuhr der Porzellanerde bei Todesstrafe verbot.

Besondere Verdienste erwarb sich der Commerzienrath Helbig um die Manufactur, da er nicht allein den Handel mit Porzellan besonders hob, sondern auch während des siebenjährigen Krieges für die Erhaltung des Werkes sorgte.

Nach dem siebenjährigen Kriege wurde eine besondere Commission zur Direction ernannt, deren Condirector der Freiherr von Fletscher wurde. Im Jahre 1774 kam an Fletschers Stelle der nachherige Oberstallmeister und Cabinetsminister Graf Marcolini. Seine Hofämter nöthigten ihn in Dresden zu bleiben und die Direction übernahm der Bergrath Körner, der derselben bald erlag.

Im Jahre 1814 übernahm der damalige Bergcommissionsrath von Oppel das Directorium. Unter ihm wurde die Localadministration der Manufactur zweckmässiger organisirt und die Fabrik hat seit dieser Zeit an Malerei und Form gewonnen, und ihr Vertrieb ist, trotz der jährlich neu entstehenden Anstalten dieser Art, eher gestiegen als gefallen. Ausser der Hauptniederlage zu Meissen, hält die Manufactur Waarenlager zu Dresden und Leipzig. Der Zutritt in die Fabrik, wo besonders die Malerstuben, die Vergoldung, das Drehen der Geschirre, das Poussiren und das Waarenlager für den Beschauer interessant sind, wird jedem anständigen Fremden gestattet, und die Vorsteher besorgen mit grosser Gefälligkeit das Herumführen.

Meissen hängt mit dem rechten Ufer der Elbe durch eine über diesen Fluss führende Brücke zusammen, von deren erstem Entstehen[WS 1] sich keine Nachrichten vorfinden, wohl aber steht so viel fest, dass sie schon 1291 vorhanden und gleich Anfangs mit steinernen Pfeilern versehen gewesen sei. Zweimal wurde das Holzwerk dieser Brücke durch aufgethürmtes Elbeis, sowie dreimal durch Kriegsflammen vernichtet und achtmal auf ähnliche Weise zum grossen Theil ruinirt. Grosse Summen kosteten die Wiederherstellungen der Stadt-Commun, deren Eigenthum die Brücke war. Da brachten ihr in der Mitternacht des 12. März 1813 französische Pechkränze den letzten Untergang, und seit 1814 ist diese auf Kosten des Fiscus wieder in Stand gesetzte Brücke Staats-Eigenthum, dem Meissner Stadtrathe aber für den Verlust des Brückenzolls 2000 Thlr. jährliche Entschädigung festgesetzt.

Die Nahrung der Stadt war vor dem Erbau der Leipzig-Dresdner Eisenbahn eine sehr bedeutende. Jahr aus Jahr ein brachte der Dresdner Lohnkutscher Reisende der Stadt und den Gasthöfen zu, und der Bruder Studio mit dem ernsten Geschäftsreisenden, mit launigen Schauspielern und andern genialen Künstlern in Gesellschaft sah man die Strassen Meissens täglich und stündlich durchwandern, und dem Meissner Rebensaft wurde fleissig zugesprochen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Enstehen
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/233&oldid=- (Version vom 30.4.2018)