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friedlichen Aufenthalt für die Musen zu suchen. Im November 1409 langte derselbe mit Professoren und einigen Tausend Studenten begleitet, im Meissner Lande an, den Markgrafen, nachmaligen Kurfürsten Friedrich den Streitbaren um Schutz und Aufnahme bittend. Diese Bitte wurde gewährt, Leipzig als Niederlassungsort angewiesen und so die Universität Leipzig gestiftet. Dr. Johann Hofmann wurde Domherr in Meissen und später im Jahre 1427 zum Bischof erwählt. Im hohen Alter erreichte ihn der Tod auf dem Schlosse Stolpen. Der letzte in der Domkirche begrabene Bischof ist Johann VII. von Schleinitz, im Jahre 1532 verstorben. Von markgräflichen und fürstlichen Grabmälern, welche in der Domkirche sich befanden, sind nur noch zwei vorhanden, worunter Markgraf Wilhelm der Einäugige und seine früher verblichene Gemahlin Elisabeth ruhen. Ausserhalb der Kirche, gleich vor deren Haupteingange, bezeichnet ein Stein das Grab eines böhmischen Ritters Beneda, welcher bei seinem Herzog Wratislaw in Ungnade gefallen, dessen Schwiegersohn, den Graf Wieprecht von Groitzsch um Fürsprache ersuchte und dessen Rathe zufolge sich einstweilen nach Meissen unter den Schutz des Bischofs Benno begab.

In diese Zeit fällt die Belagerung Meissens Seitens des Herzogs, um eine Beschimpfung, welche hier sein Sohn und dessen Truppen erfahren, blutig zu rächen. Unter Versprechung sichern Geleites lockte der Herzog den Ritter Beneda heraus in sein Feldlager an der Triebisch und empfing ihn mit verstellter Freundlichkeit. Der Herzog war entzückt über Beneda’s Schwert und wünschte es zu sehen. Beneda überreichte es dem Herzog, der es augenblicklich mit einem Winke seinem Kämmerer hinhielt. Diesen Wink bemerkend, riss der Ritter das Schwert dem Kämmerer aus der Hand, durchbohrte ihn und brachte den zur Wehr sich setzenden Herzog drei Wunden bei. Dieser Auftritt machte Aufsehen in Lager, und bald war Beneda von Bewaffneten umringt und erlag der Uebermacht. Seinen Körper schleppte man am Schweife eines Pferdes aus dem Lager.

Der ganze Vorfall veranlasste Bischof Jerominir den Herzog in den Bann zu thun und der Bischof Benno bestimmte den Gefallenen ein ehrliches Begräbniss, worauf ihm die oben erwähnte Ruhestätte zu Theil wurde.

Unter zehn Kapellen, welche sich in und an der Domkirche befinden, wird die „der heiligen Maria Magdalena“ bereits im Jahre 1274 erwähnt und soll älter als die Domkirche selbst sein. Von derselben durch einen sogenannten Kreuzgang getrennt, dient sie seit 1823 als Kornmagazin. Die alte Kapelle „Allerheiligen“ wurde seit den ältesten Zeiten zu den Conventen des Capitels gebraucht und seit 1701 besser dazu eingerichtet. Die neue Capelle „Allerheiligen“ dient wenigstens schon seit 1470 als Sacristei und ein unter derselben befindliches Gewölbe als Stiftsarchiv.

Auch die Kapelle der heiligen Dreieinigkeit dient zum Archive. In dieselbe führt aufwärts eine Treppe. Ein drittes Archiv befindet sich in der 1504 gestifteten Kapelle der heiligen drei Könige. Hier spielten, wie die Sage erzählt, zwei Chorknaben während der hohen Messe Karte und wurden vom Satan durch die Lüfte fortgeführt. Daher der gemeine Mann diese Kapelle die „Teufelskapelle“ nennt. Durch eine in den Fussboden mit Eisen vergitterte Oeffnung erhielt ehemals sein Licht ein hier befindliches unterirdisches Gewölbe, welches früher geistlichen Inculpaten diente. Aus diesem Souterain soll ein unterirdischer Gang nach dem Nonnenkloster zum heiligen Kreuz gelaufen sein. Die grösste unter allen Kapellen ist die fürstliche Begräbniss-Kapelle, welche Kurfürst Friedrich der Streitbare gestiftet hat, der hier mit seiner Gemahlin Katharina seit dem Jahre 1577 ruht.

Die letzte Beisetzung in der Prinzessin Anna, Tochter des Kurfürsten Moritz und Gemahlin Wilhelms, Prinzen von Oranien, erfolgte im Jahre 1577.

Eine steinerne, neun Ellen hohe Gallerie, auf welcher Bischöffe und Domherren ihre Sitze hatten und die jetzigen Capitularen noch haben, trennt gleichsam den Altarplatz von dem übrigen Theile der Kirche.

Der mit einem Flügelbilde von Lucas Cranach geschmückte Altar ist noch der nämliche, der einst, als Hochaltar, bei festlichen Gelegenheiten theuren Schmuck trug.

Der Dienst in der Domkirche wurde früher durch Domherren und später durch die Vicarien derselben verrichtet. Dieses Personal bildete ein geistliches, Domstift genanntes, Institut, welches Kaiser Otto I. am 18. Oct. 967 gründete und zwar zur Befestigung des Christenthums. Von dem grossen Wirkungskreise, welcher diesem Domstifte angewiesen war, zeugen die früheren Grenzen den Ursprung der östlichen Mulde bis deren Ausfluss in die Elbe. Die innerhalb dieser Grenzen Wohnenden waren zu Entrichtung des Zehnten von Früchten, Vieh, Geld u. s. w. an das Domstift verpflichtet. Ein von Haugwitz, genannt Johann IX., resignirte als letzter Bischof von Meissen 1581, von wo an der Landesherr das Stift regierte.

Gegenwärtig bilden das Meissner Hofstift nur noch 8 Capitularen, nämlich ein Dompropst, ein Domdechant, ein Senior, ein Cantor, ein Custos und drei Domherren. An Gebäuden besitzt das Domkapitel die Domkirche, mit Ausnahme der Fürstenkapelle, die Curien der Domprobstei und Dechanei, das Capitelhaus, den Domkeller, fünf Häuser auf der Domfreiheit, sowie zwei in der Stadt und Vorstadt. In der Domkirche wird Sonn- und Feiertags Gottesdienst und wöchentlich eine Betstunde gehalten. Die Functionen eines Cantors und Küsters versorgen die in gleicher Qualität bei der Stadt- und Marienkirche angestellten.

Wenden wir unsern Blick von dem dem Schlossberge benachbarten Berge zu, so erblicken wir wiederum ein bald eben so altes als ehrwürdiges Gebäude, die St. Afrakirche, um das Jahr 1025 vom Bischof Dietrich I. erbaut, und der heiligen Afra gewidmet. Bekanntlich stellt die Legende diese cyprische Königstochter in die Reihen der frommen Büsserinnen, indem erzählt wird: ihr Geschick habe sie von Cypern nach Augsburg geführt. Hier habe sie lange Zeit ein gewinnreiches Hetairengeschäft getrieben. Durch den Bischof Narcissus bekehrt, habe sie in der Diocletianischen Christenverfolgung (303) den Märtyrertod erduldet; aber ihr Körper sei in den Flammen unversehrt geblieben. Unter Kaiser Heinrich II. gewann sie als Heilige einen ausgebreiteten Ruf und Dietrich I. benannte die neugestiftete Kirche nach ihr, vielleicht um seinen Domherren, die auf jenem Berge die meisten Curien hatten, eine ernste Gewissensrüge zu ertheilen. Im Jahre 1280 bis 1299 wurde diese Kirche erweitert, der Bau aber erst im Jahre 1327 vollendet.

Die in derselben vorhandene Kanzel liess Anna Felicitas von Schleinitz auf Graupzig aus ihren Mitteln bauen und die daran befindlichen Figuren stellen Familienglieder dieser Erbauerin dar. In der Kirche war noch 1776 ein mit dem Zwickauer Stadtwappen bezeichneter Stein bemerklich, welcher das Grab von vier Zwickauer Rathsherren bedeckt. Zwickau hatte nämlich einen Landvoigt getödtet, und hierauf diese vier Männer nach Meissen geschickt, um bei dem Markgraf Wilhelm Verzeihung solcher Selbsthülfe zu erbitten. Der Markgraf gestattete den Abgesandten keinen Zutritt, sondern liess die Unglücklichen sofort ohne Verhör vor dem Schlosse enthaupten.

In der Stiftungsurkunde Bischof Dietrichs II. wird die Kirche ecclesia secundaria ecclesiae cathedralis genannt. In ihr versammelten sich die Burggrafen mit ihrem glänzenden Rittergefolge. In ihr sangen die Augustinerchorherren des von Dietrich II. im Jahre 1205 gestifteten Klosters zu St. Afra ihre Horen. Mit der Errichtung des Klosters zu St. Afra ist auch die Afraschule im Jahre 1205 entstanden, welche ursprünglich mehr eine Sing-, als eine gelehrte Schule war. Sie wurde, nebst der schon vorhandenen Domschule, von Heinrich dem Frommen im Jahre 1540 aufgehoben, der dafür die jetzige Raths- oder Stadtschule stiftete. Allein der Herzog Moritz war auf eine allgemeine Schulreform bedacht, wobei ihm Georg von Commerstädt, Ernst von Miltitz und Johann Rivius mit Rath und That unterstützten.

So wurde am 17. Januar 1543 mit Einstimmung der Landstände beschlossen, von der ehemaligen geistlichen Lehre, Klostergütern und Einkünften drei allgemeine Landschulen zu Pforta, Meissen und Merseburg zu stiften, und schon am 3. Juli desselben Jahres wurde die Fürstenschule zu Meissen feierlich eröffnet, welche an die Stelle des vormaligen Afraklosters trat. Obschon die Stiftungs-Urkunde die Afraschule als alleinige Schule für Bildung künftiger Staatsdiener bezeichnet, so wurde 50 Jahre nach ihrer Gründung von einigen Räthen Christian I. diesem Fürsten der Vorschlag gemacht, die Fürstenschulen wieder eingehen zu lassen; aber Christian antwortete kernig und redlich: „Lasst mir diese drei Bethäuser in Frieden! Gehen diese ein, so wird euch alle der Teufel

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/232&oldid=- (Version vom 17.1.2018)